Männertaxi: Eine turbulente Komödie (German Edition)
angefahren: »Waldemar, wer ist diese Frau?«
»Schatz, reg dich nicht auf, die arbeitet irgendwie … beim Bäcker, glaube ich. Oder im DVD-Verleih? Nee, ist das nicht die Sprechstundenhilfe von Dr.Müller?«
»Wen willst du eigentlich für dumm verkaufen? Wer ist die Schnalle? Geht das schon lange mit euch? Die schnapp ich mir jetzt erst einmal, und dann bist du dran, Waldemar, gnade dir Gott!«
Zum Glück rettete mich damals ein beherzter Hechtsprung in einen Hauseingang; wer weiß, was die eifersüchtige Horrorfilmguckergattin sonst getan hätte. Waldemar kam danach zum Glück nicht mehr ins Snack & See .
Wie auch immer: Auch Priscilla hat mich nicht erkannt, was mir nun die Möglichkeit gibt, sie unauffällig zu mustern, ohne mein Gesicht verbergen zu müssen. So sportlich, wie sie sich am Telefon beschrieben hat, ist sie ganz sicher nicht, es sei denn, man würde auch bei meinem Anblick sofort Sportskanone denken. Komisch, oder? Sie ist gar nicht darauf angewiesen, sich anzupreisen, es muss ihr eigentlich nicht einmal wichtig sein, dass sie Sven gefällt – sie mietet ihn schließlich nur. Aber wahrscheinlich würde ich es genauso machen. Wir Frauen neigen doch dazu, immer besonders gut aussehen zu wollen, ob es nun nötig ist oder nicht. Männer sind da anders. Tom ist früher am Sonntagmorgen ungeduscht zum Brötchenholen gegangen, die Haare von der Nacht zerzaust und mit den knittrigen Klamotten vom letzten Abend. Das war ihm ganz egal. So wie Herrn Möller seine alten Spruch-T-Shirts gar nicht als Fashion-Fauxpas auffallen. Männer sind so. Und ich finde das zu gleichen Teilen na ja und beneidenswert.
Miss Nicht-ganz-so-sportlich schaut sich suchend im Café um. Als sie zu mir hinüberschaut, nehme ich schnell einen Schluck Wein und schlage die Augen nieder. Irgendwie fühle ich mich ertappt, weil ich sie gerade so aufmerksam gemustert habe. Sie sieht nicht schlecht aus, wirklich nicht. Aber einfach ganz normal – und nach der Erfahrung mit Simons Hexe hatte ich irgendwie erwartet, dass jetzt wieder so ein Geschoss zur Tür hereinkommen würde, auf die sie nun langsam zusteuert.
Was mache ich jetzt? Aufstehen und ihr erklären, wer ich bin und dass Sven sicher gleich kommt? Nee, das geht nicht. Dann wüsste sie, dass ich das Treffen heimlich beobachten will, und das wäre viel zu unprofessionell. Aber was mache ich, wenn …
In genau diesem Moment geht die Tür auf, und Sven betritt schwungvoll den Raum. Na endlich! Doch das Erste, was mir auffällt, ist die Tatsache, dass er die Zeitung nicht dabeihat. Na super. Was nun?
Priscilla ist direkt vor ihm stehen geblieben – aber Sven schaut durch sie durch. Oder besser ausgedrückt: über sie hinweg, denn er ist locker anderthalb Köpfe größer als sie. Ich fange an, möglichst unauffällig seine Aufmerksamkeit zu erregen, was dazu führt, dass ich mich laut räuspere, ihm mit der einen Hand winke und mit der anderen auf die Dame vor ihm zeige – und das so verdruckst, damit es außer ihm niemand mitbekommt, dass es vermutlich reichlich seltsam aussieht.
»Geht es Ihnen nicht gut?«, erkundigt sich deswegen auch prompt Priscilla, die ja schließlich direkt vor meinem Tisch steht.
»Was? Äh … nee … ich habe nur einen Krampf«, behaupte ich. Glücklicherweise hat Sven mich endlich entdeckt – und versteht mein Gehampel richtig. Er holt seinen Porscheschlüssel aus der Tasche, lässt ihn locker um seinen Finger kreisen und sagt:
»Warten Sie vielleicht auf das Taxi?« Dabei schenkt er ihr das bezauberndste Lächeln aus seinem Repertoire. Entweder sie gefällt ihm deutlich besser als mir, oder der gute Sven ist bereits bei seinem ersten Einsatz ein Vollprofi.
»Ja! Ooooh, ja, genau die bin ich!« Priscilla strahlt ihn an, als hätte er ihr gerade die frohe Kunde überbracht, dass sie den Millionenjackpot im Lotto geknackt hätte.
»Darf ich mich vorstellen? Ich bin Sven, Ihr Begleiter für den Abend.« Mit gesenkter Stimme fügt er hinzu: »Und für die Nacht, wenn Sie es wünschen.«
Okay, es läuft gut! Ich bin begeistert und lehne mich erleichtert zurück.
Da nur noch der Tisch neben mir frei ist, müssen sich die beiden dort hinsetzen.
»Können wir uns bitte duzen? Das wäre mir lieber. Ich heiße übrigens Priscilla.« Sie mustert Sven von oben bis unten und scheint von ihrer Wahl sehr angetan zu sein.
»Was für ein wunderschöner Name. Aber hat dir schon mal jemand gesagt, dass du wie diese tolle Schauspielerin
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