Märchen aus 1001 Nacht
fragte Abu Kir ihn: âWoher war dir diese hohe Stellung zuteil?â Und jener gab ihm zur Antwort: âDer dir Segen verlieh, verlieh ihn auch mir! Ich ging zum König und schilderte ihm die Art eines Warmbades; da befahl er, mir eins zu erbauen.â Darauf sagte Abu Kir: âSo wie du mit dem König bekannt bist, bin ich auch mit ihm bekannt; und so Allah der Erhabene will, werde ich ihn veranlassen, dass er dich um meinetwillen noch mehr liebt und noch höher ehrt als bisher. Denn er weià nicht, dass du mein Freund bist; ich aber will ihm von unserer Freundschaft berichten und dich ihm empfehlen.â Doch Abu Sir entgegnete ihm: âEs bedarf keiner Empfehlung; denn er, der die Herzen geneigt macht, lebt noch. Der König hat mich schon lieb gewonnen und, wie er, so auch sein ganzer Hof; und er hat mir dies und das gegeben.â Nachdem er dem Färber darauf seine ganze Geschichte erzählt hatte, sprach er zu ihm: âLege deine Kleider ab hinter der Kiste und tritt ins Bad ein; ich komme mit dir, um dich abzureiben!â Da legte Abu Kir seine Gewänder ab und trat in das Bad ein; und Abu Sir ging mit ihm, seifte ihn ein und rieb ihn ab, legte ihm die Kleider wieder an und bediente ihn, bis er wieder hinausging. Nachdem aber der Färber herausgekommen war, brachte Abu Sir ihm das Mittagsmahl und die Scherbette; und alle Leute wunderten sich darüber, dass er ihm so hohe Ehren erwies. Als jedoch Abu Kir ihm etwas geben wollte, schwor er, von ihm könne er nichts nehmen und fügte hinzu: âSchäme dich, so etwas zu tun! du bist doch mein Gefährte und zwischen uns ist kein Unterschied.â Dann aber sagte Abu Kir zu Abu Sir: âLieber Freund, bei Allah, dies Bad ist groÃartig, allein deiner Kunst hier mangelt noch etwas.â Was fehlt ihr denn?â fragte jener; und Abu Kir fuhr fort: âDas Mittel, das aus einer Verbindung von Arsenik und ungelöschtem Kalk besteht und das die Haare mit Leichtigkeit entfernt. Bereite dir dies Mittel; und wenn der König kommt, so reiche es ihm und zeige ihm, wie dadurch die Haare ausfallen; dann wird er dich sehr lieb gewinnen und dich ehren!â âdu hast rechtâ, erwiderte Abu Sir, âso Allah will, werde ich das bereiten.â Darauf ging Abu Kir hinaus, bestieg sein Maultier und ritt zum König, trat vor ihn und sprach zu ihm: âIch möchte dir einen guten Rat geben, O gröÃter König unserer Zeit.â âUnd wie lautet dein Rat?â fragte der Herrscher; da sagte der Färber: âZu mir drang die Kunde, dass du ein Badehaus hast bauen lassen.â Der König sprach: âJawohl, es kam ein Fremdling zu mir und ich habe es ihm errichtet, wie ich dir die Färberei da errichtet habe. Es ist ein prächtiges Bad und es gereicht meiner Stadt zur Zierde.â Und er begann ihm alle Vorzüge jenes Bades zu schildern. Und Abu Kir fragte nun: âHast du es besucht?â und als der König erwiderte: âJawohlâ, rief er: âPreis sei Allah, der dich vor dem Unheil dieses Schurken und Glaubensfeindes, des Bademeisters, dort errettet hat!â âWas ist es mit ihm?â fragte der König; und Abu Kir antwortete: âWisse, O gröÃter König unserer Zeit, wenn du von heute ab noch einmal dorthin gehst, so bist du des Todes.â âWarum denn?â fragte nun der König; und der Färber fuhr fort: âDer Bademeister ist dein Feind und der Feind des Glaubens und er hat dich nur deshalb dazu bewogen, dies Bad zu errichten, weil er dir darin Gift einflöÃen will. Denn er hat etwas für dich vorbereitet und wenn du ins Bad eintrittst, so wird er es dir bringen und zu dir sprechen: âDies ist ein Mittel, das einem jeden, der sich unten damit einreibt, mit Leichtigkeit die Haare entfernt.â Es ist aber kein solches Mittel, sondern eine gefährliche Arznei, ja ein tödliches Gift. Denn der Sultan der Christen hat diesem gemeinen Kerl versprochen, er wolle ihm, wenn er dich töte, seine Frau und seine Kinder aus der Gefangenschaft freilassen; seine Frau und seine Kinder sind nämlich in Gefangenschaft bei dem Sultan der Christen und auch ich war bei ihm in ihrem Lande gefangen. Aber ich tat eine Färberei auf und ich färbte für sie in mancherlei Farben, sodass sie mir das Herz des Königs geneigt machten und er zu mir sprach: âWelche Gnade erbittest du dir?â Da erbat ich mir von ihm die
Weitere Kostenlose Bücher