Märchen aus 1001 Nacht
es anschauten, riefen sie: âWas ist denn das?â Abu Sir antwortete ihnen: âDas ist ein Badehausâ und sie waren voll von Bewunderung. Dann machte er das Wasser heià und setzte das Bad in Betrieb; und in dem groÃen Becken richtete er einen Springbrunnen ein, der die Sinne aller Städter, die ihn erblickten, gefangen nahm. Von dem König aber erbat er sich zehn Mamelucken, die noch nicht erwachsen waren; und der gab ihm zehn Mamelucken so schön wie Monde. Darauf knetete er sie und sprach zu ihnen: âTut so mit den Kunden!â Nachdem er noch Weihrauch angezündet hatte, sandte er einen Ausrufer aus, der in der Stadt ausrief und sprach: âIhr Geschöpfe Allahs, auf ins Bad, das da heiÃt das Königliche Bad!â Die Leute strömten zu ihm herbei und er befahl den Mamelucken, ihnen den Leib zu waschen; danach stiegen die Leute in das Becken und nachdem sie wieder herausgekommen waren, setzten sie sich auf die Estrade und die Mamelucken kneteten sie, wie Abu Sir es sie gelehrt hatte. Drei Tage lang konnten die Leute ins Bad kommen und sich dort nach Herzenslust erquicken und dann wieder fortgehen, ohne zu bezahlen. Am vierten Tag aber lud er den König ins Bad; und der saà mit den GroÃen seines Reiches auf und ritt mit ihnen zum Badehause. Dort legte er seine Kleider ab und trat ins Innere, während Abu Sir mit ihm ging; der rieb den König und holte von seinem Leibe den Schmutz herunter, Lampendochten gleich und als er sie ihm zeigte, war der Herrscher froh; wenn er nun die Hand auf seinen Leib legte, ertönte ein Klang von Weichheit und Sauberkeit. Nachdem Abu Sir den Leib des Königs gewaschen hatte, mischte er Rosenwasser in das Wasser des Beckens und der König stieg hinein; als er wieder herauskam, war sein Leib erfrischt und ein Wohlgefühl kam über ihn wie er es noch nie in seinem Leben verspürt hatte. Darauf bat der Barbier ihn, sich auf die Estrade zu setzen und die Mamelucken kneteten ihn, während die Räucherpfannen den Duft von Nadd verbreiteten. Da sagte der König: âMeister, ist dies das Warmbad?â âJawohlâ, erwiderte jener; und der König fuhr fort: âBei meinem Haupte, meine Stadt ist erst durch dies Badehaus zur Stadt geworden.â Dann fragte er den Meister: âWelchen Lohn nimmst du von jedem Besucher?â Abu Sir erwiderte: âWas du mir befiehlst, will ich nehmen.â Der König befahl, ihm tausend Dinare zu geben und sagte zu ihm: âNimm von jedem, der sich bei dir badet, tausend Dinare.â Doch Abu Sir entgegnete: âVerzeihung, O gröÃter König unserer Zeit, die Menschen sind nicht alle gleich, sondern es gibt unter ihnen Reiche und Arme. Wenn ich von einem jeden tauend Dinare nehme, so wird das Bad leer stehen; denn die Armen können nicht tausend Goldstücke bezahlen.â âWie willst du es denn mit dem Preise halten?â fragte der König; und der Barbier gab zur Antwort: âIch will den Preis der GroÃmut überlassen. Ein jeder, der etwas zu zahlen vermag und dem seine Seele es nicht verargt, wird es geben; wir wollen von jedermann das nehmen, was er zu geben vermag. Wenn es so gehalten wird, dann werden die Leute zu uns kommen; wer da reich ist, soll nach seinem Stande zahlen; wer da arm ist, möge geben, wie es seiner Seele beliebt. Auf diese Weise wird das Bad blühen und herrlich gedeihen. Was aber die tausend Dinare betrifft, so sind sie eines Königs Gabe und nicht ein jeder ist dazu imstande.â Die GroÃen des Reiches pflichteten ihm bei, indem sie sprachen: âDas ist wahr, O gröÃter König unserer Zeit! Glaubst du, alle Menschen wären dir gleich, O ruhmvoller König?â âEure Worte sind richtigâ, erwiderte der Herrscher, âdoch dieser Mann ist ein armer Fremdling und es geziemt uns, groÃmütig an ihm zu handeln. Denn er hat in unserer Stadt dies Badehaus errichtet, dessen gleichen wir nie in unserem Leben gesehen haben und ohne das unsere Stadt schmucklos war und kein Ansehen hatte. Wenn wir ihm also einen höheren Lohn schenken, so ist es doch nicht zu viel.â Darauf sagten die GroÃen: âWenn du freigebig gegen ihn sein willst, so lohne ihn mit deinem Gelde; und den Armen möge sich die Huld des Königs darin zeigen, dass der Preis des Badens niedrig sei, auf dass die Untertanen dich segnen! Was die tausend Dinare betrifft, so sind wir die GroÃen deines
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