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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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eine Sklavin hinter den Geldkasten; denn er hatte vier Sklavinnen den Dienst im Badehause gelehrt, sodass sie geschickte Badewärterinnen geworden waren. Als dann die Königin eintrat, gefiel es ihr dort und die Brust wurde ihr weit; und sie zahlte tausend Dinare. So verbreitete sich sein Ruf in der Stadt und einen jeden, der da kam, behandelte er ehrenvoll, mochte der reich oder arm sein. Von allen Türen strömte Reichtum zu ihm herein; und er wurde auch mit den Leibgarden des Königs bekannt und gewann sich Freunde und Vertraute. Der König selbst pflegte in jeder Woche an einem Tage zu ihm zu kommen und ihm jedesmal tausend Dinare zu geben; die anderen Tage der Woche waren für die Vornehmen und die Armen bestimmt. Und Abu Sir war gegen alle Leute zuvorkommend und behandelte sie auf das freundlichste. Eines Tages begab es sich, dass auch der Kapitän des Königs zu ihm ins Badehaus kam; da zog Abu Sir selbst ihm die Kleider aus, ging mit ihm hinein und begann ihn zu kneten und behandelte ihn mit der größten Höflichkeit. Und als jener aus dem Bade kam, bereitete er ihm Scherbette und Kaffee; doch wie er ihm etwas geben wollte, schwor Abu Sir, dass er nichts von ihm nehmen wolle. Daher fühlte der Kapitän sich ihm verpflichtet wegen seiner übergroßen Freundlichkeit und Güte gegen ihn und er wusste nicht, was er dem Badebesitzer schenken sollte, um ihm seine Großmut zu vergelten. So nun erging es Abu Sir.
    Sehen wir aber, was Abu Kir inzwischen tat! Er hörte, wie alle Leute immer von dem Bad redeten und wie ein jeder von ihnen sagte: “Dies Bad ist ein Paradies auf Erden, ganz sicherlich, du da, du musst, so Allah will, morgen mit uns in dies köstliche Bad gehen!” Da sprach Abu Kir bei sich selber: “Ich muss doch auch wie die anderen Leute hingehen und mir dies Bad anschauen, das die Sinne der Menschen bezaubert.” Darauf legte er die prächtigsten Gewänder an, die er besaß, bestieg ein Maultier und nahm vier Sklaven und vier Mamelucken mit sich, die hinter ihm und vor ihm laufen mussten; so begab er sich zum Badehause und stieg an dessen Tür ab. Wie er nun dort an der Tür stand, roch er schon den Duft des Nadd und sah, wie die Leute ein und aus gingen und wie die Steinbänke voll waren von Vornehmen und Geringen. Da trat er in die Vorhalle ein und erblickte Abu Sir, der sich erfreut vor ihm erhob. Abu Kir aber sprach zu ihm: “Ist dies die Art wohl geborner Leute? Ich habe eine Färberei eröffnet und bin Meister dieser Stadt geworden, ich bin mit dem König bekannt und bin zu Glück und Ansehen gelangt und doch kommst du nicht zu mir, fragst nicht nach mir und sagst nicht: “Wo ist mein Gefährte? Ich habe immer vergeblich nach dir gesucht, ich habe meine Sklaven und Mamelucken ausgesandt, um nach dir zu forschen in den Herbergen und an allen anderen Orten; aber sie erfuhren nicht, wohin du gegangen warst und niemand konnte ihnen von dir Kunde geben.” Abu Sir erwiderte ihm: “Bin ich nicht zu dir gekommen? Hast du mich nicht einen Dieb geheißen, mich geschlagen und mich vor allem Volk entehrt?” Nun stellte Abu Kir sich bekümmert und sprach: “Was für ein Gerede ist das? Bist du es etwa gewesen, den ich geschlagen habe?” “Ja, ich bin es gewesen”, antwortete Abu Sir; doch Abu Kir schwor ihm tausend Eide, dass er ihn nicht erkannt habe und sprach: “Da war einer, der dir gleich sah und der jeden Tag kam, um die Stoffe der Leute zu stehlen und da muss ich gedacht haben, du wärst der Mann.” Und er heuchelte Reue, schlug die eine Hand auf die andere und rief: “Es gibt keine Macht und es gibt keine Majestät außer bei Allah, dem Erhabenen und Allmächtigen. Ja, wahrlich, wir haben böse an dir gehandelt. Hättest du dich nur zu erkennen gegeben und gesagt: “Ich bin der und der! Eigentlich ist es deine Schuld, weil du dich mir nicht zu erkennen gabst, zumal da ich durch das Übermaß von Geschäften ganz verwirrt war!” Darauf sagte Abu Sir: “Allah vergebe dir, mein Freund! Dies war im geheimen Ratschluss vorherbestimmt und Allah macht alles wieder gut. Nun tritt ein, lege deine Kleider ab, bade und sei guter Dinge!” Als Abu Kir bat: “Um Allahs willen, vergib mir, mein Bruder!” erwiderte Abu Sir: “Allah spreche dich frei von deiner Schuld und vergebe dir! Dies war von Ewigkeit her für mich bestimmt.” Dann

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