Märchen aus 1001 Nacht
barfuss, barhaupt und gefesselt herbei!â Nun saà der Färber in seinem Hause da, froh über den Tod des Abu Sir. Doch ehe er sich dessen versah, stürzten die Wachen des Königs auf ihn zu und Hiebe sausten auf seinen Nacken; dann fesselten sie ihn und schleppten ihn vor den König. Dort sah er Abu Sir neben dem König sitzen und den Pförtner des Chans und die Arbeiter der Färberei vor ihm stehen. Der Pförtner der Herberge fragte ihn: âIst dies nicht dein Gefährte, dem du sein Geld gestohlen und den du krank bei mir im Zimmer hast liegen lassen und dem du das und das angetan hast?â Und die Arbeiter der Färberei sagten: âIst dies nicht der Mann, den du uns ergreifen hieÃest und den wir prügeln mussten?â Da wurde dem König die Gemeinheit des Abu Kir offenbar und er sah ein, dass jener noch ärgere Strafen verdiente als die von Munkar und Nakir. Deshalb sprach der König: âErgreift ihn und führt ihn in der Stadt und auf dem Markte umher; dann tut ihn in einen Sack und werft ihn ins Meer!â Doch Abu Sir sagte: âO gröÃter König unserer Zeit, nimm meine Fürsprache für ihn an; denn ich vergebe ihm alles, was er mir angetan hat!â Allein der König erwiderte: âWenn du ihm auch seine Vergehen gegen dich verzeihst, so kann ich ihm doch nicht verzeihen, was er an mir gesündigt hat.â Und so rief er: âErgreift ihn!â Da ergriffen sie ihn und führten ihn umher; und dann legten sie ihn in einen Sack und taten zu ihm ungelöschten Kalk hinein und warfen ihn ins Meer.
Und er starb ertränkt und vom Feuer versengt. Nun sprach der König: âO Abu Sir, erbitte eine Gnade von mir, sie soll dir gewährt sein.â Jener erwiderte ihm: âIch erbitte von dir die Gnade, dass du mich in mein Land heim sendest; denn ich trage kein Verlangen mehr danach, hier zu weilen.â Da schenkte der König ihm noch viel zu dem hinzu, was er schon an Geld und Gut und Gaben besaÃ; ferner gab er ihm eine Galeone, die mit Gütern beladen war und deren Mannschaft aus Mamelucken bestand; auch diese schenkte er ihm, nachdem er ihm angeboten hatte, ihn zum Wesir zu machen, Abu Sir es aber abgelehnt hatte. Darauf nahm dieser vom König Abschied und reiste ab; alles auf der Galeone war sein Eigentum, auch die Seeleute waren seine Mamelucken. So fuhr er dahin, bis er zum Lande von Alexandrien kam; dort bei der Stadt Alexandrien warfen sie Anker und gingen an Land. Einer von seinen Mamelucken aber entdeckte einen Sack am Strande und er sprach: âO Herr, dort am Strande liegt ein groÃer, schwerer Sack; seine Ãffnung ist zugebunden und ich weià nicht, was darin ist.â Da kam Abu Sir herbei und öffnete den Sack; und er fand darin Abu Kir, den die Meeresströmung nach Alexandrien getrieben hatte. Er nahm die Leiche heraus und begrub sie in der Nähe der Stadt, erbaute darüber eine Grabkapelle und stattete sie mit Stiftungen aus. Ãber der Tür des Grabmals aber lieà er diese Verse einmeiÃeln:
Der Mann wird in der Welt erkannt an seinem Handeln;
Des Edlen, Freien Taten sind gleich seiner Art.
Verleumde nicht, sonst wirst auch du gar bald verleumdet;
Wer etwas sagt, dem bleibt das Gleiche nicht erspart!
Vermeide schlechtes Wort und führ es nie im Munde,
Magst du im Ernste reden oder auch im Scherz!
Ein Hund, der edles Wesen wahrt, wird gern geduldet;
Dem Löwen, ist er töricht, trifft der Ketten Schmerz.
Und einsam treibt die Leiche oben auf dem Meere,
Indes die Perle drunten liegt in seinem Sand.
Ein Sperling würde nie nach einem Falken jagen,
Es sei aus Narrheit denn und Schwäche an Verstand.
Im Himmel steht geschrieben auf der Liebe Blättern:
Wer Gutes tut, dem wird der gleiche Lohn gereicht.
Drum suche keinen Zucker bei der Koloquinte,
Da jedes Dings Geschmack nur seinem Wesen gleicht!
Hin fort lebte Abu Sir noch eine Weile, bis Allah ihn zu sich nahm; da begrub man ihn neben dem Grabe seines Gefährten Abu Kir. Und deshalb erhielt diese Stätte den Namen Abu Kir und Abu Sir; aber jetzt ist sie nur als Abu Kir bekannt. Dies ist es, was uns von der Geschichte der beiden berichtet wurde. Und Preis sei Ihm, der da lebet in Ewigkeit und durch dessen Willen Tag und Nacht sich im Wechsel reiht!.
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