Märchen aus 1001 Nacht
diese Stadt heiÃt und in welcher Gegend sie liegt!â Alsdann lieà er das Pferd rings um die Stadt kreisen und betrachtete sie von rechts und links. Da sich aber der Tag bereits neigte und die Sonne dem Untergang näher te, sprach er bei sich: Ich finde zum Ãbernachten keinen besseren Ort als diese Stadt; ich will die Nacht hier verbringen und am nächsten Morgen zu meinen Angehörigen und meiner königlichen Residenz heimkehren und will ihnen und meinem Vater mein Abenteuer und alles, was meine Augen schauten, mitteilen. Alsdann schaute er sich nach einem Platz um, wo er sich und sein Pferd ungesehen in Sicherheit bringen könnte, fand jedoch keinen, bis er mit einem Male mitten in der Stadt ein hoch in die Luft ragendes Schloss, umgeben von weiten Mauern mit hohen Zinnen, gewahrte. Da sprach der Prinz bei sich: Schau, das ist ein hübscher Ort und begann den Abstiegswirbel zu drehen, worauf sich das Pferd niederlieÃ, bis es mit ihm auf der Dachterrasse des Schlosses anhielt. Alsdann stieg er von dem Pferde ab und begann, Allah, den Erhabenen, lobpreisend, rings um das Pferd zu gehen und es genau zu betrachten, wobei er sprach: âBei Allah, wer dich mit diesen Eigenschaften schuf, ist fürwahr ein weiser Meister; und so Allah, der Erhabene, meines Lebens Ziel hinaus steckt und mich wohlbehalten meinem Lande und meinen Angehörigen wiedergibt und mich mit meinem Vater wieder vereint, will ich dem Weisen jede Gunst gewähren und es ihm aufs reichste lohnen.â Hierauf setzte er sich auf die Dachterrasse, bis er sicher war, dass alle Leute schliefen.
Da er aber seit der Trennung von seinem Vater nichts genossen hatte und infolgedessen von Hunger und Durst gequält wurde, sprach er bei sich: Ein Schloss wie dieses ist sicherlich nicht ohne Lebensmittel. Dann lieà er das Pferd an einem Platze allein und stieg hinab, um zu schauen, ob er nichts zum Essen fände. Hierbei stieà er auf eine Treppe und gelangte, auf ihr hinabsteigend, auf einen Innenhof, der ganz mit Marmor gepflastert war, sodass er sich über diesen Platz und seine schöne Bauart verwunderte; doch nahm er im ganzen Schlosse nicht den leisesten Laut und kein lebendes Wesen wahr. Ratlos blieb er deshalb stehen und blickte nach rechts und links, ohne zu wissen, wohin er sich wenden sollte, bis er schlieÃlich bei sich sprach: Mir bleibt nichts Ratsameres übrig, als dass ich wieder zu dem Platz zurück kehre, wo mein Pferd steht und dort übernachte; am nächsten Morgen will ich mich dann aufsetzen und fort reiten. Während er aber so da stand und mit sich also redete, sah er mit einem Male, wie ein Licht gerade auf die Stelle zukam, auf welcher er stand und gewahrte bei scharfem Ausspähen um dasselbe eine Mädchenschar, in der sich ein Mädchen von strahlender Schönheit und schlankstem Wuchs befand, welches dem leuchtenden Vollmond glich. Jenes Mädchen war aber die Tochter des Königs dieser Stadt und ihr Vater hatte ihr in seiner groÃen Liebe zu ihr dieses Schloss erbaut, welches sie zu den Zeiten, da sie sich ums Herz beklommen fühlte, mit ihren Mädchen aufsuchte, um einen oder zwei Tage oder noch länger daselbst zu verweilen und dann wieder in ihr Serail zurückzukehren. Es traf sich nun, dass sie gerade in dieser Nacht der Zerstreuung und Aufheiterung halber das Schloss aufsuchte und in Begleitung ihrer Mädchen unter dem Schutze eines schwer umgürteten Eunuchen herangeschritten kam. Nachdem sie das Innere des Schlosses betreten hatten, breiteten sie die Teppiche aus, lieÃen das Räucherwerk in den GefäÃen aufsteigen und scherzten und waren fröhlich und guter Dinge. Während sie aber miteinander scherzten und vergnügt waren, stürzte mit einem Male der Prinz auf den Eunuchen und versetzte ihm eine Ohrfeige, dass er aufs Gesicht stürzte; alsdann riss er ihm das Schwert aus der Hand, stürzte auf die Mädchen, welche die Prinzessin rings umgaben und trieb sie nach rechts und links auseinander. Als die Prinzessin ihn in seiner Schönheit und Anmut erblickte, fragte sie ihn: âBist du etwa mein Brautwerber von gestern, welchen mein Vater abwies, indem er vorschützte, du hättest ein hässliches Gesicht? Bei Allah, mein Vater log, als er dieses Wort sprach, denn du bist im Gegenteil hübsch.â Es hatte sich nämlich der Sohn des Königs von Indien um sie bei ihrem Vater beworben und dieser hatte ihn wegen
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