Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
Vom Netzwerk:
blühenden Auen hatte und einen Sohn gleich dem Mond. Als dieser König eines Tages auf dem Thron seines Königreiches saß, kamen mit einem Male drei Gelehrte zu ihm, von denen der eine einen goldenen Pfau, der andere ein Horn aus Messing und der dritte ein Pferd aus Elfenbein und Ebenholz bei sich hatte. Da fragte sie der König: “Was sind das für Dinge und welchen Nutzen haben sie?” Und der Weise mit dem Pfau antwortete: “Der Nutzen dieses Pfaues besteht darin, dass er jedesmal, wenn eine Tag- oder Nachtstunde verstrichen ist, mit den Flügeln klappt und schreit.” Hierauf sagte der Weise mit dem Horn: “Wenn man dieses Horn auf das Stadttor legt, so dient es als Wächter. Will nämlich ein Feind in die Stadt eindringen, so ertönt es laut wider ihn und er wird dann erkannt und festgenommen.” Alsdann sagte der dritte Weise, der mit dem Pferd: “Mein Herr, der Nutzen dieses Pferdes besteht darin, dass es jeden, der sich darauf setzt, in jedes beliebige Land führt.” Da erwiderte der König: “Ich gewähre euch meine Huld nicht eher, als bis ich diese Gegenstände geprüft habe.” Alsdann erprobte er den Pfau und fand, dass es sich mit ihm so verhielt, wie der Weise es angegeben hatte und in derselben Weise bewährte sich das Horn, sodass der König zu den beiden Weisen sagte: “Erbittet euch eine Gnade.” Da erwiderten sie: “Wir erbitten uns die Gnade, dass du jedem von uns eine deiner Töchter zur Frau gibst.” Hierauf trat der dritte Weise, der Besitzer des Pferdes, herzu und sagte zum König, indem er die Erde vor ihm küsste: “O König der Zeit, gewähre mir dieselbe Gnade wie meinen Gefährten.” Der König erwiderte ihm jedoch: “Zuvor will ich dein Geschenk prüfen.” Nun trat der Sohn des Königs herzu und sagte: “Mein Vater, ich will mich auf dieses Pferd setzen und es erproben und auf seinen Nutzen prüfen”; und der König versetzte: “Mein Sohn, prüfe es nach deinem Belieben.”
    Da erhob sich der Prinz, schwang sich in den Sattel und drückte ihm seine Füße in die Weichen, doch wollte es sich nicht vom Platze regen, sodass er zum Weisen sagte: “Hakim, wo ist denn die Schnelligkeit des Pferdes, die du uns rühmtest?” Infolgedessen trat der Weise zum Prinzen und sagte zu ihm, indem er ihm den Aufstiegswirbel zeigte: “Dreh diesen Wirbel.” Wie nun der Prinz den Wirbel drehte, siehe, da rührte sich das Pferd und stieg mit ihm in die Wolken des Himmels, bis er den Augen entschwunden war. Da wurde der Prinz bestürzt und sprach voll Reue darüber, dass er das Pferd bestiegen hatte: “Der Weise hat mir eine Falle gestellt, um mich zu verderben; es gibt keine Macht und keine Kraft außer bei Allah, dem Hohen und Erhabenen!” Hierauf betrachtete er alle Teile des Pferdes, wobei er etwas, das wie der Kopf eines Hahnes aussah, sowohl auf seiner rechten als auf seiner linken Schulter erblickte. Da sagte er: “Ich finde weiter nichts Auffälliges als diese beiden Knöpfe” und drehte den Knopf auf der rechten Schulter des Pferdes, worauf dasselbe noch schneller mit ihm in den Luftraum emporstieg. Als er dessen gewahr wurde, drehte er den Knopf auf der linken Schulter und nun verlangsamten sich die Bewegungen des Pferdes und es begann sich nach und nach zu senken, wobei der Prinz sorgsam auf sein Leben achtete. Als nun der Prinz dieses gewahrte und die nützlichen Eigenschaften des Pferdes erkannte, da füllte sich sein Herz mit Freude und Fröhlichkeit und er dankte Allah, dem Erhabenen, dafür, dass er ihn gnädiglich dem Verderben entrissen hatte. Den ganzen Tag über senkte sich das Pferd mit ihm, da es ihn beim Aufstieg fern von der Erde fortgehoben hatte, wobei er den Kopf des Pferdes nach Belieben wendete und es bald aufsteigen, bald sich senken ließ, bis er das Pferd gänzlich in seiner Gewalt hatte. Als er sich dann der Oberfläche der Erde wieder genähert hatte, sah er sich die verschiedenen ihm unbekannten Länder und Städte an, über welche er dahin zog, die er in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen hatte und gewahrte hierbei auch eine aufs prächtigste erbaute Stadt inmitten eines in frischestem Grün prangenden Geländes, von Bäumen überschattet und von Bächen durchströmt. Da versank er in Gedanken und sprach: “Wüsste ich doch, wie

Weitere Kostenlose Bücher