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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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waren. Das war dem Hauptmann sehr schmerzlich; er ließ auch sofort nach dem Gauner suchen, aber niemand konnte seiner habhaft werden.

Die Geschichte von Ibrahim Ibn el-Mahdi und dem Kaufmanne
    Der Beherrscher der Gläubigen el-Mamun sprach einst zu Ibrahim ibn el-Mahdi: “Erzähle uns das Wunderbarste, das du je erlebt hast!” Jener erwiderte: “Ich höre und gehorche, O Beherrscher der Gläubigen! Vernimm, ich zog eines Tages zu meinem Vergnügen aus und da führte mich mein Weg zu einem Orte, wo ich den Duft von Speisen roch. Mich verlangte danach und ich blieb stehen, o Beherrscher der Gläubigen; aber ich war unentschlossen und wusste nicht, ob ich weitergehen oder in jenes Haus eintreten sollte. Wie ich nun zufällig meinen Blick hob, entdeckte ich ein Gitterfenster und hinter ihm eine Hand und ein Handgelenk, so schön, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Bei diesem Anblicke war ich wie von Sinnen, ich vergaß den Duft der Speisen um jener Hand und des Handgelenkes willen und ich sann auf ein Mittel, wie ich in das Haus dort hineingelangen könnte. Da sah ich plötzlich einen Schneider in der Nähe; zu dem ging ich heran und grüßte ihn. Nachdem er meinen Gruß erwidert hatte, fragte ich ihn: “Wem gehört dies Haus?”
    â€œEinem Kaufmann”, erwiderte er. Ich fragte ihn weiter: “Wie heißt er denn?” der Schneider antwortete: “Er heißt Soundso, Sohn des Soundso und er verkehrt nur mit Kaufherren.” Während wir so miteinander redeten, nahten sich auf einmal zwei vornehme Männer mit klugen Gesichtern, die beritten waren; und der Schneider erzählte mir, sie seien die vertrautesten Freunde des Kaufmannes und er nannte mir auch ihre Namen. Da trieb ich mein Reittier auf die beiden zu und als ich bei ihnen war, sprach ich: “Ich gebe mein Leben für euch! Abu Fulän wartet schon lange auf euch!” Dann begleitete ich sie, bis wir zum Haustore kamen. Dort trat ich mit den beiden Männern ein und wie mich der Hausherr bei ihnen sah, zweifelte er nicht daran, dass ich ihr Freund sei; somit hieß er mich willkommen und wies mir den ersten Platz an. Dann brachte man den Speisetisch und nun sagte ich mir: “Allah hat mir meinen Wunsch nach diesen Speisen gnädiglich erfüllt; nun bleiben nur die Hand und das Handgelenk noch übrig.” Nachher begaben wir uns zum Trinkgelage in ein anderes Zimmer und ich sah, dass es mit allerlei hübschen Dingen ausgestattet war. Der Hausherr erwies mir besondere Aufmerksamkeit und richtete immer das Wort an mich; denn er hielt mich ja für einen Gast seiner eigenen Gäste, während die beiden ebenfalls mir die größte Höflichkeit erwiesen, da sie meinten, ich sei ein Gast des Hausherrn. So wetteiferten denn alle in ihrer Freundlichkeit gegen mich, bis wir eine Anzahl von Bechern getrunken hatten. Dann trat eine Sklavin bei uns ein; die glich einem Weidenzweig in ihrer großen Schönheit und ihrer zierlichen Gestalt. Und sie griff zur Laute, begann zu singen und ließ dies Lied erklingen:
    Ist’s denn nicht wunderbar, dass ein Haus uns umschließet,
    Und dass du mir nicht nahst, dein Mund kein Wörtlein sagt?
    Die Augen melden nur der Seelen heimlich Sehnen;
    Sie kündigen, wie die heiße Glut am Herzen nagt.
    Und Blicke geben Zeichen, Augenbrauen nicken,
    Und Lider brechen, während Hände Grüße schicken.
    Da war ich im Innersten erregt, O Beherrscher der Gläubigen und mich fasste Entzücken ob des Übermaßes ihrer Schönheit und ob der Zartheit des Liedes, das sie sang. Doch weil ich sie um ihre herrliche Kunst beneidete, sprach ich zu ihr: “Dir fehlt noch etwas, Mädchen!” Da warf sie zornig die Laute aus der Hand und sprach: “Seit wann bringt ihr freche Menschen in eure Gesellschaften?” Nun bereute ich, was ich getan hatte und als ich sah, dass auch die Leute es mir übel nahmen, sagte ich mir: “Jetzt ist mir alles, was ich hoffte, entgangen.” Und ich sah keinen anderen Ausweg, dem Tadel zu wehren, als dass ich um die Laute bat und sprach: “Ich will euch zeigen, was ihr in der Weise, die sie spielte, gefehlt hat.” “Wir hören und gehorchen!” erwiderten die Leute. Dann brachten sie mir eine Laute; ich ließ die Saiten zum Stimmen erklingen und begann dies Lied zu singen:
    Hier ist dein Freund, gebeugt von seinem Liebeskummer,
    Der ihm auf seine Brust

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