Märchen aus 1001 Nacht
waren. Das war dem Hauptmann sehr schmerzlich; er lieà auch sofort nach dem Gauner suchen, aber niemand konnte seiner habhaft werden.
Die Geschichte von Ibrahim Ibn el-Mahdi und dem Kaufmanne
Der Beherrscher der Gläubigen el-Mamun sprach einst zu Ibrahim ibn el-Mahdi: âErzähle uns das Wunderbarste, das du je erlebt hast!â Jener erwiderte: âIch höre und gehorche, O Beherrscher der Gläubigen! Vernimm, ich zog eines Tages zu meinem Vergnügen aus und da führte mich mein Weg zu einem Orte, wo ich den Duft von Speisen roch. Mich verlangte danach und ich blieb stehen, o Beherrscher der Gläubigen; aber ich war unentschlossen und wusste nicht, ob ich weitergehen oder in jenes Haus eintreten sollte. Wie ich nun zufällig meinen Blick hob, entdeckte ich ein Gitterfenster und hinter ihm eine Hand und ein Handgelenk, so schön, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Bei diesem Anblicke war ich wie von Sinnen, ich vergaà den Duft der Speisen um jener Hand und des Handgelenkes willen und ich sann auf ein Mittel, wie ich in das Haus dort hineingelangen könnte. Da sah ich plötzlich einen Schneider in der Nähe; zu dem ging ich heran und grüÃte ihn. Nachdem er meinen Gruà erwidert hatte, fragte ich ihn: âWem gehört dies Haus?â
âEinem Kaufmannâ, erwiderte er. Ich fragte ihn weiter: âWie heiÃt er denn?â der Schneider antwortete: âEr heiÃt Soundso, Sohn des Soundso und er verkehrt nur mit Kaufherren.â Während wir so miteinander redeten, nahten sich auf einmal zwei vornehme Männer mit klugen Gesichtern, die beritten waren; und der Schneider erzählte mir, sie seien die vertrautesten Freunde des Kaufmannes und er nannte mir auch ihre Namen. Da trieb ich mein Reittier auf die beiden zu und als ich bei ihnen war, sprach ich: âIch gebe mein Leben für euch! Abu Fulän wartet schon lange auf euch!â Dann begleitete ich sie, bis wir zum Haustore kamen. Dort trat ich mit den beiden Männern ein und wie mich der Hausherr bei ihnen sah, zweifelte er nicht daran, dass ich ihr Freund sei; somit hieà er mich willkommen und wies mir den ersten Platz an. Dann brachte man den Speisetisch und nun sagte ich mir: âAllah hat mir meinen Wunsch nach diesen Speisen gnädiglich erfüllt; nun bleiben nur die Hand und das Handgelenk noch übrig.â Nachher begaben wir uns zum Trinkgelage in ein anderes Zimmer und ich sah, dass es mit allerlei hübschen Dingen ausgestattet war. Der Hausherr erwies mir besondere Aufmerksamkeit und richtete immer das Wort an mich; denn er hielt mich ja für einen Gast seiner eigenen Gäste, während die beiden ebenfalls mir die gröÃte Höflichkeit erwiesen, da sie meinten, ich sei ein Gast des Hausherrn. So wetteiferten denn alle in ihrer Freundlichkeit gegen mich, bis wir eine Anzahl von Bechern getrunken hatten. Dann trat eine Sklavin bei uns ein; die glich einem Weidenzweig in ihrer groÃen Schönheit und ihrer zierlichen Gestalt. Und sie griff zur Laute, begann zu singen und lieà dies Lied erklingen:
Istâs denn nicht wunderbar, dass ein Haus uns umschlieÃet,
Und dass du mir nicht nahst, dein Mund kein Wörtlein sagt?
Die Augen melden nur der Seelen heimlich Sehnen;
Sie kündigen, wie die heiÃe Glut am Herzen nagt.
Und Blicke geben Zeichen, Augenbrauen nicken,
Und Lider brechen, während Hände GrüÃe schicken.
Da war ich im Innersten erregt, O Beherrscher der Gläubigen und mich fasste Entzücken ob des ÃbermaÃes ihrer Schönheit und ob der Zartheit des Liedes, das sie sang. Doch weil ich sie um ihre herrliche Kunst beneidete, sprach ich zu ihr: âDir fehlt noch etwas, Mädchen!â Da warf sie zornig die Laute aus der Hand und sprach: âSeit wann bringt ihr freche Menschen in eure Gesellschaften?â Nun bereute ich, was ich getan hatte und als ich sah, dass auch die Leute es mir übel nahmen, sagte ich mir: âJetzt ist mir alles, was ich hoffte, entgangen.â Und ich sah keinen anderen Ausweg, dem Tadel zu wehren, als dass ich um die Laute bat und sprach: âIch will euch zeigen, was ihr in der Weise, die sie spielte, gefehlt hat.â âWir hören und gehorchen!â erwiderten die Leute. Dann brachten sie mir eine Laute; ich lieà die Saiten zum Stimmen erklingen und begann dies Lied zu singen:
Hier ist dein Freund, gebeugt von seinem Liebeskummer,
Der ihm auf seine Brust
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