Märchen aus 1001 Nacht
die Tränen rinnen lässt.
Die Rechte hebt er flehend und bittet vom Erbarmer
Erhörung und die Linke hält er ans Herz gepresst.
Die du ihn sterben siehst in seinem Liebesleid, Da sprang die Sklavin auf, warf sich vor meinen FüÃen nieder, küsste sie und rief: âEs ist an dir, mich zu entschuldigen, mein Gebieter! Bei Allah, ich kannte deinen Rang nicht und ich habe noch nie solcher Kunst gelauscht.â Darauf begannen die Leute mich zu ehren und zu feiern; denn sie waren über die MaÃen entzückt. Und ein jeder von ihnen bat mich, noch einmal zu singen; so sang ich denn eine lustige Weise. SchlieÃlich wurden die Gäste trunken, ihr Verstand entwich und sie wurden nach Hause gebracht; nur der Hausherr und das Mädchen blieben. Nachdem er einige Becher mit mir getrunken hatte, sprach er: âLieber Herr, mein Leben ist bisher vergeblich dahingeflossen, da ich bis zu dieser Stunde keinen, der dir gliche, kennen gelernt habe. Doch bei Allah, lieber Herr, sag mir, wer du bist, damit ich weiÃ, welchen Zechgenossen Allah mir heut Nacht beschert hat.â Zuerst gab ich ausweichende Antworten und verriet ihm meinen wahren Namen nicht; aber als er mich beschwor, tat ich ihn ihm kund. Sowie er meinen Namen erfuhr, sprang er auf die FüÃe und sprach: âIch war schon darüber erstaunt, dass ein anderer als du solche Gaben besitzen sollte und das Geschick hat mir heute eine Gunst erwiesen, für die ich ihm nicht genug danken kann. Aber vielleicht ist dies nur ein Traum; wie hätte ich denn sonst je mich des Wunsches vermessen können, dass die Kalifenwürde mein Haus besuchen und heute Nacht mein Trinkgenosse sein möchte?â Als ich ihn dann beschwor, sich zu setzen, lieà er sich nieder und darauf begann er mich in den höflichsten Worten nach dem Anlasse meines Besuches bei ihm zu fragen. Nun erzählte ich ihm die ganze Geschichte von Anfang bis zu Ende und verschwieg ihm nichts; und ich schloss mit den Worten: âWas die Speisen betrifft, so ist mir nunmehr mein Wunsch erfüllt; aber an Hand und Handgelenk habe ich noch nicht erreicht, was ich wünsche.â Da erwiderte er: âAuch an Hand und Handgelenk sollst du deinen Wunsch erfüllt sehen, so Allah der Erhabene will.â Dann rief er: âdu da, Mädchen, sag Derundder, sie möge herunterkommen!â Und er lieà seine Sklavinnen eine nach der anderen kommen und zeigte sie mir alle; aber ich fand sie nicht, die ich meinte. SchlieÃlich sagte er: âBei Allah, hoher Herr, jetzt ist niemand mehr übrig auÃer meiner Mutter und meiner Schwester. Aber bei Allah, ich muss auch sie beide herunterkommen lassen und sie dir zeigen, auf dass du sie siehst.â Erstaunt über seine GroÃmut und Weitherzigkeit sprach ich: âIch will mein Leben für dich dahingeben! Beginne mit der Schwester!â âHerzlich gern!â erwiderte er. Als seine Schwester dann herunterkam und er mir ihre Hand zeigte, siehe, da hatte sie die Hand und das Handgelenk, die ich gesehen hatte. Ich aber rief: âMein Leben will ich für dich dahingeben, sie ist die Maid, deren Hand und Handgelenk ich gesehen habe.â Sofort gab er seinen Dienern Befehl, sie sollten unverzüglich die Zeugen holen und sie taten so. Dann lieà er zwei Beutel mit je zehntausend Goldstücken kommen und sprach zu den Zeugen: âDieser unser Herr und Gebieter, Ibrahim ibn el-Mahdi, der Oheim des Beherrschers der Gläubigen, bittet um die Hand meiner Schwester Soundso; und ich nehme euch zu Zeugen, dass ich sie ihm vermähle und dass er ihr zehntausend Goldstücke als Morgengabe gebracht hat.â Dann fuhr er fort: âIch vermähle dir meine Schwester Soundso, gegen die genannte Morgengabe.â Ich erwiderte: âIch nehme es an und bin damit einverstanden.â Darauf gab er den einen der beiden Beutel seiner Schwester, den anderen aber den Zeugen. Und von neuem hub er an: âGebieter, ich will dir ein Gemach herrichten lassen, darinnen du mit deiner Gattin ruhen kannst.â Da machte die GroÃmut, die er mir bezeugte, mich verlegen und ich scheute mich, ihr im Hause ihres Bruders zu nahen. Deshalb sprach ich zu ihm: âStatte sie aus und sende sie in meine Wohnung!â Und bei deinem Leben, O Beherrscher der Gläubigen, er sandte sie mir mit einer so groÃen Ausstattung, dass unser Haus trotz seiner GröÃe sie kaum fassen konnte. Und später schenkte
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