Märchen aus 1001 Nacht
bei sich: Ich meine, ich muss zuallererst das Pferd untersuchen und es mir ansehen; ist es heil und unversehrt, so habâ ich alle meine Wünsche erreicht; finde ich aber, dass es verdorben ist und sich nicht mehr bewegen kann, so muss ich eine andere List zur Befreiung meines Herzblattes ausfindig machen. Hierauf wendete er sich zum König und sagte zu ihm: âO König, ich muss mir das besagte Pferd anschauen, ob ich vielleicht etwas an ihm ausfindig mache, wodurch ich das Mädchen gesund machen kann.â Da sagte der König: âMit groÃem Vergnügenâ; und sich erhebend, fasste er den Prinzen an der Hand und begab sich mit ihm zum Pferd, welches nun der Prinz von allen Seiten besah und prüfte. Als er fand, dass es noch heil und ohne Schaden war, freute er sich mächtig und sagte: âAllah stärke den König! Ich will nun das Mädchen aufsuchen und sehen, wie es mit ihr steht; ich hoffe aber zu Allah, dass ich sie vermittels dieses Pferdes durch meine Hand gesund machen werde, Inschallah, der Erhabene.â Alsdann befahl er, das Pferd in Obhut zu nehmen, worauf der König ihn zu dem Hause führte, in welchem sich das Mädchen befand.
Als nun der Prinz zu ihr eintrat, fand er sie wie gewöhnlich mit Händen und FüÃen um sich schlagend und sich in Krämpfen am Boden wälzend, ohne dass sie jedoch verrückt gewesen wäre, da sie dieses nur tat, damit sich ihr niemand näherte. Als er sie in diesem Zustand erblickte, sagte er zu ihr: âdir soll nichts zuleide geschehen, o Verführung der drei Welten.â Hierauf sprach er ihr gütig und freundlich Trost zu, bis er ihr seinen Namen nannte, worauf sie, ihn erkennend, in ihrer groÃen Freude mit einem lauten Aufschrei in Ohnmacht sank, während der König glaubte, sie hätte diesen Anfall aus Furcht vor ihm bekommen. Der Prinz aber führte nun seinen Mund an ihr Ohr und flüsterte ihr zu: âO Verführung der drei Welten, achte auf mein Blut und auf das deinige, fasse dich in Geduld und sei standhaft, denn diese se unsere Lage erfordert Geduld und scharfe Ãberlegung, um eine List zu unserer Befreiung von diesem tyrannischen König ausfindig zu machen. Mein Plan ist aber der, dass ich zu ihm hinausgehe und ihm sage: âIhre Krankheit ist Besessenheit, doch verbürge ich ihre Heilung, sobald du die Fesseln von ihr lösest.â Kommt er also zu dir, so sprich freundlich zu ihm, auf dass er glaubt, du seiest durch meine Hand geheilt. Hierdurch werden wir alle unsere Wünsche erlangen.â Sie antwortete ihm: âIch höre und gehorcheâ; und nun verlieà er sie und begab sich fröhlich und vergnügt zum König und sagte zu ihm: âO glückseliger König, durch dein Glück hab ich ihre Krankheit und ihr Heilmittel entdeckt und habe sie dir schon gesund gemacht. Komm nur jetzt zu ihr, sprich sanft zu ihr, behandele sie gütig und versprich ihr, was sie erfreut; alles, was du dann von ihr begehrst, wird dir erfüllt werden. Da erhob sich der König und trat zu ihr ein. Bei seinem Anblick erhob sie sich, küsste die Erde vor ihm und hieà ihn willkommen. Der König freute sich mächtig hierüber und befahl den Sklavinnen und Eunuchen, sie zu bedienen, sie ins Bad zu führen und die Schmucksachen und Gewänder für sie bereitzuhalten, worauf dieselben bei ihr eintraten und sie begrüÃten. Sie erwiderte ihnen den Salam in der gütigsten Weise und mit den schönsten Worten, worauf sie sie in königliche Gewänder kleideten und ihr ein Juwelenhalsband um den Nacken legten; dann führten sie sie ins Bad, bedienten sie daselbst und führten sie wieder heraus, als wäre sie der Vollmond. Als sie zum König kam, begrüÃte sie ihn und küsste die Erde vor ihm, worüber der König hocherfreut zum Prinzen sagte: âAlles dies kommt von deinem Segen her; Allah vermehre uns deine Wohltaten!â Der Prinz erwiderte hierauf dem König: âSoll sie vollkommen geheilt und wiederhergestellt werden, so musst du samt allen deinen Truppen und Trabanten zu dem Orte, an welchem du sie fandest, hinausziehen und das Ebenholzpferd mit dir nehmen, damit ich dort den Dschinni aus ihr austreibe und ihn einsperre und töte, auf dass er nie wieder zu ihr zurückkommt.â Der König antwortete: âMit gröÃtem Vergnügen.â Hierauf lieà er das Ebenholzpferd auf die Wiese bringen,
Weitere Kostenlose Bücher