Märchen aus 1001 Nacht
sie mir diesen Knaben, der vor dir steht.â
Da staunte el-Mamun über die GroÃmut dieses Mannes und er rief: âWelch ein vortrefflicher Mann! Von seinesgleichen habe ich noch nie gehört.â Und er befahl Ibrahim ibn el-Mahdi, ihn zu holen, damit er ihn kennen lerne. Der holte ihn herbei und der Kalif unterhielt sich mit ihm; und da fand er an seinem klugen und feinen Wesen solchen Gefallen, dass er ihn zu einem seiner vertrauten Freunde machte: Allah aber ist der Geber und Spender!
Prinz Achmed und die Fee Peri Banu
In alten Zeiten und längst entschwundenen Tagen lebte in Indien ein Sultan, der drei Söhne hatte; der älteste hieà Prinz Hu- sein, der zweite Prinz Ali und der jüngste Prinz Achmed; auÃerdem aber hatte er eine Nichte, namens Prinzessin Nur en- Nahar - das heiÃt: Licht des Tages -, die Tochter seines jüngeren Bruders, der in jungen Jahren gestorben war und sein einziges Kind unter der Obhut ihres Oheims zurückgelassen hatte. Der König lieà sich ihre Erziehung aufs sorgfältigste angelegen sein und sorgte dafür, dass sie lesen und schreiben, nähen und sticken und alle Musikinstrumente kunstvoll spielen lernte. Ebenso aber übertraf diese Prinzessin alle Mädchen ihrer Zeit in sämtlichen Ländern an Schönheit und Anmut und an Klugheit und Verstand. Sie wurde mit ihren Vettern, den Prinzen, in allen Freuden erzogen und sie aÃen, spielten und schliefen zusammen. Der König hatte bei sich beschlossen, sie, wenn sie das heiratsfähige Alter erlangt hätte, mit einem der benachbarten Könige zu vermählen; als sie jedoch zur Jungfrau erblüht war, bemerkte der König, dass sich seine drei Söhne sämtlich in sie verliebt hatten und ein jeder in seinem Herzen sie freien, gewinnen und heiraten wollte. Der König war hierüber schwer betrübt und sprach bei sich: Wenn ich die Herrin Nur en-Nahar mit einem ihrer Vettern vermähle, so werden die beiden anderen missvergnügt sein und über meine Wahl murren, während meine Seele es nicht ertragen kann, sie betrübt und enttäuscht zu sehen. Vermähle ich sie aber mit einem Fremden, so werden die drei Prinzen, meine Söhne, schwer bekümmert und vergrämt sein; ja, wer weiÃ, ob sie sich dann nicht das Leben nehmen oder fortziehen und in ein fernes und entlegenes Land wandern. Die Sache ist voll Aufregung und Gefahr und es geziemt mir als ihrem Vater, so zu handeln, dass, wenn einer von ihnen sie heiratet, die beiden anderen nicht unzufrieden darüber sind. Nachdem der Sultan lange Zeit hierüber nachgedacht hatte, bis er sich einen Plan zurechtgedacht hatte, lieà er die drei Prinzen vor sich kommen und sprach zu ihnen: âO meine Söhne, ihr seid mir einer wie der andere gleich viel wert und keinen von euch kann ich dem anderen vorziehen und ihn mit der Prinzessin Nur en-Nahar vermählen; ebenso aber kann ich euch nicht alle drei mit ihr vermählen. Ich habe jedoch an einen Plan gedacht, durch den sie die Frau eines von euch werden kann, ohne dass es den Kummer oder Neid seiner beiden Brüder erregt; auf diese Weise bleibt eure gegenseitige Liebe unvermindert bestehen und keiner wird auf des anderen Glück eifersüchtig werden. Kurz, mein Plan ist folgender: Geht und reist in ferne Länder, ein jeder auf eigene Faust, getrennt vom anderen und bringt mir das wunderbarste und merkwürdigste Ding, das ihr auf euren Reisen zu sehen bekommt. Wer dann mit der gröÃten Merkwürdigkeit heimkehrt, der soll der Gatte der Prinzessin Nur en-Nahar werden. Willigt jetzt in diesen Vorschlag ein und nehmt soviel Geld aus dem königlichen Schatz, wie ihr für die Reise und den Einkauf von seltenen und merkwürdigen Sachen braucht.â
Die drei Prinzen, die stets gegen ihren Vater gehorsam gewesen waren, stimmten einmütig seinem Vorschlag zu, ein jeder war damit zufrieden und glaubte fest, er würde dem König das auÃerordentliche Geschenk bringen und dadurch die Prinzessin gewinnen. Hierauf lieà ihnen der Sultan unverzüglich so viel Geld, wie sie gebrauchten, auszahlen und riet ihnen, sich sofort zur Reise fertig zu machen und in Allahs Frieden ihre Heimat zu verlassen. Die drei Prinzen befolgten seinen Befehl und verkleideten sich, indem sie die Tracht reisender Kaufleute anlegten. Nachdem sie dann die erforderlichen Sachen eingekauft und ein jeder sein Gefolge zu sich genommen hatte, bestiegen sie die
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