Märchen aus 1001 Nacht
holdseligsten Gesichtern in den auserlesensten Kleidungen auf süà gestimmten Musikinstrumenten spielten oder Liebeslieder zu herzbetörenden Weisen sangen. Beide, die Braut und der Bräutigam, setzten sich zum Nachtmahl nieder, indem sie alle Augenblicke innehielten, um miteinander zu tändeln und sich züchtig und keusch zu liebkosen. Peri Banu steckte dem Prinzen Achmed die schmackhaftesten Bissen eigenhändig in den Mund und lieà ihn von jeder Schüssel und Leckerei kosten, indem sie ihm den Namen und die Zusammensetzung der Gerichte nannte. Doch lassen sich jene Feenspeisen nicht beschreiben und ihr köstlicher Geschmack nicht gebührend rühmen. Nachdem beide ihr Mahl beendet hatten, tranken sie die erlesensten Weine und aÃen mit Entzücken SüÃigkeiten, getrocknete Früchte und allerlei Delikatessen zum Nachtisch. SchlieÃlich, nachdem sie genug an Speise und Trank genossen hatten, zogen sie sich in einen anderen Raum zurück, der eine hohe prachtvolle Estrade enthielt, bedeckt mit goldbestickten Polstern und Kissen aus Staubperlen und achämenidischer Stickerei, auf denen sie Seite an Seite Platz nahmen, um miteinander zu plaudern und sich zu vergnügen. Gleich darauf kam ein Trupp von Dschinn und Dschinnijen herein, die vor ihnen in wunderbarer Anmut und Kunst tanzten und sangen, ein reizendes Schauspiel, das Peri Banu und dem Prinzen Achmed ausnehmend gefiel, sodass sie es mit immer neuem Entzücken betrachteten. SchlieÃlich erhob sich das neu vermählte Paar und zog sich, müde der Festlichkeiten, in ein anderes Gemach zurück, wo sie von den Sklaven das Dschinnenbett aufgeschlagen fanden, dessen Gestell golden und mit Juwelen besetzt war, während das Bettzeug aus Satin und Zindel, geblümt mit der seltensten Stickerei, bestand. Hier stellten sich die Gäste, die dem Hochzeitsfest beiwohnten und die Palastsklavinnen in zwei Reihen auf und wünschten dem jungen Paar beim Eintreten Glück, worauf sie um ihre Entlassung baten und sich zurückzogen, beide ihren Hochzeitsfreuden überlassend.
In solcher Weise wurde das Hochzeitsfest Tag für Tag mit neuen Gerichten und neuen Vergnügungen, neuen Tänzen und neuer Musik gefeiert; und wenn der Prinz Achmed auch tausend Jahre unter Menschenkindern gelebt hätte, nie hätte er solche Festlichkeiten gesehen oder solche Weisen gehört und solches Liebesglück genossen. So verstrichen ihm schnell sechs Monate im Feenland neben Peri Banu, die er so zärtlich liebte, dass er sie nicht auf einen Augenblick aus den Augen verlieren mochte, sondern unruhig und krank wurde, wenn er sie nicht sah. In gleicher Weise war Peri Banu von Liebe zu ihm erfüllt und suchte ihrem Gatten immer mehr durch neue Spiele und Vergnügungen zu gefallen, bis ihn seine Leidenschaft für sie so völlig in Besitz genommen hatte, dass ihm der Gedanke an seine Heimat und seine Angehörigen völlig aus dem Sinn entschwunden war. Nach einiger Zeit erwachte jedoch sein Gedächtnis wieder aus dem Schlaf und zuzeiten verlangte er wieder, seinen Vater zu sehen, wiewohl er wusste, dass es ihm unmöglich war, zu erfahren, wie es ihm erginge, wenn er ihn nicht selber aufsuchte. Er sprach deshalb eines Tages zu Peri Banu: âIch bitte dich, gestatte mir, dich einige Tage zu verlassen, um meinen Vater zu besuchen, der sich gewisslich um meine lange Abwesenheit grämt und alle die Kümmernisse der Trennung von seinem Sohn erleidet.â Als Peri Banu diese Worte vernahm, erschrak sie heftig, da sie glaubte, es wäre dies nur eine Ausrede, um ihr zu entrinnen und sie zu verlassen, nachdem er ihre Liebe gekostet hatte. Sie versetzte deshalb: âHast du deine Gelübde und deinen Schwur vergessen, dass du mich jetzt zu verlassen wünschest? Regen dich die Liebe und das Verlangen nicht mehr auf, während mein Herz noch immer wie jeher beim Gedanken an dich vor Entzücken pocht?â Der Prinz erwiderte: âO Liebling meines Herzens, meine Königin und Kaiserin, was sind das für Zweifel, die deine Gedanken erregen und weshalb solche traurigen Besorgnisse und bekümmerten Worte? Ich weià sehr wohl, dass du mich so leidenschaftlich liebst, wie du es sagst; und zeigte ich mich nicht erkenntlich für die Treue oder erwies ich mich undankbar und bezeugte dir nicht eine ebenso warme und tiefe, ebenso zärtliche und aufrichtige Liebe wie du mir, so wäre ich in der Tat undankbar
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