Märchen aus 1001 Nacht
herausgeschritten, eine Feengestalt, gekleidet in fürstliche Kleider und vom Scheitel bis zur Sohle mit den kostbarsten Juwelen geschmückt. Langsamen und majestätischen Ganges kam sie anmutig und bezaubernd herangeschritten, von ihrem Gefolge umgeben wie der Mond in seiner vierzehnten Nacht von den Sternen. Als Prinz Achmed diese schöne Erscheinung gewahrte, beeilte er sich, sie mit dem Salam zu begrüÃen. Sie erwiderte ihm den Gruà und sprach zu ihm, auf ihn zuschreitend und ihn huldvoll willkommen heiÃend: âWillkommen von Herzen, O Prinz Achmed; ich bin zufrieden, dich zu sehen. Wie geht es deiner Hoheit und weshalb bist du so lange von mir fortgeblieben?â Der Prinz verwunderte sich höchlichst, dass sie ihn bei seinem Namen anredete, da er nicht wusste, wer sie war und sie sich nie zuvor gesehen hatten. Er küsste jedoch die Erde vor ihr und sagte: âO meine Herrin, ich schulde dir vielen Dank dafür, dass du mich mit so freundlichen Worten an diesem seltsamen Ort willkommen heiÃest, den ich, allein und ein Fremdling, nur mit Zittern und Zagen zu betreten wagte. Jedoch verblüfft es mich, dass du den Namen deines Sklaven kennst.â Sie versetzte lächelnd: âO mein Herr, tritt näher und lass uns bequem in jenem Belvedere Platz nehmen, wo ich dir eine Antwort auf deine Frage erteilen will.â Hierauf begaben sie sich dorthin, während Prinz Achmed ihren Schritten folgte; und als er das Belvedere erreichte, staunte er, sein gewölbtes Dach von auÃerordentlich kunstvoller Arbeit und verziert mit Gold, Lapislazuliblau und Malereien und Ornamenten zu sehen, wie desgleichen in der ganzen Welt nicht zu finden war. Als die Maid seine Verwunderung sah, sagte sie zum Prinzen: âDiese Wohnung ist nichts im Vergleich zu allen meinen anderen, welche ich nun aus freien Stücken zu deiner eigenen gemacht habe. Wenn du sie siehst, wirst du gerechte Ursache zum Staunen haben.â
Hierauf setzte sich die Feengestalt und lieà unter den Zeichen innigster Zärtlichkeit den Prinzen Achmed an ihrer Seite Platz nehmen. Dann sagte sie zu ihm: âWiewohl du mich nicht kennst, so kenne ich dich sehr wohl, wie du es mit Ãberraschung sehen wirst, wenn ich dir meine ganze Geschichte erzähle. Zuerst muss ich dir jedoch sagen, wer ich bin. Ich bin die einzige Tochter eines Fürsten der Dschinn von edelstem Geblüt und mein Name ist Peri Banu. Verwundere dich daher nicht, wenn ich dir sage, wer du bist, wer dein Vater, der König und wer Nur en-Nahar, deines Oheims Tochter, ist. Ich habe genaue Kenntnis von allem, was dich und deine Sippe angeht und weiÃ, dass du der eine von drei Brüdern bist, die alle von Liebe zur Prinzessin Nur en-Nahar verstört sind und sich bemühten, sie einer dem anderen als Gattin abzugewinnen. Ich weià auch, welche Gaben ihr aus der Fremde mitbrachtet und wie du mit deinem Zauberapfel die Prinzessin heiltest. Lass dir dies genügen, um dir zu zeigen, dass mir alles, was dich angeht, bekannt ist; und jetzt sag mir die lautere Wahrheit, wen hältst du für schöner und liebreizender: mich oder die Herrin Nur en-Nahar, deines Bruders Gattin? Mein Herz verlangt in heiÃer Sehnsucht nach dir und ich begehre, mit dir vermählt zu sein, auf dass wir gemeinschaftlich die Freuden des Lebens und die Wonnen der Liebe genieÃen. Sag mir, bist du gewillt, mich zu heiraten, oder verzehrst du dich in Sehnsucht nach der Tochter deines Oheims? In meiner heiÃen Liebe stand ich ungesehen bei dem Bogenkampf auf dem Plan neben dir und da ich wusste, dass dein Pfeil weit vor dem des Prinzen Ah nieder fallen würde, erfasste ich ihn, bevor er den Boden erreichte und entführte ihn den Augen, dass er die eiserne Tür traf und, von ihr abprallend, flach auf den Felsen fiel, wo du ihn fandest. Und seit jenem Tag wartete ich auf dich, da ich genau wusste, dass du ihn suchen würdest, bis du ihn fandest und war meiner Sache gewiss, dich hierdurch zu mir zu führen.â Also sprach die schöne Maid Peri Banu, den Prinzen Achmed mit liebeverlangenden Augen anschauend, worauf sie in züchtiger Scham die Stirn senkte und ihren Blick abwendete. Als der Prinz Achmed ihre Worte vernommen hatte, freute er sich mächtig und sprach bei sich: Die Prinzessin Nur en-Nahar vermag ich nicht zu gewinnen und Peri Banu übertrifft sie an Liebreiz des Gesichts, Holdseligkeit der Gestalt und Anmut ihres Ganges. Kurz, er
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