Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
Vom Netzwerk:
und der schwärzeste Verräter. Nie kam mir der Gedanke in den Sinn, dich zu verlassen und nicht wieder zu dir zurückzukehren. Mein Vater ist jedoch nunmehr ein alter und hoch betagter Mann und betrübt sich schwer über diese lange Trennung von seinem jüngsten Sohn. Wenn du es mir gestatten wolltest, so möchte ich ihn gern besuchen und eiligst wieder in deine Arme zurück kehren. Doch will ich nichts gegen deinen Willen tun, da meine Liebe zu dir so groß ist, dass ich gern zu allen Stunden bei Tag und Nacht an deiner Seite weilen und dich nicht für einen Augenblick verlassen möchte.” Peri Banu wurde durch diese Worte etwas getröstet und überzeugte sich aus seinen Blicken, Worten und Handlungen, dass der Prinz Achmed sie in der Tat aufs zärtlichste liebte und dass sein Herz ihr wie seine Zunge getreu wie Stahl war. Sie gewährte ihm deshalb die Erlaubnis, fortzugehen und seinen Vater zu besuchen, doch schärfte sie ihm aufs Dringendste ein, nicht zu lange bei seinen Angehörigen zu bleiben.
    Inzwischen aber war der Sultan von Hindustan, als er seine Söhne, den Prinzen Husein und den Prinzen Achmed, längere Zeit nicht gesehen hatte, sehr bekümmert und schwermütig geworden und fragte eines Morgens nach der großen Audienz seine Wesire, was mit ihnen vorgefallen wäre und wo sie sich befänden. Die Ratgeber antworteten ihm und sprachen: “O unser Herr und Schatten Allahs auf Erden, dein ältester Sohn und deines Herzens Frucht, Prinz Husein, der Thronerbe deines Reiches, hat in Enttäuschung, Eifersucht und bitterem Kummer seine Königskleidung abgelegt, um ein Einsiedler und Gottesmann zu werden und aller weltlichen Lust zu entsagen, während Prinz Achmed, dein dritter Sohn, ebenfalls in großem Zorn die Stadt verlassen hat, ohne dass einer von uns wüsste, wohin er geflohen ist und was ihm widerfuhr.” Der König betrübte sich schwer und befahl ihnen unverzüglich, Fermane und Befehle zu schreiben und sie an alle Vizekönige und Gouverneure der Provinzen zu senden, ihnen einschärfend, dass sie sorgfältig nach dem Prinzen Achmed suchen und ihn, sobald sie ihn gefunden hätten, zu seinem Vater heimsenden sollten.

    Wiewohl nun seine Befehle bis auf den Buchstaben ausgeführt und die sorgfältigsten Nachforschungen nach dem Prinzen angestellt wurden, stieß keiner auf eine Spur von ihm. Da nun die Wesire und Großen sahen, dass der König über den Verlust des Prinzen Achmed in Gram versunken war und weinenden Auges und schwermütig dasaß, erinnerte sich der Großwesir an eine wegen ihrer Schwarzkunst berühmte Hexe, die selbst die Sterne vom Himmel herunterzaubern konnte und in der Stadt bekannt war. Er ging deshalb zum Sultan und sprach zu ihm, indem er ihre Kenntnis in der Geheimwissenschaft rühmte: “Der König sende nach dieser Zauberin und befrage sie um seinen verschwundenen Sohn!” Der König versetzte: “Gut! Lass sie herbringen, vielleicht gibt sie mir Auskunft über den Prinzen und sein Befinden.” Da holten sie die Zauberin und stellten sie vor den König, der zu ihr sprach: “Gute Frau, ich gebe dir zu wissen, dass mein jüngster Sohn, der Prinz Achmed, seit der Heirat des Prinzen Ah mit der Herrin Nur en-Nahar aus Liebeskummer verschwunden ist und niemand weiß etwas von ihm. Wende daher sofort deine Zauberkunst an und sag mir allein, ob er noch lebt oder tot ist. Lebt er, so möchte ich erfahren, wo er weilt und wie es ihm ergeht. Ferner: Steht es in meinem Schicksalsbuch geschrieben, dass ich ihn noch einmal wieder sehe?” Die Zauberin versetzte hierauf: “O König der Zeit, gewähre mir einen Tag Frist, damit ich meine Zauberbücher befragen kann.” Tags darauf trat die Zauberin, begleitet vom Großwesir, ein und sprach: “Ich habe durch meine geheime Kunst tief gehende Untersuchungen angestellt und mich versichert, dass der Prinz Achmed noch im Land der Lebendigen weilt. Bekümmere dich daher nicht um ihn; außer diesem vermag ich jetzt jedoch nichts in Bezug auf ihn zu entdecken, noch kann ich angeben, wo er sich aufhält und wo er zu finden ist.” Bei diesen Worten tröstete sich der Sultan und die Hoffnung zog wieder in sein Herz ein, seinen Sohn noch einmal vor seinem Tode zu sehen.
    Kehren wir jedoch wieder zum Prinzen Achmed zurück. Als Peri Banu beschlossen hatte, ihm die Reise zu seinem Vater zu

Weitere Kostenlose Bücher