Märchen aus 1001 Nacht
war so bezaubert und gefangengenommen, dass er völlig die Liebe zu seiner Base vergaà und, da er die Neigung seiner neuen Bezauberin zu ihm gewahrte, ihr erwiderte: âO meine Herrin, du Schönste der Schönen, ich begehre nichts andres, als dir zu dienen und mein Leben lang dein Geheià zu erfüllen. Ich bin jedoch ein irdisches und du ein unirdisches Wesen; deine Freunde und Verwandten könnten es leicht missbilligen, wenn du dich in solcher Vereinigung mit mir verbindest.â Sie versetzte jedoch: âIch habe die völlige Erlaubnis meiner Eltern, mich ganz nach Belieben zu vermählen. Du sagst, du willst mein Diener sein, doch sollst du mein Herr und Gebieter werden; denn ich selbst und mein Gut und Blut gehören dir und ich will stets deine Magd sein. Willige nun ein, ich bitte dich, mich als Weib anzunehmen; mein Herz sagt mir, dass du meine Bitte nicht ablehnst. Ich sagte dir schon, dass ich in dieser Angelegenheit nach freiem Belieben handeln darf; überdies ist es bei uns Feen ein Brauch und eine uralte Sitte, dass jedes Mädchen von uns, wenn es das heiratsfähige Alter und reifen Verstand erreicht hat, nach ihrem Herzen den Mann heiraten darf, der ihr am meisten gefällt und von dem sie erwartet, dass er ihre Tage glücklich macht. So leben Weib und Mann ihr ganzes Leben in Eintracht und Glück miteinander. Auch dürfen wir, anders als sittsame Jungfrauen aus Adams Geschlecht, aus freien Stücken die von uns Geliebten erwählen und wir warten und schmachten nicht, bis wir gefreit und gewonnen werden.â Als Prinz Achmed diese Antwort von ihr vernahm, freute er sich mächtig und neigte sich, um den Saum ihres Gewandes zu küssen, doch hinderte sie ihn daran und reichte ihm anstatt ihres Saumes ihre Hand. Der Prinz erfasste sie mit Entzücken und küsste sie, worauf er sie an seine Brust und auf seine Augen legte. Da sagte die Fee mit reizendem Lächeln: âMit meiner Hand in der deinigen gelobe mir den Treueid, wie ich dir gelobe, dir stets treu ergeben zu sein und mich nimmer ungetreu und unbeständig zu zeigen.â Der Prinz entgegnete: âO holdseligstes Wesen, O Liebling meiner Seele, glaubst du, ich vermöchte je mein eigenes Herz zu verraten, wo ich dich bis zum Wahnsinn liebe und dir Leib und Seele reiche - dir, die du meine Königin, ja meine Kaiserin bist? Ich gebe mich dir aus freien Stücken hin und du tue mit mir, was dir beliebt.â
Hierauf sagte Peri Banu zum Prinzen Achmed: âdu bist mein Gatte und ich bin dein Weib. Dieses feierliche Versprechen zwischen mir und dir ersetzt uns den Ehekontrakt; wir haben keinen Kadi nötig, denn bei uns sind alle anderen Gebräuche und Zeremonien überflüssig und nutzlos. Jetzt will ich dir die Kammer zeigen, in der wir die Brautnacht verbringen wollen und ich hoffe, sie wird dir gefallen und du wirst bekennen, dass es ihresgleichen in der ganzen irdischen Welt nicht gibt.â Darauf fasste Peri Banu den Prinzen Achmed bei der Hand und führte ihn zu ihrem Schlafgemach. Voll Staunen blieb er auf der Schwelle stehen, als er seine Pracht und die Menge Juwelen und Edelsteine erblickte, die seine Blicke blendeten, bis er wieder zu sich kam und rief: âIch glaube, in der ganzen Welt gibt es keinen so prächtigen Raum, der so kostbar eingerichtet und mit solchen juwelenbesetzten Gegenständen ausgestattet ist.â Peri Banu versetzte: âWenn du diesen Palast so bewunderst und rühmst, was wirst du dann erst sagen, wenn du die Wohnungen und Schlösser meines Vaters, des Königs der Dschinn, zu sehen bekommst? Wenn du meinen Garten erblickst, wirst du mit Staunen und Entzücken erfüllt werden; jetzt ist es jedoch zu spät, dich dorthin zu führen und die Nacht naht.â Alsdann führte sie den Prinzen Achmed in einen anderen Raum, wo das Abendessen aufgetragen war und dessen Pracht in keiner Weise den anderen Zimmern nachstand; ja, er war noch groÃartiger und blendender. Hunderte von Wachskerzen in Kandelabern aus feinstem Bernstein und reinstem Kristall ergossen von allen Seiten Ströme von Licht, während goldene Blumentöpfe und GefäÃe von kunstvoller Arbeit und unbezahlbarem Wert in reizenden Formen und wunderbarer Kunst die Nischen und Wände schmückten. Eine menschliche Zunge war nicht imstande, die Pracht jenes Raumes zu beschreiben, in dem Scharen jungfräulicher Peris von reizenden Gestalten und
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