Märchen aus 1001 Nacht
von ausnehmender Schönheit vermählt, eine Nachricht, die mich über die MaÃen erfreut. Ich wünsche nichts Näheres über deine Feengemahlin zu erfahren, als was du mir selber aus freien Stücken anvertraust; sag mir jedoch, könntest du, wenn ich je etwas von dir verlangte, es mir von ihr beschaffen? Liebt sie dich so sehr, dass sie dir nichts, was du von ihr verlangst, abschlägt?â Der Prinz versetzte: âO mein Herr, was verlangst du von mir? Meine Gattin ist ihrem Gemahl mit Herz und Seele ergeben; lass mich daher, ich bitte dich, erfahren, was du von mir und ihr begehrst.â Der Sultan erwiderte: âDu weiÃt, dass ich oftmals auf die Jagd ausziehe oder eine Kriegsfahrt antrete, wozu ich sehr viele Zelte, groÃe und kleine, nebst Herden und einer Unmenge von Kamelen, Maultieren und anderen Lasttieren gebrauche, um das Lager von einem Ort zum anderen zu schaffen. Ich wünsche daher, dass du mir ein so leichtes Zelt bringst, dass es ein Mann in seiner hohlen Hand tragen kann und dabei muss es so groà sein, dass mein ganzer Hof und all meine Truppen, mein Lager, die Marketender und Packtiere darunter Platz finden. Wenn du die Herrin um dieses Geschenk bitten würdest, so weià ich wohl, dass sie es geben kann; du wirst mir hierdurch viel Mühe für das Fortschaffen der Zelte und groÃen Aufwand und Verlust von Menschen und Vieh ersparen.â
Der Prinz entgegnete: âO mein Vater und Sultan, bekümmere dich nicht. Ich will deinen Wunsch sofort meiner Gemahlin, der Herrin Peri Banu, kundtun; und wiewohl ich wenig Kenntnis besitze, ob Feen imstande sind, solch ein Zelt, wie du es beschreibst, anzufertigen und ob sie, wenn sie dazu imstande ist, mir meine Bitte erfüllen wird oder nicht, so will ich, obgleich ich dir solch Geschenk nicht versprechen kann, mit Freuden mein Möglichstes tun, um dir zu dienen.â Der König erwiderte dem Prinzen Achmed: âWenn dir dies nicht gelingen sollte, O mein Sohn und du mir das verlangte Geschenk nicht bringen kannst, so möchte ich dein Antlitz hinfort nicht mehr sehen. Du wärst ein trauriger Gatte, wenn deine Frau dir ein so geringfügiges Ding abschlagen und sich nicht beeilen würde, alles zu tun, was du von ihr verlangst; denn sie würde dir hierdurch zeigen, dass du in ihren Augen wenig Wert besitzt und dass ihre Liebe zu dir nur sehr schwach ist. Geh nun fort, mein Kind und bitte sie unverzüglich um das Zelt. Wenn sie es dir gibt, so wisse, dass sie dich über alle Dinge liebt; und ich vernahm auch, dass sie dir von ganzem Herzen und aus ganzer Seele zugetan ist und dir nicht im Geringsten einen Wunsch abschlagen würde und wenn es selbst ihre Augäpfel wären.â Nun pflegte der Prinz Achmed stets drei Tage bei seinem Vater zu verweilen und am vierten zu seiner Frau zurückzukehren; diesmal blieb er jedoch nur zwei Tage bei seinem Vater und nahm am dritten von ihm Abschied. Als er in seinen Palast trat, bemerkte Peri Banu, dass er betrübten Herzens und verdrossen war, sodass sie ihn fragte: âSteht es gut mit dir? Warum kommst du schon heute und nicht erst morgen von deinem Vater, dem König und weshalb trägst du eine so betrübte Miene zur Schau?â Nachdem er sie auf die Stirn geküsst und zärtlich umarmt hatte, erzählte er ihr die ganze Sache von Anfang bis zu Ende, worauf sie versetzte: âIch will dich sofort trösten, denn ich kann dich keinen Augenblick länger so traurig sehen. Wie es auch sei, mein Geliebter, aus dieser Bitte des Sultans, deines Vaters, ersehe ich deutlich, dass sein Ende naht und er bald aus dieser Welt zur Barmherzigkeit Allahs, des Erhabenen, abscheiden wird! Irgendein Feind hat dies zuwege gebracht und plant schweres Unheil wider dich; und die Folge davon ist, dass dein Vater, seines Schicksals uneingedenk, sein eigenes Verderben herbeizuführen sucht.â Erschrocken und besorgt versetzte der Prinz: âAllah, der Erhabene, sei gelobt, der König, mein Herr, ist in bester Gesundheit und zeigt keine Spur von Krankheit oder Hinfälligkeit. Erst heute Morgen verlieà ich ihn wohl und munter und, fürwahr, nie sah ich ihn in besserer Gesundheit. Es ist sonderbar, dass du wissen solltest, was ihm widerfahren wird, bevor ich dir etwas über ihn berichtete und besonders, wie er von unserer Heirat und unserem Aufenthalt erfuhr.â Peri Banu antwortete: âO mein Prinz, du weiÃt, was ich zu dir
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