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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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als ich dieses alte Weib nahe am Wege in großen Schmerzen und schwerem Leid am Boden liegen sah. Mein Herz erbarmte sich ihrer und veranlasste mich, sie hierherzubringen, da ich sie nicht unter den Felsen sterben lassen mochte; ich bitte dich, sei so gütig und nimm sie auf und gib ihr Medizinen, damit sie schnell wieder von ihrer Krankheit genest. Wenn du ihr diese Güte erweisest, so will ich dir stets zu Dank verpflichtet sein.” Da schaute Peri Banu die Alte an und befahl zweien ihrer Sklavinnen, sie in ein besonderes Gemach zu tragen und aufs liebreichste und sorgfältigste zu pflegen, worauf die beiden Sklavinnen ihrem Befehl nachkamen und die Zauberin in das Gemach schafften, das sie ihr angewiesen hatte. Dann aber sagte Peri Banu zum Prinzen Achmed: “O mein Herr, ich bin erfreut, dich so mitleidsvoll und gütig gegen diese alte Frau zu sehen und will sie pflegen, wie du es mir befahlst. Mein Herz ist jedoch voll böser Ahnungen und ich fürchte, dass deine Güte einen üblen Ausgang nehmen wird. Dieses Weib ist nicht so krank, wie es sich stellt, sondern hegt einen Anschlag wider dich und ich fürchte, dass irgendein Feind oder Neider einen Plan gegen mich und dich geschmiedet hat. Indessen tritt nun in Frieden deine Fahrt an.” Der Prinz, der sich in keiner Weise durch die Worte seiner Gattin beunruhigen ließ, versetzte ihr: “O meine Herrin, Allah, der Erhabene, schirme dich vor allem Schaden! Wenn du mir hilfst und mich beschützest, so fürchte ich nichts Schlimmes. Ich weiß von keinem Feinde, der nach meinem Untergang trachten könnte, denn ich trage keinen Groll gegen irgendein lebendes Wesen von Menschen oder Dschinn.” Hierauf nahm der Prinz noch einmal von Peri Banu Abschied und begab sich mit seinem Gefolge zum Palast seines Vaters, der infolge der Bosheit seines falschen Wesirs innerlich erschrak, seinen Sohn zu sehen. Nichtsdestoweniger begrüßte er ihn mit äußerlichen Zeichen von Liebe und Zärtlichkeit.
    Inzwischen trugen die beiden Feensklavinnen, deren Pflege Peri Banu die Hexe anempfohlen hatte, die Alte in ein geräumiges, glänzend ausgestattetes Gemach und legten sie auf ein Bett, das eine Matratze aus Satin und eine brokatene Decke hatte. Alsdann setzte sich die eine von ihnen an ihre Seite, während die Andere so eilig wie möglich in einer Porzellantasse eine Essenz holte, die ein ausgezeichneter Fiebertrank war. Dann richtete sie die Alte auf und sagte zu ihr, sie auf das Polster setzend: “Trink diesen Trank. Es ist Wasser von der Löwenquelle und wer von ihm trinkt, wird auf der Stelle von jeder Krankheit gesund.” Die Zauberin fasste die Tasse mit großer Mühe und leerte sie, worauf sie sich wieder aufs Bett legte, während die Mädchen nun die Decke über sie breiteten und zu ihr sagten: “Ruhe dich jetzt eine Weile aus; du wirst bald die Wirkung dieser Medizin verspüren.” Alsdann verließen sie die Alte, damit sie ein Stündchen schliefe. Sobald die Hexe jedoch sah, dass sie alles, was sie über den Wohnort des Prinzen Achmed erfahren wollte und weshalb sie sich krank gestellt hatte, entdeckt hatte, sprang sie auf und rief die Sklavinnen, worauf sie zu ihnen sagte: “Jener Heiltrank hat mir meine ganze Kraft und Gesundheit wiedergegeben. Ich fühle mich noch einmal wieder wohl und munter und meine Glieder sind mit neuem Leben und neuer Kraft erfüllt. Teilt dies sofort eurer Herrin mit, damit ich ihr den Saum ihres Gewandes küssen und ihr für ihre mir bewiesene Güte danken kann, um dann aufzubrechen und heimzukehren.” Infolgedessen nahmen die beiden Mädchen die Zauberin mit sich und zeigten ihr beim Gehen die verschiedenen Gemächer, von denen eins immer prächtiger und königlicher als das andere war, bis sie schließlich das Belvedere erreichten, welches der feinste von allen Räumen und mit der kostbarsten und eigenartigsten Einrichtung ausgestattet war. Dort saß Peri Banu auf einem mit Diamanten, Rubinen, Smaragden, Perlen und anderen Edelsteinen von ungewohnter Größe und Klarheit geschmückten Thron, während rings um sie Feen von liebreizender Gestalt und holdseligen Gesichtern in prachtvollen Gewandungen standen und mit gekreuzten Händen ihre Befehle erwarteten. Die Zauberin verwunderte sich über die Maßen beim Anblick der Pracht der Zimmer und ihrer Einrichtungen, doch wuchs ihr Staunen noch, als die

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