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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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beim Gedanken an den letzten Befehl des Königs. Als die Prinzessin seine Niedergeschlagenheit bemerkte, fragte sie ihn: “O mein teurer Herr, was für Nachricht bringst du mir heute?” Er erwiderte: “ Der Sultan verlangt bei jedem Besuch etwas Neues von mir und belästigt mich mit Forderungen. Heute versuchte er mich auf die Probe zu stellen und verlangte, in der Hoffnung, mich zuschanden zu machen, etwas von mir, das zu finden ich vergeblich in der ganzen Welt hoffen könnte.” Hierauf erzählte der Prinz Achmed ihr alles, was der König zu ihm gesprochen hatte. Peri Banu versetzte: “Bekümmere dich nicht im Geringsten hierüber, du unternahmst ein großes Wagnis, für deinen Vater Wasser von der Löwenquelle zu holen und erreichtest dein Vorhaben; diese Aufgabe ist jedoch keineswegs schwieriger oder gefahrvoller als jene; im Gegenteil, sie ist leichter, denn der Mann, den du beschriebst, ist kein andrer als mein leiblicher Bruder Schabbar. Obwohl wir beide dieselben Eltern haben, so beliebte es jedoch Allah, dem Erhabenen, uns verschiedene Gestalt zu geben und ihn seiner Schwester so unähnlich als möglich zu machen. Überdies ist er tapfer und kühn und sucht stets meinem Besten zu dienen; was er unternimmt, führt er recht gern aus. Er ist so gestaltet, wie dein Vater, der Sultan, es beschrieb und bedient sich auch keiner anderen Waffe als der Keule. Ich will ihn sofort holen lassen, doch erschrick nicht vor ihm.” Prinz Achmed erwiderte: “Wenn er in Wahrheit dein Bruder ist, was kümmert mich dann sein Aussehen? Ich werde mich freuen, ihn zu sehen und ihn wie einen teuren Freund und Verwandten willkommen heißen. Weshalb sollte ich mich vor seinem Anblick fürchten?.

    Als Peri Banu diese Worte vernahm, schickte sie eine ihrer Dienerinnen fort, worauf dieselbe ihr aus ihrem Privatschatz eine goldene Räucherpfanne brachte; dann ließ sie ein Feuer in ihr anzünden und eine Büchse aus Edelerzen, die mit Juwelen besetzt war, holen, aus der sie etwas Weihrauch nahm und in die Flamme warf. Gleich darauf wirbelte ein dichter Rauch in die Luft und verbreitete sich im ganzen Palast; und einige Augenblicke später rief Peri Banu, die in ihren Beschwörungen innegehalten hatte: “Schau, da kommt mein Bruder Schabbar! Kannst du seine Gestalt erkennen?” Da blickte der Prinz auf und gewahrte ein Männchen von Zwerggestalt, nicht höher als drei Fuß, mit einem Höcker auf der Brust und einem Buckel auf dem Rücken; bei alledem aber hatte er eine stolze Miene und war von majestätischer Hoheit und auf seiner rechten Schulter ruhte seine Keule im Gewicht von einhundertsechzig Pfund. Sein Bart war dick und zwanzig Ellen lang, aber so geschickt geordnet, dass er nicht den Boden berührte. Außerdem hatte er einen langen gedrehten Schnauzbart, der sich bis zu seinen Ohren hinauf kräuselte und sein ganzes Gesicht war mit langen Haaren bedeckt. Seine Augen waren Schweinsaugen nicht unähnlich und sein Haupt, auf dem das Haar wie eine Krone geordnet war, war von riesiger Größe ganz im Gegensatz zu seiner winzigen Gestalt. Prinz Achmed saß ruhig neben seiner Gemahlin, der Fee und verspürte beim Herannahen der Gestalt nicht die geringste Furcht; und als nun Schabbar nahe herangekommen war, fragte er Peri Banu, indem er den Prinzen anblickte: “Wer ist der Mensch, der neben dir sitzt?” Sie versetzte: “O mein Bruder, es ist mein teurer Gemahl, der Prinz Achmed, der Sohn des Sultans von Hindustan. Ich sandte dir zur Hochzeit keine Einladung, da du mit einem großen Unternehmen beschäftigt warst. Jetzt jedoch, wo du durch Allahs, des Erhabenen, Huld siegreich und im Triumph über deine Feinde heimgekehrt bist, rief ich dich wegen einer Sache, die dich angeht.” Als Schabbar diese Worte vernahm, schaute er den Prinzen Achmed huldvoll an und fragte: “O meine geliebte Schwester, kann ich ihm irgendeinen Dienst erweisen?” Sie erwiderte: “Der Vater des Prinzen hat den brennenden Wunsch, dich zu sehen; ich bitte dich daher, begib dich sofort zu ihm und nimm den Prinzen als Führer mit.” Er antwortete: “Ich bin diesen Augenblick zum Aufbruch bereit.” Sie entgegnete jedoch: “Nicht jetzt, mein Bruder; du bist von der Reise ermüdet. Warte daher bis morgen mit deinem Besuch beim König und heute Abend will ich dir über alles, was den Prinzen Achmed angeht,

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