Märchen aus 1001 Nacht
Auskunft erteilen.â
Als nun der Abend kam, berichtete Peri Banu ihrem Bruder Schabbar von dem König und seinen Ãbeln Ratgebern; vornehmlich verweilte sie jedoch bei den Missetaten der alten Hexe, die den Plan gefasst hatte, dem Prinzen Achmed ein Leid zuzufügen und ihn voll Tücke zu hindern, die Stadt und den Hof zu besuchen und solchen Einfluss über den König gewonnen hatte, dass er seinen Willen ganz an sie verloren hatte und nur noch nach ihren Eingebungen handelte. Am nächsten Tage brachen Schabbar, der Dschinni und der Prinz Achmed zusammen in der Morgenfrühe zum Besuch beim Sultan auf; und als sie die Stadttore erreichten, wurden alle Bewohner, vornehm und gering, von Grausen vor der abschreckenden Gestalt des Zwerges erfasst und verbargen sich, nach allen Seiten fliehend, in den Häusern und Läden, deren Türen und Fenster sie hinter sich verriegelten und verschlossen. Ihre Flucht geschah in solchem panischen Schrecken, dass viele beim Laufen die Schuhe und Sandalen von den FüÃen verloren, während sich von den Häuptern der anderen die Turbane lösten und zu Boden fielen. Als sich beide durch StraÃen und Plätze, die so öde wie die Wüste waren, dem Palast näherten, stoben alle Torhüter auseinander und flohen beim Anblick Schabbars, sodass sie niemand am Eintreten hinderte. Sie schritten gerade auf die Halle zu, wo der Sultan Audienz hielt und fanden ihn umgeben von einer groÃen Schar von Wesiren und Ratgebern, hohen und niedern, die alle nach Rang und Würden ihren Platz einnahmen. Als sie Schabbar erblickten, flohen sie ebenfalls in grausem Schrecken und versteckten sich gleich den Garden, die von ihren Posten geflohen waren und sich nicht im Geringsten darum kümmerten, die beiden anzuhalten. Der Sultan saà noch immer regungslos auf seinem Thron, als Schabbar mit stolzer Miene und königlicher Würde auf ihn zutrat und sprach: âO König, du drücktest den Wunsch aus, mich zu sehen; schau, hier bin ich. Sprich, was soll ich tun?â Der König gab Schabbar keine Antwort, sondern hielt seine Hände vor die Augen, um jene entsetzliche Gestalt nicht zu sehen und wendete sein Haupt, um in Grausen zu fliehen. Ãber diese Ungeschliffenheit des Sultans ergrimmte Schabbar gewaltig und raste vor Zorn darüber, dass er sich auf den Wunsch eines solchen Feiglings hierher bemüht hatte, der bei seinem Anblick fortlaufen wollte. Ohne Zaudern hob er seine stählerne Keule und sie zweimal in die Luft schwingend, schlug er dem Sultan, ehe noch der Prinz Achmed zum Thron gelangen oder sich sonst irgendwie ins Mittel legen konnte, so gewaltig aufs Haupt, dass ihm die Hirnschale zerschmettert wurde und sein Hirn über den Boden spritzte. Nachdem Schabbar diesem Missetäter den Garaus gemacht hatte, wendete er sich grimmig gegen den GroÃwesir, der zur Rechten des Sultans stand und hätte ihn gleichfalls auf der Stelle niedergehauen, wenn ihn der Prinz nicht um Gnade für sein Leben angefleht und gesprochen hätte: âTöte ihn nicht; er ist mein Freund und hat niemals ein böses Wort wider mich geredet.â Als Schabbar dies vernahm, stürzte er sich auf die Wesire und Ãbeln Ratgeber zu beiden Seiten, das heiÃt auf alle, die üble Anschläge gegen den Prinzen Achmed ersonnen hatten und erschlug einen nach dem anderen, ohne einen auÃer denen, die geflohen waren oder sich versteckt hatten, entrinnen zu lassen. Hierauf schritt der Zwerg aus der Gerichtshalle auf den Hof und sprach zu dem Wesir, dessen Leben der Prinz gerettet hatte: âHör, hier ist eine Hexe, die meinen Bruder, den Gatten meiner Schwester, hasst. Sieh zu, dass du sie sofort herbringst, wie auch den Schurken, der seines Vaters Gedanken mit Hass und Heimtücke, Neid und Eifersucht wider ihn erfüllte, damit ich ihnen ihre Missetaten mit vollem Maà lohnen kann.â Der GroÃwesir schaffte alle herbei, zuerst die Hexe und dann den heimtückischen Wesir mit seinem Tross von Gönnern und Schmeichlern, worauf Schabbar einen nach dem anderen mit seiner Stahlkeule erbarmungslos niederhieb und erschlug, wobei er der Hexe zurief: âDies ist das Ende aller deiner Ränke und die Frucht deiner Arglist und Verräterei. Lerne daher, dich nicht krank zu stellen.â In seiner blinden Leidenschaft hätte er alle Bewohner der Stadt erschlagen, wenn ihn nicht der Prinz Achmed daran gehindert und mit freundlicher
Weitere Kostenlose Bücher