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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Geschenk gebracht, das du von mir verlangtest. Dieses Wasser ist sehr selten und schwer zu erhalten und in deinem ganzen Schatz befindet sich nichts so Kostbares und Wertvolles wie dies. Wenn du je krank werden solltest, was Allah, der Erhabene, verhüte, so trink einen Schluck hiervon und sogleich sollst du von jeglicher Krankheit genesen sein.” Als der Prinz Achmed seine Worte beendet hatte, umarmte ihn der Sultan in aller Liebe und Zärtlichkeit und mit Huld und Auszeichnung und küsste ihm das Haupt, worauf er ihn zu seiner Rechten Platz nehmen ließ und zu ihm sagte: “O mein Sohn, ich bin dir in unbegrenzter Weise dafür verpflichtet, dass du dein Leben aufs Spiel setztest und mir dieses Wasser unter großer Mühsal und Gefahr von einer so vor Verderben drohenden Stätte brachtest.” Nun hatte die Hexe dem König zuvor von der Löwenquelle und den todbringenden Gefahren jener Stätte berichtet, sodass er wohl wusste, wie wacker seines Sohnes Tat gewesen war; er sprach deshalb zu ihm: “Sag mir, mein Kind, wie konntest du dich dorthin wagen und den Löwen unverletzt entrinnen?” Der Prinz versetzte: “Bei deiner Huld, O mein Herr und Sultan, ich kehrte von jener Stätte nur unverletzt zurück, weil ich das Geheiß meiner Gattin, der Herrin Peri-Banu, befolgte und nur dadurch, dass ich ihre Befehle ausführte, brachte ich das Wasser aus der Löwenquelle.”Alsdann erzählte er seinem Vater alle seine Erlebnisse auf dem Hin- und Rückweg; als der Sultan jedoch von der ausnehmenden Tapferkeit und Kühnheit seines Sohnes vernahm, fürchtete er sich noch mehr und die Bosheit und der Hass, der Neid und die Eifersucht, die sein Herz erfüllten, wurden zehnmal stärker als zuvor. Indessen entließ er, seine wahren Gefühle verbergend, den Prinzen Achmed und begab sich in sein Privatgemach, in das er sofort die Hexe bestellte; und als sie erschien, erzählte er ihr, dass der Prinz gekommen wäre und ihm das Wasser aus der Löwenquelle gebracht hätte. Sie hatte bereits etwas davon infolge des Lärms in der Stadt, der beim Erscheinen der Löwen entstanden war, vernommen; als sie nun aber die ganze Begebenheit erfuhr, verwunderte sie sich höchlichst und sprach triumphierend zu ihm, nachdem sie ihm ihren neuen Plan ins Ohr geflüstert hatte: “O König der Könige, dieses Mal wirst du dem Prinzen einen Auftrag erteilen, der ihn verwirren wird und es wird ihm schwerfallen, ihn auszuführen.” Der Sultan versetzte: “du hast recht; ich will den Plan, den du mir eingabst, versuchen.”
    Am nächsten Tage, als der Prinz vor dem Sultan erschien, sprach dieser zu ihm: “Mein teures Kind, es freut mich außerordentlich, deine Tüchtigkeit, Tapferkeit und die kindliche Liebe, die dich erfüllt, zu sehen, durch die ich die beiden von dir verlangten Seltenheiten erhielt. Nun aber richte ich noch eine dritte und letzte Bitte an dich; wenn du mir diese ebenfalls erfüllen kannst, so werde ich mit meinem teuren Sohn hoch zufrieden sein und ihm für den Rest meiner Tage danken.” Prinz Achmed versetzte: “Welches Geschenk verlangst du? Ich will tun, was in meinen Kräften steht.” Da sagte der König: “Ich wünsche, dass du mir einen Mann von nur drei Fuß hohem Wuchs bringst mit zwanzig Ellen langem Bart, der auf seiner Schulter eine stählerne Keule im Gewicht von einhundertsechzig Pfund trägt, die er mit Leichtigkeit hantieren und, ohne die Stirn kraus zu ziehen, um sein Haupt schwingen kann, so wie Menschen mit gewöhnlichen hölzernen Prügeln umgehen.” In solcher Weise forderte der Sultan, durch den Ratschluss des Schicksals irregeführt und unbedacht auf Gutes und Böses, gerade das, was ihm das sicherste Verderben bringen sollte.

    Ebenso war der Prinz Achmed im blinden Gehorsam aus reiner Kindesliebe bereit, ihm alles Verlangte zu beschaffen, ohne zu ahnen, was im verborgenen Ratschluss für seinen Vater bestimmt war. Infolgedessen versetzte er: “O mein Vater und Sultan, ich glaube, es wird schwer sein, in der ganzen Welt einen Mann zu finden, wie du ihn verlangst; jedoch will ich mein Bestes tun, deinen Befehl zu erfüllen.” Hierauf verließ der Prinz den König und kehrte wie gewöhnlich in seinen Palast zurück, wo er Peri Banu zärtlich und freudig begrüßte; sein Gesicht war jedoch bekümmert und das Herz war ihm schwer

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