Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
Vom Netzwerk:
worauf der Kalif sich umwendete und ihm einen Dinar in die Hand legte. Da fasste der Bettler seine Hand und ihn festhaltend, sagte er: „O gütiger Mann, wer immer du sein magst, den Allah antrieb, mir ein Almosen zu geben, weise nicht die Bitte ab, die ich an dich richte; gib mir einen Backenstreich, denn ich verdiene dies und noch eine größere Strafe.” Nach diesen Worten ließ er die Hand des Kalifen los, damit er ihn schlüge; in der Furcht jedoch, der Fremde könnte, ohne dies zu tun, weitergehen, hielt er ihn an seinem langen Gewand fest.
    Ãœberrascht von den Worten des blinden Bettlers, versetzte der Kalif: “Ich vermag dir deine Bitte nicht zu erfüllen und will das Verdienst meiner Mildtätigkeit nicht verringern, indem ich dich behandle, wie du es von mir verlangst.” Mit diesen Worten suchte er von dem Blinden loszukommen, während der Blinde, der dies infolge seiner langen Erfahrung von seinem Wohltäter erwartete, ihn mit aller Kraft festzuhalten suchte und rief: “O mein Herr, vergib mir meine Kühnheit und Hartnäckigkeit; jedoch flehe ich dich an, mir entweder einen Backenstreich zu verabfolgen oder dein Almosen zurückzunehmen, denn ich kann es nur unter dieser Bedingung annehmen, ohne einen heiligen, vor Allahs Angesicht gelobten Eid zu brechen. Wüsstest du den Grund hiervon, so würdest du mit mir übereinstimmen, dass es eine leichte Strafe ist.” Da der Kalif nicht länger aufgehalten sein mochte, gab er dem Drängen des Blinden nach und versetzte ihm einen leichten Schlag, worauf der Bettler ihn sogleich losließ und ihm dankte und Segen erflehte. Als sich dann der Kalif und der Wesir eine kurze Strecke vom Blinden entfernt hatten, sagte der Kalif: “Dieser blinde Bettler muss unbedingt guten Grund haben, sich in solcher Weise gegen alle, die ihm Almosen spenden, zu benehmen und ich möchte ihn gern erfahren. Geh daher zu ihm zurück, sag ihm, wer ich bin und befiehl ihm, um die Zeit des Nachmittagsgebets in meinem Palast zu erscheinen, damit ich mit ihm reden und hören kann, was er zu erzählen hat.” Hierauf kehrte der Dschaafar zu dem blinden Bettler zurück und gab ihm eine milde Gabe, indem er ihm einen neuen Backenstreich versetzte; dann teilte er ihm den Befehl des Kalifen mit und kehrte sofort zu seinem Herrn zurück. Als die beiden die Stadt erreichten, fanden sie auf einem Platz eine große Volksmenge, die einen hübschen und wohlgestalteten Jüngling betrachtete, der auf einer Stute saß und sie im Galopp rings um den Platz tummelte, indem er das Tier dabei so grausam spornte und peitschte, dass es von Schweiß und Blut bedeckt war. Als der Kalif dies gewahrte, empörte er sich über die Grausamkeit des Jünglings und hielt an, um die Zuschauer zu fragen, ob sie wüssten, weshalb er die Stute in solcher Weise folterte; er konnte jedoch nichts anderes erfahren, als dass er seit einer Weile Tag für Tag um dieselbe Zeit die Stute in der gleichen Weise behandelt hätte. Da befahl der Kalif beim Weitergehen seinem Wesir, sich den Platz zu merken und dem Jüngling zu befehlen, sich am anderen Tage zu derselben Stunde, zu der er den Blinden bestellt hatte, bei ihm einzufinden. Ehe der Kalif jedoch seinen Palast erreichte, gewahrte er in einer Straße, durch die er seit Monaten nicht mehr gekommen war, ein neuerbautes Haus, das ihm der Palast eines Großen seines Reiches zu sein schien. Er fragte den Wesir, ob er den Besitzer des Hauses kenne, worauf der Dschaafar es verneinte, jedoch versetzte, er wolle sich danach erkundigen. Er fragte deshalb einen Nachbarn, der ihm erwiderte, dass der Hausbesitzer ein gewisser Chwadsche Hassan wäre, mit dem Beinamen El-Habbal, der Seiler; er hätte den Mann in den Tagen seiner Armut sein Handwerk betreiben sehen und wüsste nicht, wie sich das Schicksal und Verhängnis mit ihm befreundet hätte; jedoch hätte der Chwadsche so außerordentlichen Reichtum gewonnen, dass er instand gesetzt wäre, alle die Kosten, die ihm durch den Bau seines Palastes entstanden waren, ehrlich und reichlich zu zahlen. Der Wesir kehrte mit diesem Bescheid zum Kalifen zurück und gab ihm einen ausführlichen Bericht von dem Vernommenen, worauf der Fürst der Gläubigen rief: “Ich muss diesen Chwadsche Hassan, den Seiler, sehen. Geh zu ihm, Wesir und befiehl ihm, zu derselben Zeit zu meinem Palast zu kommen, die du für die beiden

Weitere Kostenlose Bücher