Märchen aus 1001 Nacht
tat; dann legte ich meine Pfote auf das falsche Geldstück und blickte, mit meinem Schwanzstummel wedelnd, meinem Herrn ins Gesicht. Der Bäcker war entzückt über meinen Scharfsinn, während sich die Frau auÃerordentlich hierüber wunderte und ihren falschen Dirham mit einem guten umtauschte. Als sie dann fortgegangen war, rief mein Herr alle Nachbarn und Gevattern zusammen und erzählte ihnen diese Begebenheit, worauf sie vor mir gute und schlechte Münzen auf den Boden warfen, um mich auf die Probe zu stellen und mit ihren eigenen Augen zu sehen, ob ich so klug wäre, wie mein Herr behauptete. Viele Male hintereinander las ich so die falschen Münzen aus den richtigen heraus und legte meine Pfote auf sie, ohne mich auch nur ein einziges Mal zu irren; und alle gingen staunend fort und erzählten es jedem, den sie sahen, sodass sich die Kunde von mir in der ganzen Stadt verbreitete und ich den ganzen Tag über gute und schlechte Dirham voneinander auszulesen hatte. Von jenem Tage an behandelte mich der Bäcker noch freundlicher und alle seine Freunde und Bekannten lachten und fragten: âFürwahr, du hast in diesem Hund einen ausgezeichneten Geldwechsler!â Einige beneideten sogar meinen Herrn wegen seines Glücks, dass er mich in seinem Laden hatte und versuchten oft, mich fortzulocken, doch behielt mich der Bäcker bei sich und erlaubte mir nie, von seiner Seite zu gehen; denn die Kunde von mir brachte ihm aus den fernsten Vierteln der Stadt eine Menge Kunden. Nicht allzu lange hernach kam eine andere Frau, Brot in unserem Laden zu kaufen und zahlte dem Bäcker sechs Dirham, von denen einer wertlos war. Mein Herr reichte sie mir zur Prüfung und sofort nahm ich den falschen heraus und blickte, indem ich meine Pfote auf ihn legte, der Frau ins Gesicht. Sie wurde hierdurch verwirrt und gestand, dass das Geldstück falsch war, indem sie mich zugleich rühmte, dass ich es herausgefunden hatte. Dann ging sie fort, doch gab sie mir ein Zeichen, ihr vom Bäcker unbemerkt zu folgen. Nun hatte ich in einem fort Allah, den Erhabenen, gebeten, mir irgendwie wieder meine menschliche Gestalt zu geben und hoffte, dass irgendein frommer Diener Allahs meine traurige Lage bemerken und mir Hilfe bringen würde. Als sich deshalb die Frau mehrmals umwendete und nach mir umsah, war ich überzeugt, dass sie meinen Zustand erkannte. Ich hielt deshalb meine Augen auf sie gerichtet, worauf sie nach wenigen Schritten wieder zurück kam und mir winkte, sie zu begleiten. Ich verstand ihr Zeichen und dem Bäcker, der mit dem Heizen seines Ofens beschäftigt war, entwischend, folgte ich ihr auf den Fersen. Sie freute sich über die MaÃen, als sie mich ihr folgen sah und kehrte geradewegs mit mir heim. Nachdem sie in ihr Haus getreten war, verschloss sie die Tür und führte mich in ein Zimmer, in dem ein hübsches Mädchen in einem gestickten Anzug saÃ, das ich nach ihrem Gesicht für die Tochter der Alten hielt. Da nun aber das Mädchen in der Zauberei sehr erfahren war, sagte ihre Mutter zu ihr: âO meine Tochter, hier ist ein Hund, der schlechte Dirham von guten ausliest. Als ich von diesem Wunder vernahm, glaubte ich, das Tier müsste ein Mensch sein, den irgendein gemeiner und grausamer Schurke in einen Hund verwandelt hätte. Ich nahm mir vor, das Tier mir heute anzusehen und es beim Brotkaufen zu prüfen und siehe, der Hund bestand die Probe aufs beste. Sieh dir diesen Hund genau an, meine Tochter und prüfe, ob es ein Tier oder ein durch Zauberei verwandelter Mensch ist.â
Das junge Mädchen, das ihr Gesicht verschleiert hatte, betrachtete mich hierauf aufmerksam und sagte dann: âO meine Mutter, es ist so, wie du sagst und ich will es dir sofort beweisen.â Alsdann erhob sie sich von ihrem Sitz und nahm ein Gefäà mit Wasser, in das sie ihre Hand tauchte, worauf sie mich mit einigen Wassertropfen besprengte und dabei sprach: âWenn du als Hund geboren bist, so bleib ein Hund, bist du aber als Mensch geboren, so nimm durch die Kraft dieses Wassers deine menschliche Gestalt wieder an.â Und sofort wurde ich aus der Gestalt eines Hundes wieder in ein Menschenbild verwandelt und stürzte dem Mädchen zu FüÃen, den Boden vor ihr küssend und ihr dankend. Indem ich dann den Saum ihres Gewandes küsste, rief ich: âO meine Herrin, du bist über die MaÃen gütig zu einem dir Unbekannten und
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