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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Fremden gewesen. Wie kann ich Worte finden, dir zu danken und dich zu segnen, wie du es verdienst? Sag mir nun, ich bitte dich, wie und wodurch ich dir meine Dankbarkeit beweisen kann. Von diesem Tage an bin ich dir zu Dankbarkeit verpflichtet und bin dein Sklave geworden.” Alsdann erzählte ich ihr meine ganze Geschichte und berichtete ihr von Amines Gottlosigkeit und den Übeltaten, die sie mir angetan hatte; und ich dankte ihrer Mutter dafür, dass sie mich in ihr Haus genommen hatte. Hierauf sagte das Mädchen zu mir: “O Sidi Noman, ich bitte dich, danke mir nicht so überschwänglich, denn ich bin sehr froh und glücklich, diesen Dienst einem, der es so wie du verdient, erwiesen zu haben. Ich bin mit deiner Frau Amine lange Zeit, bevor du sie heiratetest, bekannt gewesen. Ebenso wusste ich, dass sie die Zauberei verstand und ebenso weiß sie von meiner Kunst, denn wir beide trieben sie zusammen bei derselben Lehrmeisterin. Wir trafen uns oft im Bad als Freundinnen, doch da sie unmanierlich und boshaft war, lehnte ich weiteren Verkehr mit ihr ab. Denke jedoch nicht, dass es mir genügt, dich wieder in deine ursprüngliche Gestalt verwandelt zu haben; nein, nein, ich muss für das Unrecht, das sie dir angetan hat, Rache nehmen. Dies will ich dadurch tun, dass du ihr Meister wirst und in deinem Hause Herr und Gebieter bist. Warte eine Weile, bis ich wiederkomme.”
    Mit diesen Worten schritt das Mädchen in ein anderes Zimmer, während ich sitzen blieb und mit ihrer Mutter plauderte, wobei ich ihre Trefflichkeit und Güte gegen mich rühmte. Ebenso erzählte die Matrone sonderbare und merkwürdige Wunderdinge, die ihre Tochter in reiner Absicht und mit erlaubten Mitteln verrichtet hatte, bis das Mädchen mit einem Eimer in der Hand zurück kehrte und sagte: “O Sidi Noman, meine Zauberkunst sagt mir, dass Amine zu dieser Stunde abwesend ist, doch bald wieder heimkehren wird. Sie heuchelt vor den Dienstleuten Kummer über die Trennung von dir und gibt an, du seiest plötzlich, als du mit ihr bei Tisch saßest, aufgesprungen und in einer wichtigen Sache ausgegangen, als mit einem Male ein Hund durch die offene Tür ins Zimmer gesprungen wäre und sie ihn mit einem Stecken fortgetrieben hätte.” Alsdann gab sie mir einen Krug voll Wasser und sagte: “O Sidi Noman, geh jetzt nach Hause und warte, den Krug bei dir behaltend, geduldig auf Amines Heimkehr. Sie wird bald zurück kehren und wenn sie dich sieht, wird sie einen Schrecken bekommen und dir schnell zu entrinnen suchen. Bevor sie dir jedoch fortläuft, sprenge einige Tropfen Wasser aus diesem Krug auf sie und sprich den Zauber, den ich dich lehren werde. Ich habe dir nichts weiter zu sagen, denn du wirst mit eigenen Augen sehen, was dann geschehen wird.” Nach diesen Worten lehrte mich das Mädchen gewisse Zauberformeln, die ich mir fest ins Gedächtnis einprägte, worauf ich mich verabschiedete und beiden Lebewohl sagte. Als ich nach Hause kam, verlief die Sache so, wie es mir die junge Zauberin gesagt hatte. Nach kurzem Warten erschien Amine und zitterte vor Schrecken, als sie mich mit dem Krug in der Hand gewahrte. Ehe sie jedoch fortzulaufen vermochte, besprengte ich sie schnell mit einigen Tropfen und sprach die Zauberformeln, worauf sie auf der Stelle in eine Stute verwandelt wurde, dasselbe Tier, das deine Hoheit gestern zu bemerken geruhte. Ich verwunderte mich höchlichst, diese Verwandlung zu sehen und führte die Stute, sie bei der Mähne ergreifend, in den Stall, wo ich ihr einen Halfter anlegte. Dann überhäufte ich sie mit Tadel für ihre Bosheit und ihr gemeines Betragen und peitschte sie aus, bis mein Arm erlahmte. Alsdann beschloss ich, sie jeden Tag auf dem Platz im Galopp herumzutummeln und ihr so die gerechteste Strafe zu geben.
    Mit diesen Worten verstummte Sidi Noman, nachdem er seine Geschichte zu Ende erzählt hatte. Dann aber sagte er: “O Fürst der Gläubigen, ich hoffe, du bist mit meiner Aufführung nicht unzufrieden, sondern würdest solch ein Weib mit einer noch größeren Strafe belegen.” Alsdann küsste er den Saum des Gewandes des Kalifen und schwieg, worauf Harun al-Raschid, als er sah, dass er seine Erzählung beendet hatte, rief: “Fürwahr, deine Geschichte ist außerordentlich merkwürdig und seltsam! Die Missetat deines Weibes findet keine Entschuldigung und die Strafe, die du über

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