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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Ladeninhaber Mitleid mit meiner erbärmlichen Lage und trieb die bellenden und zähnefletschenden Köter, die mir in seinen Laden folgen wollten, fort. So verbrachte ich, dieser Todesgefahr entronnen, die ganze Nacht in meinem Winkel verborgen.
    Am nächsten Morgen in der Frühe ging der Fleischer aus, um seine gewohnte Ware, Schafsköpfe und -füße, einzukaufen. Als er mit einem großen Vorrat zurück kehrte, begann er die Sachen zum Verkauf im Laden auszulegen, worauf ich mich, als ich sah, dass sich ein ganzes Rudel Hunde, angezogen von dem Fleischgeruch, vor seinem Laden versammelt hatte, ebenfalls zu ihnen gesellte. Wie mich nun der Ladeninhaber unter dem Hundegesindel erblickte, sprach er bei sich: Dieser Hund hat seit gestern, als er vor Hunger heulend hergelaufen kam und sich in meinem Laden versteckte, nichts zu fressen bekommen. Dann warf er mir ein hübsches Stück Fleisch hin, jedoch verschmähte ich es und lief wedelnd zu ihm heran, damit er meinen Wunsch, bei ihm zu bleiben und in seinem Laden Schutz zu finden, erkenne; er glaubte jedoch, ich hätte genug gefressen und langte nach einem Stock, mit dem er mich bedrohte und fortscheuchte. Als ich sah, dass der Fleischer sich nicht um mich kümmerte, lief ich fort und schweifte hin und her, bis ich zu einer Bäckerei gelangte und vor der Tür stehen blieb, durch die ich den Bäcker beim Frühstück sitzen sah. Wiewohl ich kein Zeichen machte, dass ich etwas zu fressen verlangte, warf er mir ein Stück Brot hin; anstatt aber es aufzuschnappen und gierig zu verschlingen, wie es alle Hunde zu tun pflegen, näherte ich mich ihm mit dem Stück und schaute ihm ins Gesicht, indem ich zum Dank mit dem Schweif wedelte. Der Bäcker fand an meinem wohlerzogenen Benehmen Gefallen und lächelte mich an, worauf ich, wiewohl ich nicht im Geringsten hungrig war, nur um ihn zufrieden zu stellen, das Brot langsam und gemächlich, Bissen für Bissen, zu verzehren begann, um ihm meinen Respekt zu bezeugen. Er fand hierdurch noch mehr Gefallen an meinem Benehmen und wünschte mich in seinem Laden zu behalten, während ich mich, als ich diese Absicht bemerkte, an die Tür setzte und ihn aufmerksam ansah, sodass er erkannte, dass ich nichts als seinen Schutz von ihm begehrte. Dann streichelte er mich und nahm mich in seine Obhut und ließ mich seinen Vorrat hüten; doch wollte ich sein Haus nicht eher betreten, bis er mir vorangeschritten war; ebenso zeigte er mir, wo ich des Nachts zu liegen hatte und fütterte mich zu jeder Mahlzeit gut und bewirtete mich aufs gastlichste. In gleicher Weise beobachtete ich jede seiner Bewegungen und legte mich nieder und erhob mich ganz nach seinem Geheiß; und wenn er seine Wohnung verließ oder irgendwohin ging, nahm er mich stets mit. Wenn ich schlief und er ausging und mich nicht fand, so blieb er stets auf der Straße stehen und rief mich “Glück! Glück!”, denn diesen Namen hatte er mir gegeben. Sobald ich seinen Ruf vernahm, kam ich dann heraus gerannt und sprang lustig vor die Tür. Und wenn er ausging, um frische Luft zu schöpfen, schritt ich neben ihm, indem ich ihm bald voran lief, bald wieder seinen Sohlen folgte und alle Augenblicke in sein Gesicht schaute.
    So verstrich einige Zeit, während welcher ich bei ihm in aller Annehmlichkeit lebte, bis es sich eines Tages traf, dass eine Frau in seinen Laden trat, um ihr Brot zu kaufen und ihm einige Dirham dafür bezahlte, von denen der eine schlechte Münze war, während die anderen gut waren. Mein Meister prüfte alle Silberlinge und als er an das falsche Stück kam, gab er es ihr zurück, indem er dafür einen richtigen Dirham verlangte. Die Frau zankte jedoch und wollte den Dirham nicht zurücknehmen, indem sie hoch und teuer schwur, er wäre echt. Da sagte der Bäcker: “Der Dirham ist ohne Zweifel wertlos; sieh, mein Hund dort ist nur ein Tier, doch pass auf, er wird dir sagen, ob es falsches oder richtiges Silber ist.” Dann rief er mich beim Namen “Glück! Glück!”, worauf ich zu ihm herangesprungen kam. Indem er nun alle Geldstücke vor mich auf den Boden warf, fragte er: “Hier, betrachte diese Dirham und so ein falsches Stück darunter ist, leg es abseits von den anderen.” Ich prüfte die Silberstücke der Reihe nach, bis ich das falsche Geldstück fand, worauf ich es auf eine Seite und all die guten auf die andere Seite

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