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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Weib Amine rissen Fleischstücke von ihm ab, die sie aß, während sie sich dabei mit ihrem Gefährten vergnügte und mit ihm plauderte. Da ich jedoch in einiger Entfernung stand, vermochte ich nicht zu hören, was sie miteinander sprachen. Ich zitterte bei diesem Anblick vor Entsetzen, während sie nach Beendigung ihres Mahles die Knochen in die Grube warfen und die Erde wie zuvor darüber häuften. Während sie noch mit ihrem schmutzigen und ekelhaften Werk beschäftigt waren, verließ ich sie und eilte wieder nach Hause; ich ließ die Straßentür halb geöffnet, wie meine Frau sie gelassen hatte und warf mich, in meinem Zimmer angelangt, auf unser Bett, mich schlafend stellend. Bald darauf erschien Amine und legte sich, nachdem sie ruhig ihre Sachen ausgezogen hatte, an meine Seite, während ich an ihrem Benehmen erkannte, dass sie mich nicht gesehen hatte und auch nicht im Geringsten vermutete, dass ich ihr zum Totenacker gefolgt war. Dies gewährte mir große Beruhigung, wiewohl mich ekelte , neben einer Kannibalin und Leichenfresserin im Bett zu ruhen. Indessen lag ich, trotz meines Abscheues, still, bis der Muezzin zum Morgengebet rief, worauf ich mich erhob, die Waschung vollzog und mich nach der Moschee auf den Weg machte.
    Nachdem ich mein Gebet verrichtet und die gebotenen Zeremonien erledigt hatte, streifte ich in den Gärten umher und beschloss, indem ich mir bei diesem Spaziergang die Sache überlegte, meine Frau von solcher üblen Gesellschaft zu trennen und ihr das Verzehren von Leichenfleisch abzugewöhnen. Mit solchen Gedanken kehrte ich zur Mittagszeit heim, worauf Amine den Dienern befahl, die Mahlzeit aufzutragen; dann setzten wir uns an den Tisch, wobei sie wie zuvor den Reis Korn für Korn aufzulöffeln begann. Da sagte ich zu ihr: “O mein Weib, es verdrießt mich sehr, dich wie eine Henne jedes Reiskorn aufpicken zu sehen. Wenn dieses Gericht nicht nach deinem Geschmack ist, so sieh, wie durch Allahs Gnade und des Allmächtigen Huld Gerichte allerlei Art vor uns stehen. Iss von dem, was dir am besten zusagt. Jeden Tag werden auf dem Tisch Gerichte verschiedener Art aufgetragen und wenn sie dir nicht gefallen, so hast du nur die Speise zu befehlen, nach der deine Seele verlangt. Ich möchte jedoch eine Frage an dich richten: Gibt’s nicht Fleisch ebenso reichlich und schmackhaft wie Menschenfleisch auf dem Tisch, dass du jedes Gericht, welches dir vorgesetzt wird, verschmähst?” Ehe ich noch meine Worte beendet hatte, war meine Frau überzeugt, dass ich von ihrem nächtlichen Abenteuer wusste. Sie geriet auf der Stelle in höchste Wut, ihr Gesicht lohte wie Feuer, ihre Augen traten aus ihren Höhlen hervor und der Schaum trat ihr in wilder Raserei vor den Mund. Als ich sie in diesem Zustand gewahrte, erschrak ich und die Sinne und der Verstand verließen mich vor Entsetzen; sie aber griff in ihrer tollen Wut zu einem Gefäß voll Wasser, das neben ihr stand und ihre Finger in das Wasser tauchend, murmelte sie einige unverständliche Worte, worauf sie mich mit einigen Tropfen besprengte und rief: “Verruchter, der du bist! Für diese deine Frechheit und deinen Verrat verwandle dich auf der Stelle in einen Hund.” Ich wurde sogleich verwandelt und sie ergriff einen Stab und verbläute mich damit unbarmherzig, dass ich beinahe mein Leben ließ. Ich lief von Zimmer zu Zimmer, doch folgte sie mir mit dem Stock und prügelte mich so lange mitleidslos, bis sie völlig erschöpft war. Dann riss sie die Straßentür halb auf und als ich nach ihr lief, um mein Leben zu retten, versuchte sie, die Tür mit Gewalt zuzuschlagen, um mir die Seele aus dem Leibe zu quetschen. Da ich aber ihre Absicht sah, vereitelte ich sie, doch ließ ich meine Schwanzspitze zurück. Ich heulte hierüber jämmerlich, doch entrann ich, weitereilend und schätzte mich glücklich, ihr mit heilen Knochen entkommen zu sein. Als ich auf der Straße stand, noch immer winselnd und von Schmerzen gepeinigt, fielen die Straßenhunde, als sie einen fremden Hund erblickten, sofort bellend und beißend über mich her, worauf ich mit eingeklemmtem Schwanz den Basar entlang raste und in den Laden eines Verkäufers von Schafs- und Ziegenköpfen und -füßen eilte, wo ich mich in einem dunklen Winkel verkroch. Trotz seiner Gewissensskrupel, die ihn alle Hunde für unrein halten ließen, hatte der

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