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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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sie verhängtest, scheint mir gerecht und richtig bemessen zu sein; jedoch möchte ich dich noch um ein Ding befragen: Wie lange willst du sie in dieser Weise züchtigen und wie lange soll sie in ein Tier verwandelt bleiben? Vielleicht wäre es besser, du suchtest das Mädchen auf, durch dessen Zauberkunst dein Weib verwandelt wurde und bittest sie, ihr wieder die menschliche Gestalt zurückzugeben. Und doch fürchte ich wiederum sehr, dass diese Zauberin, diese Ghule, wenn sie wieder ihre weibliche Gestalt erlangt hat, zu ihren Beschwörungen und Zauberformeln greift und dir noch ein schlimmeres Unheil als zuvor antut, von dem du nicht wieder befreit wirst.” Und so ließ der Fürst der Gläubigen, wiewohl er von Natur mild und mitleidsvoll war, die Sache auf sich beruhen und wendete sich zu dem dritten Mann, den der Wesir vor ihn gebracht hatte und sprach zu ihm: “Als ich in dem und dem Viertel ging, war ich erstaunt, dein Haus zu sehen, das so groß und prächtig ist. Als ich mich dann bei dem Stadtvolk erkundigte, versetzten mir die Leute allzumal, dass der Palast einem gewissen Chwadsche Hassan gehörte und fügten noch hinzu, du wärest vordem sehr arm gewesen und hättest in großer Not gelebt, doch hätte Allah, der Erhabene, deine Lage verbessert und hätte dir jetzt Gut in solcher Menge verliehen, dass du den schönsten Palast erbaut hättest. Wiewohl du aber solch einen fürstlichen Wohnsitz hättest und solch überreiches Gut besäßest, so hättest du doch deine frühere Lage nicht vergessen und du vergeudetest deinen Reichtum nicht in schwelgerischem Leben, sondern vermehrtest ihn durch erlaubten Handel. Deine ganze Nachbarschaft spricht Gutes von dir und kein einziger hat etwas Schlechtes gegen dich vorzubringen. Ich möchte nun etwas Genaues hierüber von dir erfahren und von deinen eigenen Lippen hören, wie du diesen großen Reichtum gewannst. Ich habe dich vor mich befohlen, damit ich von all diesem mit meinen eigenen Ohren höre, weshalb du dich nicht zu fürchten brauchst, mir deine Geschichte zu erzählen; ich wünsche nichts von dir, als deine Geschichte kennen zu lernen. Genieße nach Herzenslust den Reichtum, den dir Allah, der Erhabene, in seiner Gnade verlieh und lass sich deine Seele daran erfreuen.” Also sprach der Kalif und die huldreichen Worte beruhigten den Chwadsche Hassan. Indem er sich vor dem Fürsten der Gläubigen niederwarf, küsste er den Teppich am Fuße des Thrones und rief: “O Fürst der Gläubigen, ich will dir einen getreuen Bericht über mein Abenteuer geben und Allah, der Erhabene, sei mein Zeuge, dass ich nichts zuwider deinen Gesetzen und gerechten Befehlen begangen habe, sondern dass all mein Reichtum allein von Allahs Güte und Gnade herrührt.” Hierauf befahl Harun al- Raschid dem Mann von neuem, unverzagt zu erzählen und so begann er in folgenden Worten seine Geschichte.

Chwadsche Hassan, der Seiler
    Wohltätiger Herr, gehorsam deinem königlichen Befehl will ich nun deine Hoheit unterweisen, durch welche Mittel und Maßnahmen mir das Schicksal so großes Gut bescherte. Zuvor möchte ich dich jedoch bitten, etwas von zweien meiner Freunde zu vernehmen, die in Bagdad, der Stätte des Friedens, wohnen. Beide leben noch und kennen die Geschichte, die dein Sklave jetzt erzählen wird, sehr gut. Den einen von ihnen nennen die Leute Saad, den anderen Saadi. Nun wähnte Saadi, dass niemand in dieser Welt ohne Reichtum glücklich und unabhängig leben könnte und es überdies unmöglich wäre, ohne harte Arbeit, Mühsal, Vorsicht und Klugheit reich zu werden. Im Gegensatz dazu glaubte Saad, der Mensch käme allein durch den Ratschluss des Geschicks und durch das Schicksal und Verhängnis zum Wohlstand. Saad war ein armer Mann, während Saadi reiches Gut besaß; jedoch entstand eine feste Freundschaft unter ihnen und eine innige Liebe verband beide. In keiner Sache pflegten sie verschiedener Meinung zu sein als allein in diesem Punkte, indem sich Saadi allein auf seine Überlegung und Vorsicht verließ, während Saad auf das Schicksal und Menschenlos baute. Eines Tages, als sie wieder einmal hierüber verhandelten, traf es sich, dass Saadi sagte: “Der ist ein armer Mann, der entweder arm geboren ist und aus lauter Not und Dürftigkeit nichts unternehmen kann oder der im Reichtum und Wohlleben geboren

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