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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Handel. Mag Allah dich fördern, jedoch sieh zu, dass du dieses Geld mit allerlei Vorsicht benutzest und es nicht in Torheit und Undankbarkeit verschwendest. Ich und mein Freund Saad, wir werden sehr erfreut sein, wenn wir hören, dass es dir wohl ergeht; und wenn wir später wieder einmal kommen und du ein blühendes Geschäft hast, so soll es uns große Genugtuung gewähren.” Infolgedessen nahm ich, O Fürst der Gläubigen, in hoher Freude und dankbaren Herzens den Beutel Gold und steckte ihn in die Tasche, worauf ich Saadi dankte und ihm den Saum seines Gewandes küsste; dann gingen beide wieder fort und ich machte mich wieder an die Arbeit, doch war ich in großer Verlegenheit und Ratlosigkeit, wo ich den Beutel unterbringen sollte, denn mein Haus enthielt weder Schrank noch Kasten.
    Indessen nahm ich ihn nach Hause und verbarg die Sache vor meiner Frau und meinen Kindern und als ich allein und unbeobachtet war, nahm ich zehn Goldstücke für meinen Bedarf heraus. Dann band ich den Beutel wieder mit einem Stück Schnur zu und befestigte ihn in den Falten meines Turbans, worauf ich das Tuch um meinen Kopf wand.

    Alsdann begab ich mich auf den Basar und kaufte mir einen Vorrat Hanf und etwas Fleisch auf dem Heimweg zum Abendessen, da es geraume Zeit her war, dass wir Fleisch zu kosten bekommen hatten. Als ich nun aber mit dem Fleisch in der Hand einher schritt, kam plötzlich eine Weihe niedergeschossen und hätte mir das Stück Fleisch aus der Hand fortgeschnappt, wenn ich den Vogel nicht mit der anderen Hand fortgescheucht hätte. Hierauf stieß er auf der linken Seite nach dem Fleisch, doch trieb ich ihn wieder fort und so fiel mir bei meinem wilden Umherschlagen nach dem Vogel unglücklicherweise der Turban auf den Boden. Da stieß die verruchte Weihe im Nu auf den Turban nieder und flog mit ihm in ihren Fängen fort, während ich ihr mit lautem Zetergeschrei nachlief. Als die Leute auf dem Basar mein Geschrei vernahmen, taten Männer und Frauen und eine Kinderhorde ihr Möglichstes, die Weihe fortzutreiben und ihr die Beute aus den Krallen abzujagen, doch war es vergeblich, dass sie schrien und Steine nach dem Vogel warfen; er wollte den Turban nicht fallen lassen und flog uns schließlich völlig aus dem Gesicht. Ich war über den Verlust der Aschrafis schwer betrübt und bekümmert, als ich nach Hause ging und den Hanf und die Speisen, die ich gekauft hatte, auf dem Kopfe trug. Besonders aber ärgerte und grämte ich mich und war vor Scham dem Tode nahe bei dem Gedanken, was Saadi sagen würde, besonders wenn ich daran dachte, dass er meine Worte anzweifeln und die Geschichte für unwahr halten würde, wenn ich ihm erzählen würde, dass eine Weihe meinen Turban mit den Goldstücken entführt hätte. Denn sicherlich würde er denken, dass ich irgendeine unterhaltende Fabel zu meiner Entschuldigung und um ihn zu betrügen ersonnen hätte. Indessen ließ ich mir den Rest der zehn Aschrafis aufs Beste bekommen und lebte für einige Tage prächtig mit Weib und Kindern. Als dann alles Gold ausgegeben und nichts mehr übrig geblieben war, wurde ich wieder so arm und bedürftig wie zuvor; doch war ich zufrieden und dankbar gegen Allah, den Erhabenen und tadelte nicht mein Los. Er hatte mir in seiner Barmherzigkeit unerwartet diese Börse Gold gesandt und wieder fortgenommen, wofür ich dankbar und zufrieden war, denn was Er tut, ist immer wohl getan. Mein Weib, das nichts von dem 
    Vorfall mit den Aschrafis wusste, glaubte, dass ich mich unwohl befände und um ein ruhiges Leben zu haben, sah ich mich gezwungen, ihr mein Geheimnis anzuvertrauen. Überdies kamen auch die Nachbarn zu mir herüber und fragten mich nach meinem Befinden; jedoch empfand ich nicht die geringste Lust, ihnen mitzuteilen, was mir widerfahren war. Sie vermochten doch nicht, mir das Verlorene wiederzubringen und würden sicherlich über mein Unglück nur Schadenfreude empfunden haben. Als sie indessen in mich drängten, erzählte ich ihnen alles, worauf einige glaubten, ich hätte gelogen und mich auslachten, während andere mich für verrückt und geistesgestört hielten und meine Worte für das Geschwätz eines Idioten und Traumphantasten ansahen. Die jungen Leute hatten mich zum Besten und lachten bei dem Gedanken, dass ich, der sein Lebtag nicht eine einzige Goldmünze gesehen hatte, plötzlich so

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