Märchen aus 1001 Nacht
schaute ich mich nach einem sicheren Ort um, wo ich meinen Schatz verbergen könnte, damit mein Weib und meine Kleinen nicht davon erführen und ihre Hand daran legten. Als ich einen groÃen irdenen Krug voll Kleie in einem Winkel des Zimmers gewahrte, versteckte ich den Lumpen mit den Goldmünzen in ihm und glaubte, ich hätte den Schatz sicher vor Weib und Kindern untergebracht. Bald darauf kehrte meine Frau heim, doch erzählte ich ihr nichts von den beiden Freunden und dem Vorgefallenen, sondern ging auf den Basar, um Hanf einzukaufen.
Als ich aber das Haus verlassen hatte, wollte es das Unheil, dass ein Verkäufer von Tonerde kam, mit der die Frauen der ärmeren Klassen ihr Haar zu waschen pflegen. Meine Frau hätte gern etwas gekauft, doch hatte sie nicht die geringste Kauri oder Mandel bei sich; da dachte sie nach und sprach bei sich: Dieser Kleiekrug ist hier nutzlos, ich will ihn gegen den Ton eintauschen. Ebenso willigte der Tonverkäufer in den Tausch ein und zog mit dem Krug voll Kleie als Preis für den Ton ab. Bald hernach kehrte ich mit einer Last Hanf auf meinem Haupt und mit fünf anderen auf den Häuptern von ebenso viel Lastträgern, die mich begleiteten, zurück. Ich half ihnen beim Abnehmen der Lasten und bezahlte und entlieà sie, nachdem wir den Vorrat in einem Raum aufgestapelt hatten. Dann streckte ich mich für eine Weile auf den Boden, um mich auszuruhen und schaute nach dem Winkel, in dem der Krug mit Kleie gestanden hatte; doch sah ich, dass er verschwunden war. Die Worte fehlen mir, O Fürst der Gläubigen, dir den Aufruhr der Gefühle zu beschreiben, die mein Herz bei diesem Anblick durchtobten. Ich sprang wie der Blitz auf und fragte meine Frau, wohin der Krug mit Kleie getragen wäre, worauf sie mir erwiderte, dass sie den Inhalt für eine Kleinigkeit Tonerde umgetauscht hätte. Da schrie ich: âO Unselige, Elende, was hast du getan: du hast mich und deine Kinder ruiniert. du hast eine Menge Geld an jenen Tonverkäufer fortgegeben.â Alsdann erzählte ich ihr die ganze Begebenheit, wie die beiden Freunde zu mir gekommen wären und ich die hunder- tundneunzig Aschrafis in dem Kleiekrug verborgen hätte. Als sie dies vernahm, weinte sie bitterlich, indem sie sich vor die Brust schlug und das Haar raufte und rief: âWo soll ich jetzt den Tonverkäufer finden? Es war ein Fremder, den ich nie zuvor in diesem Viertel und in unserer StraÃe sah.â Hierauf wendete sie sich zu mir und sagte: âdu hast hierin wie ein Tor gehandelt, dass du mir nichts davon sagtest und mir nicht Vertrauen schenktest; sonst würde uns dieses Missgeschick nimmermehr widerfahren sein.â Dann jammerte sie laut und bitterlich, bis ich sagte: âMach nicht solch einen Lärm und zeig dich nicht so aufgeregt, damit unsre Nachbarn nichts hören und, wenn sie von unserm Unglück hören, uns auslachen und als Narren verspotten. Es geziemt uns, mit Allahs, des Erhabenen, Fügung zufrieden zu sein.â
Indessen genügten mir die zehn Aschrafis, die ich von den zweihundert genommen hatte, mein Geschäft weiter fortzuführen und für kurze Weile mit mehr Bequemlichkeit zu leben. Jedoch grämte ich mich stets und wusste nicht, was ich zu Saadi sagen sollte, wenn er wieder zu mir käme; denn da er mir das erste Mal nicht geglaubt hatte, war ich überzeugt, dass er mich nun laut für einen Lügner und Betrüger erklären würde. Eines Tages kamen denn auch die beiden, Saad und Saadi, zu meinem Hause heranspaziert, indem sie sich unterhielten und dabei wie gewöhnlich über mich und meinen Fall disputierten. Sobald ich sie von fern gewahrte, verlieà ich meine Arbeit, um mich zu verstecken, da ich vor Scham nicht vorzutreten und sie anzureden vermochte. Als sie dies bemerkten, ohne den Grund hiervon zu begreifen, traten sie in meine Wohnung und begrüÃten mich mit dem Salam, worauf sie mich nach meinem Ergehen fragten. Ich war so verlegen und beschämt, dass ich meine Augen nicht zu erheben wagte und erwiderte ihnen mit gesenkter Stirn den GruÃ. Verwundert über meine traurige Lage, fragten sie mich: âSteht alles gut mit dir? Warum bist du in dieser Lage? Hast du guten Gebrauch von dem Geld gemacht, oder hast du es in leichtsinnigem Leben vergeudet?.
Ich versetzte: âO meine Herren, die Sache mit den Aschrafis verhält sich folgendermaÃen: Als ihr mich verlieÃt, ging ich
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