Märchen aus 1001 Nacht
ihn die Frau murrend und brummend und rief, an meine Tür pochend: âO Hassan, mein Mann ist in groÃer Verlegenheit um einen Heller, den er braucht, um sich etwas Garn zum Ausbessern seiner Netze zu kaufen.â Da fiel mir die Münze ein, die mir Saad gegeben und die ich beiseite gelegt hatte und ich rief ihr zu: âGedulde dich, meine Frau wird herauskommen und dir das Verlangte geben.â Als meine Frau von dem Lärm aus dem Schlaf erwachte, sagte ich ihr, wo die Münze zu finden wäre, worauf sie sie holte und der Frau gab, die sich mächtig freute und sagte: âDu und dein Gatte, ihr habt meinem Mann groÃe Güte bezeugt, wofür ich dir verspreche, dass alle Fische, die er beim ersten Wurf fängt, euch gehören sollen. Ich bin überzeugt, dass mein Ehemann, wenn er mein Versprechen vernimmt, einwilligen wird.â Als dann die Frau mit dem Geldstück zu ihrem Mann zurück kehrte und ihm mitteilte, was sie versprochen hatte, war er damit einverstanden und sagte zu ihr: âdu hast Recht und verständig gehandelt, dieses Versprechen zu geben.â Nachdem er sich dann etwas Garn gekauft und die Netze ausgebessert hatte, erhob er sich noch vor Anbruch der Dämmerung und eilte zum Strom, um wie gewöhnlich zu fischen.
Als er das Netz zum ersten Mal ausgeworfen hatte und es wieder einzog, fand er, dass es nur einen einzigen Fisch enthielt, in der Dicke von ungefähr einer Spanne, worauf er ihn als meinen Anteil beiseite legte. Dann warf er das Netz wieder und wieder aus und fing bei jedem Zug eine Menge groÃer und kleiner Fische, doch keiner erreichte die GröÃe des zuerst gefangenen. Sobald dann der Fischer heimgekehrt war, brachte er mir unverzüglich den Fisch, den er für mich gefangen hatte, indem er sagte: âMein Nachbar, meine Frau versprach dir in der vergangenen Nacht alle Fische meines ersten Zuges; dies ist aber der einzige Fisch, den ich bei dem ersten Wurf fing. Hier ist er und ich bitte dich, nimm ihn als ein Zeichen des Dankes für deine Güte in der letzten Nacht an und als Erfüllung des Versprechens. Wenn mir Allah, der Erhabene, ein ganzes Netz voll Fische beschert hätte, so wären alle dein gewesen, jedoch ist es dein Schicksal, dass dieser Fisch beim ersten Fang allein ans Land gezogen wurde.â Ich versetzte: âDer Heller, den ich dir gestern Nacht gab, war nicht so wertvoll, um etwas dafür als Entgelt zu verlangen.â So weigerte ich mich, den Fisch anzunehmen, doch wollte er ihn nicht wieder zurücknehmen und nach vielem Hin- und-her-Reden willigte ich endlich ein, da er behauptete, es wäre mein Fisch und gab ihn meiner Frau mit den Worten: âFrau, der Fisch ist der Lohn für die Bleimünze, die ich vergangene Nacht unserm Nachbar, dem Fischer, gab. Saad erklärte, ich sollte durch diese Münze groÃen Reichtum und Gut im Ãberfluss gewinnen.â Alsdann erzählte ich meiner Frau, wie mich meine beiden Freunde besucht und was sie gesagt und getan hatten und insbesondere, wie mir Saad die Bleimünze geschenkt hatte. Sie verwunderte sich, nur einen einzigen Fisch zu sehen und fragte: âWie soll ich ihn kochen? Mir scheint es am besten, ihn aufzuschneiden und für die Kinder zu kochen, da wir nichts an Gewürzen und Zutaten haben, ihn in anderer Weise herzurichten.â
Als sie dann den Fisch aufschlitzte und ihn reinigte, fand sie in seinem Magen einen groÃen Diamanten, den sie für ein Stück Glas oder Kristall hielt, denn sie hatte zwar oft von Diamanten erzählen gehört, doch nie einen mit ihren Augen gesehen. Sie gab ihn daher dem jüngsten Kind als Spielzeug und als die anderen ihn sahen, wollten sie ihn alle wegen seines Glanzes und Schimmers haben und jedes Kind behielt ihn für eine Weile, bis die Nacht anbrach und die Lampe angezündet wurde, worauf sie sich rings um den Stein drängten und, seine Schönheit bewundernd, jauchzten und vor Entzücken schrien. Als meine Frau den Fisch aufgetragen hatte und wir uns zum Nachtmahl niedersetzten, legte der älteste Knabe den Diamanten auf den Tisch und sobald wir unsere Mahlzeit beendet hatten, stritten und balgten sich die Kinder wie zuvor um den Stein. Zuerst gab ich auf ihr Lärmen und Toben nicht acht, als es aber zu laut und lästig wurde, fragte ich meinen ältesten Buben, weshalb sie sich stritten und solchen Skandal vollführten. Er erwiderte: âWir streiten uns um
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