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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Nacht geschlafen; und wie wir aufwachten, entdeckten wir, dass einer von den Gehängten mitsamt dem Galgen, an dem er gehangen hatte, gestohlen war; da hatten wir Angst vor dir. Nun kam gerade ein riesiger Bauersmann mit einem Esel des Weges, den ergriffen wir, töteten ihn und hängten ihn, anstatt des Gestohlenen, an diesen Galgen da.” Darüber war ich verwundert und ich fragte sie: “Was hatte der Bauer denn bei sich?” Sie erwiderten: “Er hatte einen Reissack auf dem Esel.” Weiter fragte ich: “Und was war darin?” Sie gaben zur Antwort: “Das wissen wir nicht.” Da rief ich: “Bringt ihn mir her!” Als sie ihn vor mich hingelegt hatten, befahl ich, ihn zu öffnen; und siehe da, in ihm befand sich die zerstückelte Leiche eines Mannes! Wie ich das nun sah, sprach ich verwundert zu mir selber: “Preis sei Allah! Dieser Bauer ist doch nur deshalb gehängt, weil er den Mord da begangen hat! Und dein Herr ist nicht ungerecht gegen Seine Diener.

Die Streiche der listigen Delila
    In der Zeit des Kalifen Harun al-Raschid lebten zwei Männer, namens Achmed ed-Danaf und Hassan Schuman, welche voll List und Verschlagenheit waren und manch einen wunderbaren Streich verübt hatten, weshalb der Kalif auch beiden ein Ehrenkleid verlieh und Achmed ed-Danaf zum Hauptmann zur Rechten und Hassan Schuman zum Hauptmann zur Linken ernannte und ihnen einen Monatssold von tausend Dinaren festsetzte, indem er unter die Hand eines jeden vierzig Mann stellte. Und so ritten denn Achmed ed-Danaf und Hassan Schuman mit ihrem Gefolge in Begleitung des Emirs Chalid, des Walis, aus, während der Herold laut vor ihnen verkündete: “Laut Befehl des Kalifen gibt es zu Bagdad keinen Polizeihauptmann zur Rechten als Achmed ed-Danaf und keinen zur Linken als Hassan Schuman; ihrem Wort ist daher zu gehorchen und sie sollen in Ehren gehalten werden.” Nun lebte in der Stadt eine alte Frau, namens Delila, die Listige, welche eine Tochter, namens Seinab, die Gaunerin, hatte. Als diese des Herolds Verkündigung vernahmen, sagte Seinab zu ihrer Mutter Delila: “Schau, Mutter, dieser Achmed ed-Danaf kam als Flüchtling aus Kairo nach Bagdad und verübte hier solche Streiche, dass er schließlich in die Nähe des Kalifen gelangte und Hauptmann zur Rechten wurde; und dieser grindige Bursche Hassan Schuman ist Hauptmann zur Linken und hat einen Tisch zum Morgen und einen zum Abend und beide haben einen Monatssold von tausend Dinaren, während wir in diesem Hause verlassen und ohne Ansehen und Ehre dasitzen und keinen haben, der nach uns fragt.” Delilas Gatte aber war zuvor Hauptmann von Bagdad gewesen und hatte vom Kalifen monatlich tausend Dinare erhalten; bei seinem Tode hatte er zwei Töchter hinterlassen, von denen die eine verheiratet war und einen Knaben, namens Achmed el-Lakit, hatte, während seine andere Tochter eben die unverheiratete Seinab war. Delila aber war eine Meisterin in allen Listen, Ränken und Streichen, sie hätte selbst einen Drachen aus seinem Nest hervorzulocken vermocht und Iblis selber konnte Betrug von ihr lernen. Ihr Vater war beim Kalifen als Taubenschlagwärter mit einem Monatsgehalt von tausend Dinaren angestellt gewesen und hatte als solcher die Brieftauben zu züchten gehabt, die in Zeiten der Not dem Kalifen lieber waren als einer seiner Söhne. Und so sprach Seinab zu ihrer Mutter: “Steh auf und vollführe irgendeinen listigen Streich, dass wir hierdurch in Bagdad einen Namen bekommen und unseres Vaters Einkünfte für uns erhalten.” Ihre Mutter entgegnete ihr: “Bei deinem Leben, meine Tochter, ich will in Bagdad mit meinen Streichen Achmed ed-Danaf und Hassan Schuman noch übertrumpfen!”
    Hierauf erhob sie sich, schlug einen Schleier vors Gesicht und legte die Tracht einer armen heiligen Frau an, nämlich Hosen, die ihr bis zu den Fersen reichten und eine mit einem breiten Gürtel zusammengehaltene Jacke; darauf nahm sie eine Kanne, füllte sie bis zum Hals mit Wasser, steckte drei Dinare in ihre Mündung und verstopfte diese mit Palmenfasern. Dann hängte sie einen Rosenkranz von der Größe einer Tracht Holz um den Nacken, nahm ein Fähnlein mit roten und gelben Fetzen in die Hand und ging hinaus, indem sie “Allah! Allah!” rief, mit einer Zunge, die den Herrn lobpreiste, während ihr Herz auf Satans Rennbahn galoppierte, wobei sie auslugte, wie sie

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