Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
Vom Netzwerk:
Geldnot bin und so verschaffte sie mir drei Dinare aus der Luft. Hierauf fasste er sie bei der Hand und sprach zu ihr: “Meine Tante, nimm die drei Dinare, die aus deiner Gießkanne auf die Erde gefallen sind.” Die Alte versetzte jedoch: “Schaff sie mir fort, ich gehöre zu den Leuten, die nichts mit irdischem Gut zu tun haben. Nimm sie und verbrauche sie für dich an Stelle des Geldes, das dir der Emir schuldet.” Da sagte er: “Allah sei gedankt für seine Hilfe! Dies gehört zum Kapitel der Offenbarung.” Das Mädchen aber küsste ihr nun die Hand und führte sie zu ihrer Herrin hinauf, die ihr beim Eintreten wie ein von seinem Talisman befreiter Schatz vorkam. Nachdem Chatun sie begrüßt und ihr die Hand geküsst hatte, sprach sie zu ihr: “Meine Tochter, ich komme nur zu dir, um dir einen Rat zu erteilen.” Dann brachte ihr Chatun etwas zu essen, doch versetzte sie: “Meine Tochter, ich esse nur von der Speise des Paradieses und unterbreche mein Fasten nur fünf Tage im Jahr. Jedoch, meine Tochter, sehe ich dich bekümmert und möchte gern von dir die Ursache deiner Kümmernis hören.” Sie erwiderte: “O meine Mutter, in meiner Hochzeitsnacht ließ ich meinen Gatten schwören, keine andere Frau neben mir zu heiraten; nun aber sah er anderer Leute Kinder und sagte, nach Kindern verlangend, zu mir: “du bist unfruchtbar”, worauf ich ihm erwiderte: “du bist ein Maultier, das nicht schwängert.” Da verließ er mich erzürnt und sprach: “Wenn ich von meiner Reise heimkehre, nehme ich mir noch eine Frau.” So fürchte ich, meine Mutter, dass er mich entlässt und eine andere annimmt, denn er hat Ländereien und Grundstücke und großes Gehalt und wenn er von einer anderen Kinder bekommt, werden sie mir das Geld und Land fortnehmen.” Die Alte entgegnete ihr: “Meine Tochter, kennst du denn gar nicht meinen Scheich Abu el-Hamlat, der jedem Schuldner, der ihn besucht, um Allahs willen seine Schuld bezahlt und jede Unfruchtbare in gesegnete Umstände bringt?” Sie versetzte: “Meine Mutter, seit dem Tag meiner Hochzeit verließ ich das Haus weder zu einer Kondolation noch Gratulation.” Die Alte entgegnete: “Meine Tochter, ich will dich mitnehmen und mit dir Abu el-Hamlat besuchen und du wirf deine Last auf ihn und mach ihm ein Gelübde. Wenn dann dein Gatte von der Reise heimkehrt und bei dir ruht, so wirst du vielleicht mit einem Mädchen oder einem Knaben von ihm schwanger; doch soll deines Leibes Frucht, sei es Mädchen oder Knabe, ein Derwisch des Scheichs Abu el-Hamlat werden.”
    Da erhob sich die junge Frau, legte all ihren Schmuck an, kleidete sich in ihre besten Sachen und sprach zu ihrer Sklavin: “Gib Obacht übers Haus.” Und die Sklavin erwiderte: “Ich höre und gehorche, meine Herrin.” Als sie dann hinunter stieg und der Türhüter Scheich Abu Ah ihr begegnete und sie fragte: “Wohin, meine Herrin?”, antwortete sie ihm: “Ich gehe fort, den Scheich Abu el-Hamlat zu besuchen.” Da sagte er zu ihr: “Ich verpflichte mich, ein Jahr zu fasten; siehe, diese Scheichin ist eine Heilige und ist heilig durch und durch; und, meine Herrin, ihr stehen Schätze zu Gebote, denn sie schenkte mir drei Dinare aus rotem Gold und enthüllte mir ungefragt meine Lage und wusste, dass ich in Not bin.” Hierauf ging die Alte mit der jungen Frau des Emirs Hassan Scharr et-Tarik fort, indem sie zu ihr sagte: “So Allah will, meine Tochter, wird dein Herz durch den Besuch des Scheichs Abu el-Hamlat getröstet werden; mit Allahs, des Erhabenen, Erlaubnis wirst du schwanger werden und dein Gatte, der Emir Hassan, wird dich durch den Segen dieses Scheichs lieben und dich nie wieder ein betrübendes Wort hören lassen.” Und die junge Frau erwiderte: “Ich will ihn besuchen, meine Mutter.” Bei sich selber aber sprach die Alte: Wo soll ich ihr die Sachen abnehmen und sie entkleiden, wo hier die Leute gehen und kommen? Alsdann sprach sie zu ihr: “Meine Tochter, schreite hinter mir, doch so, dass du mich im Auge behältst, denn siehe, deine Mutter ist ein schwer beladenes Weib; so jemand eine Last trägt, wirft er sie auf mich und alle, die eine fromme Gabe gelobt haben, geben sie mir und küssen mir die Hand.” Da schritt die junge Frau in weitem Abstand hinter ihr mit klingenden

Weitere Kostenlose Bücher