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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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brauchst.” Mardschane dankte ihm für diesen Rat, worauf Abdullah, der bequem in dem Hausflur lag, schlafen ging, um früh aufzustehen und Ali Baba im Bade zu bedienen. Dann erhob sich Mardschane und begab sich mit der Ölkanne in der Hand zu dem Stall, wo die Ölschläuche in Reih und Glied aufgestellt waren. Als sie an einen der Schläuche trat und der Räuber, der in ihm steckte, ihre  Schritte vernahm, glaubte er, es wäre sein Hauptmann, dessen Befehl er erwartete und fragte leise: “Ist’s für uns Zeit, herauszukommen?” Entsetzt schrak Mardschane bei dem Laut der menschlichen Stimme zurück; da sie aber beherzt und von raschem Verstand war, erwiderte sie: “Die Stunde ist noch nicht gekommen.” Bei sich selber aber sprach sie: Diese Schläuche sind nicht voll Öl und dies ist verdächtig. Vielleicht hegt der Ölhändler einen verräterischen Anschlag gegen meinen Herrn; Allah, der Barmherzige, der Erbarmer, schütze uns vor seiner Arglist! Deshalb auch antwortete sie, die Stimme des Hauptmanns nachahmend: “Noch nicht; die Stunde ist noch nicht gekommen.” Hierauf trat sie an den zweiten Schlauch und gab dem in demselben versteckten Räuber die gleiche Antwort und so verfuhr sie bei einem Schlauch nach dem anderen. Dann sprach sie bei sich: Gelobt sei Allah! Mein Herr nahm diesen Schurken bei sich auf im Glauben, er sei ein Ölhändler und ließ so eine Räuberbande ein, die nur auf das Zeichen wartet, ihn zu überfallen und zu ermorden und sein Haus auszuplündern. Als sie zum letzten Schlauch kam und ihn bis zum Rand voll Öl fand, füllte sie ihre Kanne und kehrte in die Küche zurück, wo sie die Lampen putzte und die Dochte anzündete. Dann holte sie einen großen Kessel, legte ihn aufs Feuer und füllte ihn aus dem Schlauch mit Öl an, worauf sie Holz auf den Herd häufte und es zu einem heißen Feuer anfachte, um das Öl so schnell wie möglich zu kochen. Als das Öl siedend heiß war, schöpfte sie es mit Töpfen aus und goss es, so heiß es war, der Reihe nach in die Schläuche, dass die Räuber, die nicht imstande waren zu entrinnen, zu Tode verbrüht wurden und jeder Schlauch einen Leichnam enthielt. In dieser Weise brachte die Sklavin durch ihre Schlauheit alle Räuber ohne Lärm um, dass nicht einmal die Hausbewohner etwas davon merkten. Als sie sich überzeugt hatte, dass alle Räuber tot waren, kehrte sie in die Küche zurück und verschloss die Tür, worauf sie Ali Babas Brühe kochte.
    Kaum war eine Stunde darüber verstrichen, da erwachte der Hauptmann aus dem Schlaf und öffnete weit sein Fenster; als er sah, dass alles im dunklen Schweigen lag, klatschte er in die Hände als Zeichen für seine Leute, herauszukommen, doch vernahm er keinen Laut als Antwort. Nach einer Weile klatschte er wieder und rief laut, doch erhielt er wiederum keine Antwort; als er dann auf ein drittes Rufen keine Antwort vernahm, wurde er bestürzt und ging zum Stall hinaus, in dem die Schläuche standen, während er bei sich dachte: Vielleicht sind sie eingeschlafen, wo die Stunde zum Werk genaht ist und ich muss sie unverzüglich wecken. Dann trat er an den nächsten Schlauch, doch wurde er durch den Geruch von Öl und verbranntem Fleisch erschreckt; und wie er nun den Schlauch anfasste, fühlte er, dass er vor Hitze dampfte. Ebenso fand er alle anderen Schläuche. Er erkannte hieraus das Schicksal, das seine Bande betroffen hatte, und für seine eigene Sicherheit besorgt, stieg er über die Mauer in einen Garten, von wo er in großem Zorn und Ärger sich in Sicherheit brachte. Inzwischen wartete Mardschane, dass der Hauptmann aus dem Stall zurücckehren sollte; als er jedoch nicht erschien, erkannte sie, dass er die Mauer überstiegen hatte und geflohen war, denn die Straßentür war doppelt verschlossen; und da die Räuber alle beseitigt waren, legte sie sich in völliger Ruhe und Sorglosigkeit schlafen.
    Als noch zwei Stunden von der Nacht übrig waren, erwachte Ali Baba und begab sich ins Bad, ohne etwas von dem nächtlichen Abenteuer zu ahnen, da ihn die wackere Sklavin nicht geweckt hatte. Sie hatte dies nicht für rätlich gehalten; denn hätte sie eine Gelegenheit gesucht, ihm ihren Plan mitzuteilen, so hätte sie sehr leicht ihr ganzes Vorhaben vereitelt. Die Sonne stand bereits hoch über dem Horizont, als Ali

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