Märchen aus 1001 Nacht
Nachdem ich ihnen in dieser Weise den Garaus gemacht hatte, kehrte ich in die Küche zurück, löschte die Lampe aus und stellte mich ans Fenster, um aufzupassen, was geschehen und was der falsche Kaufmann anstellen würde. Nachdem ich meinen Posten eingenommen hatte, erwachte der Räuberhauptmann und gab seinen Leuten wiederholt Zeichen. Als er jedoch keine Antwort erhielt, stieg er die Stufen hinunter und trat an die Schläuche; sobald er aber sah, dass alle tot waren, floh er in der Dunkelheit, ohne dass ich wüsste, wohin. Nach seinem Verschwinden erkannte ich, dass er, da die Tür doppelt verschlossen war, die Mauer überstiegen und sich in den Garten niedergelassen hatte, von wo er dann weiter geflüchtet war und so legte ich mich mit ruhigem Herzen schlafen. Dies ist die volle Wahrheit; schon seit einigen Tagen ahnte ich so etwas, doch verbarg ich es vor dir, da ich es nicht für angebracht hielt, weil ich fürchtete, den Nachbarn könnte etwas davon zu Ohren kommen. Jetzt aber geht es nicht anders an, als dir die Sache zu berichten. Eines Tages, als ich an die Haustür kam, gewahrte ich auf ihr ein Zeichen von weiÃem Kalk und am nächsten Tage neben dem weiÃen ein rotes Zeichen. Ich wusste nicht, aus welchem Grunde die Zeichen dort gemacht waren, jedoch machte ich dieselben Zeichen an den Nachbarhäusern, da ich vermutete, irgendein Feind hätte dies getan, um dadurch meinen Herrn zu verderben. Ich machte deshalb die Zeichen an den anderen Häusern so genau denen an dem unsrigen gleich, dass es schwer war, es unter ihnen herauszufinden. Urteile nun und erwäge, ob diese Zeichen und diese Schurkerei nicht das Werk der Räuber aus dem Dickicht sind, die unser Haus kennzeichneten, um es aus den anderen herauszufinden. An der Zahl der vierzig Räuber fehlen noch zwei, von denen ich nichts weiÃ; hüte dich daher vor ihnen und vor allem vor dem Hauptmann, der von hier lebend entkam. Gib gut acht und sei auf der Hut vor ihm, denn solltest du in seine Hände fallen, so würde er dich in keiner Weise schonen, sondern dich sicherlich umbringen. Ich will alles, was ich vermag, tun, dein Leben und Gut vor irgendeinem Schaden zu bewahren und deine Sklavin soll nicht in irgendeinem Dienst nachlässig gegen ihren Herrn befunden werden.â
Als Ali Baba diese Worte vernahm, freute er sich über die MaÃen und sagte zu ihr: âIch bin mit dir über deine Führung sehr zufrieden; sag mir, was ich dir antun soll und nimmer, solange ich atme, werde ich deine wackere Tat vergessen.â Sie erwiderte: âEs geziemt uns vor allen Dingen, die Leichname zu vergraben, damit das Geheimnis keinem einzigen kund wird.â Hierauf nahm Ali Baba seinen Sklaven Abdullah mit sich in den Garten, wo sie für die Räuber unter einem Baume ein tiefes Loch gruben, zu dem sie die Leichname, nachdem sie ihnen die Waffen abgenommen hatten, schleiften. Nachdem sie sie hineingeworfen hatten, bedeckten sie ihre Ãberreste und ebneten den Boden, dass er so wie zuvor aussah. Ebenso versteckten sie die Schläuche, ihre Rüstungen und die Waffen, worauf Ali Baba die Maultiere einzeln oder zu zweit auf den Basar sandte und sie unter dem geschickten Beistand seines Sklaven Abdullah nach und nach verkaufte. So blieb die Sache verschwiegen und kam niemand zu Ohren. Indessen blieb Ali Baba in steter Aufregung, dass der Hauptmann oder die beiden - wie er meinte - überlebenden Räuber sich an seinem Haupt rächen könnten. Er hielt sich sorgsam verborgen und achtete darauf, dass niemand ein Wort von dem Vorfall und dem Reichtum erfuhr, den er aus der Räuber höhle fortgeschafft hatte. Inzwischen war der Räuberhauptmann in heiÃem Zorn und tiefem Verdruss in das Dickicht entflohen; der Verstand war ihm wie verstört und die Farbe seines Gesichtes war wie aufsteigender Rauch entschwunden. Er dachte über die Sache hin und her und beschloss zuletzt, Ali Baba unbedingt zu ermorden, um nicht an seinen Feind alle seine Schätze zu verlieren, da dieser die Zauberworte kannte. Nach Beseitigung Ali Babas wollte er eine neue Räuberbande um sich scharen und sein altes Räuberhandwerk, das seine Vorfahren bereits seit vielen Generationen betrieben hatten, weiter fortsetzen. Mit diesem Beschluss legte er sich in jener Nacht zur Ruhe und als er sich am anderen Morgen erhob, legte er einen anständigen Anzug an und kehrte in einer Karawanserei in der Stadt
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