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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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nach sieben Traditionen und ich las die gelehrten Bücher und trug sie den Männern der Wissenschaft vor; ich studierte die Sternenkunde und die Werke der Dichter und ich übte mich auf allen Gebieten der Gelehrsamkeit, bis ich die Menschen meiner Zeit weit hinter mir ließ; die Schönheit meiner Schrift übertraf die aller Schreiber und mein Ruhm verbreitete sich in allen Ländern und Reichen und bei allen Königen. So hörte auch der König von Indien von mir und er schickte zu meinem Vater, um mich an seinen Hof zu laden; zugleich sandte er meinem Vater Geschenke und Kostbarkeiten, wie sie sich für Könige geziemen. Da rüstete mein Vater sechs Schiffe für mich; und wir fuhren einen ganzen Monat lang auf dem Meere und kamen dann ans Festland. Dort schifften wir Pferde aus, die wir bei uns auf den Schiffen hatten und beluden zehn Kamele mit den Geschenken. Wir waren nur eine kleine Strecke weitergezogen: siehe, da wirbelte eine Staubwolke empor, bis das Auge den Blick in die Ferne verlor. Aber nach einer kurzen Spanne Zeit wurde die Erde von der Staubwolke befreit und unter ihr erschienen fünfzig Reiter, wie Löwen, deren Blick erschreckt und mit schimmerndem Stahle bedeckt. Wir schauten nach ihnen aus und siehe, es waren Beduinen, Wegelagerer. Als die sahen, dass wir nur wenige Leute waren und zehn Kamele mit den Geschenken für den König von Indien bei uns hatten, da stürmten sie mit eingelegter Lanze auf uns ein. Wir aber machten ihnen mit den Händen ein Zeichen, das besagen sollte: “Wir sind Boten des großen Königs von Indien, drum tut uns nichts zuleide!” Sie jedoch bedeuteten uns: “Wir sind nicht auf seinem Gebiet, noch sind wir unter seiner Herrschaft.” Dann erschlugen sie einige von den Sklaven; die anderen flohen und so auch ich, nachdem ich schwer verwundet war. Die Beduinen aber achteten meiner nicht, da sie mit den Schätzen und den Geschenken, die wir mitgebracht hatten, beschäftigt waren. Nun wusste ich nicht, wohin ich mich wenden sollte; einst war ich mächtig gewesen, jetzt war ich machtlos geworden. So wanderte ich weiter, bis ich zum Gipfel eines Berges kam; dort fand ich Obdach in einer Höhle, bis dass der Tag anbrach. Dann zog ich immer weiter, bis ich zu einer sicheren, wohl befestigten Stadt kam. Gerade hatte der Winter sich dort mit seiner Kälte von dannen gemacht und der Frühling war eingezogen mit seiner Rosenpracht. Die Blumen dort begannen zu sprießen und die Bächlein dort begannen zu fließen, während die Vögel ihr Lied erschallen ließen, wie der Dichter bei der Beschreibung einer Stadt gesagt hat:
    Ein Ort, in dem es Furcht nicht gibt,
Dem Sicherheit als Freund sich eint,
Der, seinem Volk ein schöner Schutz,
Mit seiner Wunderwelt erscheint.
    Ich freute mich, dass ich dort angekommen war; denn ich war müde vom Wege und mein Gesicht war bleich von dem Kummer. Doch meine Lage war verzweifelt und ich wusste nicht, wohin ich mich begeben sollte. So trat ich an einen Schneider heran, der in seinem Laden saß und grüßte ihn; der erwiderte meinen Gruß, hieß mich mit Freuden willkommen, war freundlich zu mir und fragte mich nach dem Anlass meiner Reise in die Fremde. Ich erzählte ihm alles, was mir widerfahren war, von Anfang bis zu Ende; da wurde er traurig um meinetwillen und sagte: “O Jüngling, enthülle niemandem dein Geheimnis; denn ich fürchte für dich Gefahr von Seiten des Königs dieser Stadt. Der ist der größte Feind deines Vaters und es schwebt Blutrache zwischen ihnen.” Dann setzte er mir Speise und Trank vor und wir aßen zusammen; und ich unterhielt mich mit ihm den Abend hindurch. Da räumte er mir willig einen Platz auf einer Seite seines Ladens ein und brachte mir, was ich nötig hatte: Teppich und Decke. Und ich blieb drei Tage lang bei ihm, bis er zu mir sagte: “Kennst du keinen Beruf, damit du dir den Unterhalt verdienen kannst?” “Ich bin gelehrt im Gesetz”, erwiderte ich, “und ein Schriftgelehrter, ein Schreibkundiger, Rechenmeister und Kalligraf.” Er aber versetzte: “deine Künste bringen hierzulande nichts ein; in unserer Stadt ist niemand, der etwas weiß von den 
    Wissenschaften oder auch nur vom Schreiben, außer dem Geldverdienen.” Da sagte ich: “Bei Allah, ich weiß sonst nichts, als was ich dir nannte”; und er erwiderte: “Gürte dich,

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