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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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mich keinen Eindruck macht, du Dirne!” Dann zog er sie nackt aus, band sie mit Händen und Füßen an vier eiserne Pflöcke; dann folterte er sie und suchte sie zum Geständnis zu bringen. Doch es war mir nicht möglich noch erträglich, ihr Weinen anzuhören; daher stieg ich, bebend vor Furcht, die Treppen hinauf und als ich oben ankam, legte ich die Falltür wieder hin, wie sie gewesen war und deckte sie mit Erde zu. Ich bereute aber bitterlich, was ich getan hatte. Ich dachte an das Mädchen und an ihre Schönheit und daran, wie dieser Verfluchte sie folterte, auch daran, dass sie fünfundzwanzig Jahre so allein gewesen war; und alles, was ihr geschah, war um meinetwillen. Ich dachte an meinen Vater und sein Königtum und daran, dass ich ein Holzhacker geworden war; und wie mein Leben, nachdem mir das Glück gelächelt hatte, nun wieder trübe geworden war. Da weinte ich und sprach den Vers:
    Wenn das Geschick dir eines Tages Unheil bringt,
Bedenk, ein Tag bringt Freude dir, der andre Leid.
    Dann ging ich hin, bis ich zu meinem Freunde, dem Schneider, kam; und ich fand ihn um meinetwillen wie auf glühenden Kohlen sitzend, da er mich ängstlich erwartete. Er rief: “Die ganze Nacht hindurch war mein Herz bei dir; denn ich war besorgt um dich wegen irgendeines wilden - Tieres oder eines anderen Unheils. Jetzt aber - Preis sei Allah für deine Rettung!” Ich dankte ihm für seine freundliche Sorge um mich und zog mich in meinen Winkel zurück und begann über das nachzusinnen, was mir begegnet war; und ich schalt mich um der großen Torheit willen, dass ich nach jener Nische getreten hatte. Während ich mich noch so zur Rechenschaft zog, siehe, da trat mein Freund, der Schneider, an mich heran und sprach zu mir: “O Jüngling, draußen steht ein Greis, ein Perser, der dich sucht; er hat deine Axt und deinen Schuh, die er zu den Holzhackern gebracht hat, indem er ihnen sagte: Ich ging aus um die Zeit, da der Muezzin zum Morgengebet zu rufen begann und da fand ich diese beiden Dinge; nun weiß ich nicht, wem sie gehören: zeigt mir also ihren Eigentümer! Die Holzfäller erkannten deine Axt und wiesen ihn an dich; er sitzt im Laden, so geh und danke ihm und nimm deine Axt und deinen Schuh.” Als ich aber diese Worte hörte, wurde ich vor Schrecken bleich und wurde wie von Sinnen; und wie ich so dasaß, siehe, da tat sich der Boden meines Zimmers auf und empor stieg der Perser, das war der Dämon. Er hatte das Mädchen mit den schlimmsten Foltern gequält, aber sie hatte ihm nichts gestanden; da hatte er die Axt genommen und den Schuh und zu ihr gesagt: “Bin ich Dschardscharis, aus dem Samen des Iblis, so werde ich dir den hierherbringen, dem diese Axt und dieser Schuh gehören!” Dann war er in der genannten Verkleidung zu den Holzfällern gegangen und zu mir gekommen. Er gab mir keinen Aufschub, sondern ergriff mich und flog mit mir empor; darauf senkte er sich wieder und drang mit mir bis unter die Erde hinab, während ich immer ohne Besinnung war und schließlich brachte er mich in den unterirdischen Palast, in dem ich gewesen war. Dort sah ich das Mädchen, nackt, die Glieder gefesselt an vier Pflöcke und von ihren Seiten tropfte das Blut. Da liefen mir die Augen von Tränen über; der Dämon aber packte sie an und sagte: “Nun, Dirne, ist dies nicht dein Geliebter?” Sie sah mich an und sagte: “Ich kenne diesen nicht und habe ihn nie gesehen bis zu dieser Stunde!” Da rief der Dämon: “Was! Diese Folter und noch kein Geständnis?” ruhig sagte sie: “Ich habe diesen Mann niemals in meinem Leben gesehen; und es ist vor Allahs Augen unrecht, Lügen über ihn zu sagen.” “Wenn du ihn nicht kennst”, erwiderte der Dämon, “so nimm dies Schwert und schlag ihm den Hals durch.” Sie nahm das Schwert in die Hand, kam und trat dicht zu mir heran; und ich gab ihr ein Zeichen mit den Augenbrauen, während die Tränen mir auf die Wange herabströmten. Sie aber verstand mein Zeichen und winkte mir mit den Augen, als ob sie sagen wollte: “Wie konntest du all dies über uns bringen?” Da gab ich ihr zu verstehen: “Dies ist die Stunde der Verzeihung.” Und es war, als ob meine Zunge spräche:
    Mein Blick ist für meine Zunge ein Dolmetsch; du weißt es wohl.
Er kündet die Liebe, die ich im Herzen verbergen soll.
Und

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