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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Ich geriet darüber in höchstes Erstaunen, da ich doch der Sohn des Sultans dieser Stadt war und diese Leute meines Vaters Diener und meine eigenen Sklaven waren. Und mich befiel große Furcht vor ihnen und ich sprach in meiner Seele: “Was mag wohl meinem Vater geschehen sein?” Als ich nun die, so mich ergriffen hatten, fragte, weshalb sie also taten, gaben sie mir keine Antwort. Nach einer Weile jedoch sagte einer von ihnen zu mir und zwar einer, der bei mir Diener gewesen war: “Siehe, das Glück ist deinem Vater untreu geworden; die Truppen haben ihn verraten, der Wesir hat ihn töten lassen und herrscht jetzt an seiner statt; wir aber mussten dir auf seinen Befehl auflauern.” Dann schleppten sie mich fort, während ich fast von Sinnen war wegen der Trauerbotschaft, die ich über meinen Vater gehört hatte. Und nun stand ich vor dem Wesir.
    Zwischen dem Wesir und mir aber herrschte eine alte Feindschaft und der Grund jener Feindschaft war dieser: Ich liebte es sehr, mit der Armbrust zu schießen und es geschah eines Tages, als ich auf dem Terrassendach des Palastes stand, dass sich auf das Dach des Hauses des Wesirs, während er dort stand, ein Vogel niederließ. Ich wollte nach dem Vogel schießen; aber da verfehlte das Geschoss sein Ziel, drang dem Wesir ins Auge und riss es ihm aus, wie es vom Schicksal bestimmt war. So heißt es in einem der alten Sprüche:
    Wir gehen einen Pfad, der für uns vorgesehen;
    Und wem ein Pfad ist vorgeschrieben, der muss ihn gehen.
    Und wem an einer Stätte zuteil werden soll sein Verderben,
    Der wird an keiner Stätte als gerade an dieser sterben.
    Als nun dem Wesir das Auge ausgerissen war” so fuhr der Bettelmönch fort “konnte er mir kein Wort sagen, da mein Vater der König der Stadt war; so war es gekommen, dass Feindschaft zwischen ihm und mir herrschte. Wie ich aber mit gebundenen Händen vor ihm stand, befahl er, mir das Haupt abzuschlagen. Da fragte ich ihn: “Für welches Verbrechen lässest du mich töten?” und er zeigte auf seine leere Augenhöhle. Ich entgegnete: “Das habe ich aus Versehen getan”; doch er versetzte: “Wenn du es aus Versehen getan hast, so will ich es mit Absicht tun.” Dann rief er: “Führt ihn herbei!” Und sie führten mich dicht vor ihn hin und er stieß mir den Finger ins linke Auge und drückte es aus; seit jener Zeit bin ich einäugig, wie ihr mich seht. Darauf ließ er mich gefesselt in eine Kiste legen und sprach zum Träger des Schwertes: “Nimm diesen da und zieh dein Schwert; nimm ihn und bringe ihn vor die Stadt hinaus. Dort töte ihn und lass ihn liegen, den wilden Tieren und Raubvögeln zum Fraß!” So zog der Schwertträger mit mir hinaus. Als er draußen vor der Stadt mitten auf freiem Felde war, nahm er mich aus der Kiste, an den Händen gefesselt und an den Füßen gebunden, wie ich war und wollte mir die Augen verbinden, um mich erst dann zu töten. Aber ich weinte bitterlich, bis er mit mir weinen musste; und ich sah ihn an und sprach diese Verse:
    Ich hielt euch für einen festen Panzer, um abzuwehren der Feinde Pfeile von mir; doch ihr wart die Spitzen von ihnen.
    Ich pflegte auf euch zu hoffen einstmals in allen Gefahren, Wenn meine rechte Hand auch der linken sich musste bedienen. Haltet euch doch weit ab von dem Gerede der Tadler Und lasset die Feinde allein ihre Pfeile auf mich anlegen!
    Wollet ihr denn nicht selbst mich vor den Feinden beschützen,
    So handelt doch weder für sie noch meinem Wohle entgegen.
    Und ich fuhr fort:
    Brüder, die ich für Panzer hielt!
    Sie waren’s, doch für die Feinde mein!
    Ich glaubte, sie seien treffsichre Pfeile.
    Sie waren’s, doch trafen ins Herz mir hinein.
    Als der Schwertträger, der schon der Schwertträger meines Vaters gewesen war und dem ich Wohltaten erwiesen hatte, meine Verse hörte, rief er: “Ach, Herr, was kann ich tun, da ich doch nur ein Sklave bin, der einen Befehl erhalten hat?” Und er fügte hinzu: “Flieh um dein Leben und kehre nie wieder in dieses Land zurück; sonst wirst du zugrunde gehen und mich mit dir zugrunde richten, so wie ein Dichter sagt:
    Rette dein Leben, wenn dir vor Unheil graut!
    Lasse das Haus beklagen den, der es erbaut!
    Du findest schon eine Stätte an anderem Platz:
    Für dein Leben findest du keinen Ersatz.
    Mich wundert, wen es im Hause der

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