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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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leidenschaftlicher Liebe und Satan hatte über die beiden Gewalt gewonnen und hatte ihnen ihr Tun in schönen Farben gezeigt. Und als mein Sohn nun sah, dass ich sie getrennt hatte, baute er diese Höhle unter der Erde, richtete sie ein und schaffte Lebensmittel dorthin, wie du siehest; und er benutzte meine Abwesenheit, als ich zur Jagd ausgezogen war und kam mit seiner Schwester hierher. Aber ein Gottesgericht hat ihn und sie ereilt und sie beide verbrannt und die Strafe im Jenseits wird noch härter und schwerer sein!” Dann weinte er und ich weinte mit ihm; und er sah mich an und sprach: “du bist mein Sohn an seiner statt.” Ich sann eine Weile über die Welt und ihre Wechselfälle nach: wie der Wesir mir den Vater erschlagen und sich auf seinen Thron gesetzt und mir das Auge ausgestoßen hatte; und wie mein Vetter durch das seltsamste Schicksal den Tod finden musste. Und wiederum weinte ich und mit mir weinte mein Oheim. Darauf stiegen wir hinauf, legten die eherne Platte wieder an ihre Stelle und häuften das Erdreich darüber; und als wir das Grab wiederhergestellt hatten, kehrten wir in unseren Palast zurück. Kaum aber hatten wir uns gesetzt, so hörten wir den Lärm von Trommeln, Trompeten und Zimbeln; und Lanzen von Kriegern schwirrten, Männer schrien und Zäume klirrten, Rosse wieherten und die Welt war bedeckt mit Staub und Sand, die von den Hufen der Pferde aufgewirbelt waren. Unser Verstand geriet in Verwirrung, und wir wussten nicht, um was es sich handelte. So fragten wir und es wurde uns gesagt, der Wesir, der meines Vaters Herrschaft an sich gerissen hatte, habe die eigene Kriegsmacht gerüstet und noch dazu wilde Beduinen in Dienst genommen und er sei mit Heeren unterwegs, so zahlreich wie der Sand am Meere; ihre Menge konnte nicht gezählt werden und vor ihnen konnte niemand standhalten. Die stürmten nun plötzlich auf die Stadt ein und da die Bürger nicht imstande waren, sich ihnen zu widersetzen, so übergaben sie ihm die Stadt; mein Oheim fiel und ich floh außerhalb der Stadt, da ich mir sagte: wenn du in seine Hände fällst, so wird er dich gewisslich töten. So begann mein Trauern von neuem. Ich grübelte nach über die Dinge, die meinem Vater und meinem Oheim widerfahren waren und darüber, was ich tun sollte; denn wenn ich mich zeigte, so würden die Leute der Stadt und die Soldaten meines Vaters mich erkennen und mein elender Tod wäre sicher; und ich fand keinen anderen Weg der Rettung als den, dass ich mir Kinn und Lippen glatt rasierte. Das tat ich also, zog auch andere Kleider an und verließ die Stadt. Und ich zog nach dieser Stadt, in der Hoffnung, es werde mir vielleicht einer zu dem Beherrscher der Gläubigen, dem Stellvertreter des Herrn der Welten, Eingang verschaffen und ich würde ihm meine Geschichte und was mir widerfahren ist, erzählen und berichten können. Erst gestern Abend bin ich in dieser Stadt eingetroffen und da stand ich nun ratlos, wohin ich mich wenden sollte, als plötzlich dieser zweite Bettelmönch dastand. Den grüßte ich und sprach zu ihm: “Ich bin ein Fremder” und er erwiderte: “Auch ich bin ein Fremder.” Während wir noch so sprachen, siehe, da kam dieser unser dritter Gefährte zu uns und grüßte uns und sagte: “Ich bin ein Fremder” und wir erwiderten: “Auch wir sind Fremde.” Dann gingen wir weiter, bis uns das Dunkel überfiel und uns das Schicksal zu euch führte. Das also ist der Grund, weshalb mein Kinn und meine Lippen rasiert sind und weshalb ich mein linkes Auge verlor.” Da sprach die Herrin des Hauses: “Führe deine Hand zum Kopf und geh fort!”; er sagte jedoch: “Ich gehe nicht fort, bis ich die Geschichte der anderen gehört habe.” Alle aber waren erstaunt über seine Erzählung und der Kalif sprach zu Dscha’far: “Bei Allah, dergleichen, wie es diesem Bettelderwisch widerfahren ist, habe ich nie gehört noch gesehen.” Nun trat der zweite Bettelmönch vor; und er küsste den Boden und begann.

Die Geschichte des zweiten Bettelmönchs
    â€œO Herrin, auch ich wurde nicht mit einem Auge geboren und auch meine Geschichte ist seltsam; würde sie mit Sticheln in die Augenwinkel gestichelt, sie wäre eine Warnung für einen jeden, der sich warnen ließe. Und dies ist sie: Ich bin ein König, der Sohn eines Königs. Ich las den Koran

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