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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Sie hieß mich aber an ihrer Seite sitzen und brachte Scherbett mit Moschus und gab mir zu trinken. Dann setzte sie mir Speise vor und wir aßen und unterhielten uns; darauf sagte sie zu mir: “Jetzt lege dich hin und ruhe dich aus; denn wahrlich, du musst müde sein!” Ich hatte schon ganz vergessen, was mir widerfahren war, O Herrin; und ich dankte ihr und legte mich nieder. Als ich erwachte, fühlte ich, wie sie mir die Füße rieb und knetete; da flehte ich Allahs Segen auf sie herab und wir setzten uns nieder, um uns eine Weile zu unterhalten. Sie sprach: “Bei Allah, mir war die Brust so eng während der fünfundzwanzig Jahre, in denen ich allein hier unter der Erde gewesen bin, ohne jemanden zu finden, der mit mir spräche; doch Preis sei Allah, der dich zu mir gesandt hat!” Dann fragte sie: “O Jüngling, hast du Begehr nach Wein?” und ich erwiderte: “Tu, wie du willst!” Da trat sie zu einem Wandschrank und nahm eine versiegelte Flasche alten Weines heraus, schmückte den Tisch mit Grün und sang:
    Hätten wir dein Kommen geahnt, wir hätten das Blut des Herzens
Und das Schwarze der Augen freudig hingebreitet;
Wir hätten auch unsere Wangen für deinen Empfang gerüstet,
Damit dein Weg dich über die Augenlider geleitet.
    Als sie ihr Lied geendet hatte, dankte ich ihr; und schon fasste die Liebe zu ihr Wurzeln in meinem Herzen und vergangen waren mir Sorge und Gram. Nun saßen wir beisammen beim Wein bis zum Abend; und die Nacht verbrachte ich mit ihr - nie erlebte ich je solch eine Nacht! Und am folgenden Tage knüpften wir Freude an Freude bis zum Mittag. Da aber war ich so trunken, dass ich nicht Herr meiner Sinne mehr war; und ich stand auf, schwankte nach rechts und nach links und sprach zu ihr: “Komm, meine Schöne, ich will dich hinauftragen aus diesem unterirdischen Gefängnis und dich von dem Dämonen befreien!” Sie aber lachte und sagte: “Sei genügsam und schweig; von zehn Tagen gehört dem Dämonen nur ein Tag und dir gehören neun Tage.” Da rief ich - denn die Trunkenheit hatte mich ganz überwältigt: “Noch diesen Augenblickwill ich die Nische da zertrümmern, über die jene Schrift eingegraben ist und ich will den Dämon herbeirufen, dass ich ihn töte, denn ich bin es gewohnt, Dämonen zu töten!” Als sie aber meine Worte hörte, wurde sie bleich und sagte: “Bei Allah, tu das nicht!” und sprach den Vers:
    Vor einer Tat, die dich selbst vernichtet,
Musst du dich selbst immerdar behüten.
    Darauf sprach sie diese Verse:
    Du, der die Trennung sucht, halt ein
Das Ross, das allzu schnell will rennen!
Geduld! Das Schicksal übt Verrat:
Zum Schlüsse müssen die Freunde sich trennen.
    Als sie diese Verse gesprochen hatte, achtete ich ihrer Worte doch nicht; ja, ich hob den Fuß und stieß gewaltig gegen die Nische, da wurde die Luft plötzlich dunkel, es donnerte und blitzte; die Erde bebte und alles wurde unsichtbar. Alsbald verflog die Trunkenheit aus meinem Kopf und ich rief ihr zu: “Was ist?” Sie antwortete: “Der Dämon ist bei uns! Habe ich dich nicht davor gewarnt? Bei Allah, du hast mich ins Verderben gestürzt! Rette du dein Leben und eile dort wieder hinaus, wo du hereingekommen bist!” Doch im Übermaß meiner Angst ließ ich meinen Schuh und meine Axt liegen. Und als ich zwei Stufen hinaufgestiegen war, wandte ich mich um und wollte nach ihnen schauen; aber siehe, die Erde spaltete sich und heraus stieg ein Dämon von scheußlichem Anblick und rief: “Was soll dieser Lärm, mit dem du mich störst? Was ist dir widerfahren?” “Mir ist nichts widerfahren”, versetzte sie, “nur wurde mir die Brust so eng und da wollte ich etwas Wein trinken, um mir die Brust zu weiten. So nahm ich denn ein wenig zu mir; aber als ich aufstand, um ein Geschäft zu verrichten, war mir der Kopf schwer geworden und ich fiel gegen die Nische.” “Du lügst, du Buhldirne”, schrie der Dämon; und er blickte sich in dem Schlosse um, nach rechts und nach links. Da sah er den Schuh und die Axt und sagte: “Was sind diese Dinge anderes als Sachen von Menschen? Wer ist bei dir gewesen?” Sie erwiderte: “Nie habe ich sie bis zu diesem Augenblick gesehen; die sind wohl mit dir heraufgekommen.” Aber der Dämon schrie: “Das ist eine törichte Ausrede, die auf

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