Märchen aus 1001 Nacht
Sie hieà mich aber an ihrer Seite sitzen und brachte Scherbett mit Moschus und gab mir zu trinken. Dann setzte sie mir Speise vor und wir aÃen und unterhielten uns; darauf sagte sie zu mir: âJetzt lege dich hin und ruhe dich aus; denn wahrlich, du musst müde sein!â Ich hatte schon ganz vergessen, was mir widerfahren war, O Herrin; und ich dankte ihr und legte mich nieder. Als ich erwachte, fühlte ich, wie sie mir die FüÃe rieb und knetete; da flehte ich Allahs Segen auf sie herab und wir setzten uns nieder, um uns eine Weile zu unterhalten. Sie sprach: âBei Allah, mir war die Brust so eng während der fünfundzwanzig Jahre, in denen ich allein hier unter der Erde gewesen bin, ohne jemanden zu finden, der mit mir spräche; doch Preis sei Allah, der dich zu mir gesandt hat!â Dann fragte sie: âO Jüngling, hast du Begehr nach Wein?â und ich erwiderte: âTu, wie du willst!â Da trat sie zu einem Wandschrank und nahm eine versiegelte Flasche alten Weines heraus, schmückte den Tisch mit Grün und sang:
Hätten wir dein Kommen geahnt, wir hätten das Blut des Herzens
Und das Schwarze der Augen freudig hingebreitet;
Wir hätten auch unsere Wangen für deinen Empfang gerüstet,
Damit dein Weg dich über die Augenlider geleitet.
Als sie ihr Lied geendet hatte, dankte ich ihr; und schon fasste die Liebe zu ihr Wurzeln in meinem Herzen und vergangen waren mir Sorge und Gram. Nun saÃen wir beisammen beim Wein bis zum Abend; und die Nacht verbrachte ich mit ihr - nie erlebte ich je solch eine Nacht! Und am folgenden Tage knüpften wir Freude an Freude bis zum Mittag. Da aber war ich so trunken, dass ich nicht Herr meiner Sinne mehr war; und ich stand auf, schwankte nach rechts und nach links und sprach zu ihr: âKomm, meine Schöne, ich will dich hinauftragen aus diesem unterirdischen Gefängnis und dich von dem Dämonen befreien!â Sie aber lachte und sagte: âSei genügsam und schweig; von zehn Tagen gehört dem Dämonen nur ein Tag und dir gehören neun Tage.â Da rief ich - denn die Trunkenheit hatte mich ganz überwältigt: âNoch diesen Augenblickwill ich die Nische da zertrümmern, über die jene Schrift eingegraben ist und ich will den Dämon herbeirufen, dass ich ihn töte, denn ich bin es gewohnt, Dämonen zu töten!â Als sie aber meine Worte hörte, wurde sie bleich und sagte: âBei Allah, tu das nicht!â und sprach den Vers:
Vor einer Tat, die dich selbst vernichtet,
Musst du dich selbst immerdar behüten.
Darauf sprach sie diese Verse:
Du, der die Trennung sucht, halt ein
Das Ross, das allzu schnell will rennen!
Geduld! Das Schicksal übt Verrat:
Zum Schlüsse müssen die Freunde sich trennen.
Als sie diese Verse gesprochen hatte, achtete ich ihrer Worte doch nicht; ja, ich hob den Fuà und stieà gewaltig gegen die Nische, da wurde die Luft plötzlich dunkel, es donnerte und blitzte; die Erde bebte und alles wurde unsichtbar. Alsbald verflog die Trunkenheit aus meinem Kopf und ich rief ihr zu: âWas ist?â Sie antwortete: âDer Dämon ist bei uns! Habe ich dich nicht davor gewarnt? Bei Allah, du hast mich ins Verderben gestürzt! Rette du dein Leben und eile dort wieder hinaus, wo du hereingekommen bist!â Doch im Ãbermaà meiner Angst lieà ich meinen Schuh und meine Axt liegen. Und als ich zwei Stufen hinaufgestiegen war, wandte ich mich um und wollte nach ihnen schauen; aber siehe, die Erde spaltete sich und heraus stieg ein Dämon von scheuÃlichem Anblick und rief: âWas soll dieser Lärm, mit dem du mich störst? Was ist dir widerfahren?â âMir ist nichts widerfahrenâ, versetzte sie, ânur wurde mir die Brust so eng und da wollte ich etwas Wein trinken, um mir die Brust zu weiten. So nahm ich denn ein wenig zu mir; aber als ich aufstand, um ein Geschäft zu verrichten, war mir der Kopf schwer geworden und ich fiel gegen die Nische.â âDu lügst, du Buhldirneâ, schrie der Dämon; und er blickte sich in dem Schlosse um, nach rechts und nach links. Da sah er den Schuh und die Axt und sagte: âWas sind diese Dinge anderes als Sachen von Menschen? Wer ist bei dir gewesen?â Sie erwiderte: âNie habe ich sie bis zu diesem Augenblick gesehen; die sind wohl mit dir heraufgekommen.â Aber der Dämon schrie: âDas ist eine törichte Ausrede, die auf
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