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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Jahre alt war. Nun erreichte ihn vor zehn Tagen die Nachricht, dass der Reiter ins Meer gefallen sei und dass der, der ihn herab schoss, “Adschib, Sohn des Königs Chadib” heiße. Da fürchtete mein Vater, dass ich sterben müsse und brachte mich an diesen Ort. Dies ist meine Geschichte und der Grund, weshalb ich allein bin.” Als ich seine Geschichte gehört hatte, war ich erstaunt und sprach zu mir selbst: “Ich habe ja all dies getan; aber bei Allah, ich werde ihn nie und nimmer töten!” Dann sprach ich zu ihm: “Mein Herr, ferne sei dir Krankheit und Unheil und so Allah der Erhabene will, sollst du keine Sorge leiden und Gram und Unruhe sollen dich meiden! Ich will bei dir bleiben und dir ein Diener sein und dann meines Weges ziehen; wenn ich dir also während dieser Tage Gesellschaft geleistet habe, mögest du mir ein Geleit von Mamelucken geben, mit denen ich in mein Land zurückreise.” Darauf setzte ich mich zu ihm bis zum Abend; und dann erhob ich mich, zündete eine große Kerze an und richtete die Lampen. Wir setzten uns zusammen, nahmen etwas von den Speisen und aßen; dann holte ich etwas von den Süßigkeiten und wir aßen auch davon. Nun blieben wir im Gespräch miteinander sitzen, bis der größere Teil der Nacht vergangen war; dann legte er sich nieder zur Ruhe und ich deckte ihn zu und ging selber schlafen. Und am nächsten Morgen stand ich auf, wärmte Wasser und rief ihn leise, sodass er erwachte; dann brachte ich ihm das warme Wasser und er wusch sich das Gesicht und sagte zu mir: “Mögest du mit Gutem belohnt werden, o Jüngling! Bei Allah, wenn ich dieser Gefahr entgehe und gerettet werde vor dem, der da heißet “Adschib, Sohn des Chadib”, so werde ich meinen Vater bitten, dich zu belohnen; wenn ich aber sterbe, so liege mein Segen auf dir.” Ich antwortete ihm: “Möge es nie einen Tag geben, an dem dir Arges widerfährt; und möge Allah meinen letzten Tag vor deinem letzten Tag erscheinen lassen!” Darauf holte ich etwas von den Speisen und wir aßen; dann bereitete ich ihm Weihrauch und er nahm ein Rauchbad. Auch machte ich ein Steinchenspiel für ihn und wir spielten miteinander. Nachher aßen wir etwas von den Süßigkeiten und spielten wieder bis zum Abend. Dann zündete ich die Lampen an, holte etwas von den Speisen, setzte mich nieder und erzählte ihm Geschichten, bis nur noch wenig von der Nacht übrig war. Schließlich legte er sich nieder zur Ruhe und ich deckte ihn zu und ging selber schlafen. Und so fuhr ich fort, O meine Herrin, Tag und Nacht; ich gewann ihn von Herzen lieb und tröstete mich über meine Sorgen, indem ich bei mir sprach: “Die Sterndeuter haben gelogen; bei Allah, ich will ihn nicht töten.” Immerfort bediente ich ihn, aß mit ihm und erzählte ihm Geschichten, neununddreißig Tage lang. Am Abend vor dem vierzigsten Tag freute der Jüngling sich und rief: “Mein Bruder, Preis sei Allah, der mich vom Tode errettet hat und das durch deinen Segen und den Segen der Begegnung mit dir; und ich bete zu Allah, dass er dich wieder in deine Heimat führe. Aber jetzt, mein Bruder, möchte ich, du wärmtest mir etwas Wasser, damit ich mich waschen und baden kann!” Ich rief: “Mit großer Freude”; und ich wärmte Wasser in Menge, schüttete es über ihn, wusch ihm den ganzen Leib tüchtig mit schäumendem Lupinenmehl, salbte ihn und rieb ihn ab, wechselte ihm seine Kleider und breitete ein weiches Bett für ihn aus. Da erhob sich der Jüngling und legte sich nieder auf das Bett, um nach dem Baden zu ruhen. Und er sagte zu mir: “Mein Bruder, zerschneide uns eine Wassermelone und löse ein wenig Zuckerkand darin auf.” Ich ging in den Vorratsraum, sah dort eine schöne Melone, die auf einer Schüssel lag und rief ihm zu: “O mein Gebieter, hast du nicht ein Messer?” “Hier ist es”, erwiderte er, “auf der hohen Borte mir zu Häupten.” Ich eilte dorthin und nahm das Messer, indem ich es beim Griff fasste; aber als ich zurücktrat, stolperte mein Fuß und ich stürzte schwer auf den Jüngling, mit dem Messer in der Hand. Und so erfüllte das Messer rasch das, was in der Ewigkeit geschrieben stand und drang in das Herz des Jünglings. Er starb sofort, sein Leben war erloschen. Als ich sah, dass ich ihn getötet hatte, schrie ich laut

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