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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Da aber beschloss ich, ein Schiff nach Basra auszurüsten; und ich befrachtete ein großes Fahrzeug und belud es mit Waren und Gütern für den Handel und mit dem Proviant, der für eine Reise nötig ist. Und ich sprach zu meinen Schwestern: “Wollt ihr zu Hause bleiben, bis ich von meiner Reise zurückkehre, oder begleitet ihr mich lieber?” Sie antworteten: “Wir wollen mir dir reisen; denn wir ertragen die Trennung von dir nicht.” So gestattete ich ihnen mitzukommen. Mein Geld aber teilte ich in zwei gleiche Teile, von denen ich den einen mit mir nahm, während ich den anderen aufbewahren ließ; denn ich sagte mir: “Vielleicht trifft das Schiff ein Unglück und wir bleiben dennoch am Leben, dann werden wir bei der Rückkehr finden, was für uns von Nutzen ist.” Wir fuhren nun einige Tage und Nächte hindurch. Aber das Schiff ging mit uns in die Irre, da der Kapitän nicht auf den Weg geachtet hatte; und so kam es in ein anderes Meer, als das wir suchten. Eine Weile merkten wir das nicht; denn der Wind war uns günstig zehn Tage lang und als dann der Wächter hinaufstieg, um Ausschau zu halten, rief er: “Gute Nachricht!”, stieg erfreut herunter und sagte: “Ich habe etwas gesehen wie eine Stadt; aber es sieht aus wie eine Taube.” Da freuten auch wir uns und ehe noch eine Stunde verstrichen war, erschien uns in der Ferne eine Stadt. Wir fragten den Kapitän: “Wie heißt diese Stadt, die wir da vor uns sehen?” Doch er erwiderte: “Bei Allah, ich weiß es nicht; denn ich sah sie noch nie zuvor, noch auch segelte ich jemals in diesem Meere. Doch jetzt ist ja alles zu einem guten Ende gekommen und ihr braucht nur in diese Stadt hineinzugehen. Leget eure Waren aus; und wenn ihr verkaufen könnt, so verkaufet und kaufet dafür ein, was nur immer dort sein mag! Könnt ihr aber nicht verkaufen, so wollen wir nur zwei Tage liegen bleiben, Vorrat einnehmen und dann weitersegeln.” Wir liefen alsbald in den Hafen ein und der Kapitän ging in die Stadt und blieb eine Weile weg; als er zu uns zurückkam, sagte er: “Auf! Geht in die Stadt und staunt ob der Werke Allahs an seinen Geschöpfen und betet, dass ihr bewahrt bleibt vor seinem Zorn!” So gingen wir denn zur Stadt hinauf und als ich zum Stadttor kam, sah ich dort Menschen mit Stöcken in den Händen. Wie ich aber näher hinzutrat, zeigte es sich, dass sie durch Allahs Zorn zu Stein verwandelt waren. Dann gingen wir hinein in die Stadt und fanden alle ihre Einwohner in schwarzen Stein verwandelt. Darinnen war keine bewohnte Stätte noch jemand, der ein Feuer angeblasen hätte. Grauen fasste uns bei diesem Anblick und wir gingen dahin durch die Basare; da fanden wir die Waren noch daliegen und auch das Geld und das Silber, so wie alles verlassen war. Wir sahen es uns an und sagten: “Mit alledem hat es wohl eine eigene Bewandtnis.” Nun verteilten wir uns in den Straßen der Stadt und ein jeder verlor den anderen aus dem Auge beim Sammeln des Reichtums, des Geldes wie der kostbaren Stoffe. Ich selber aber ging zur Burg hinauf und fand, dass sie stark befestigt war. Dann trat ich in das Schloss des Königs ein und fand all die Geräte aus Gold und Silber. Auch sah ich den König dasitzen inmitten seiner Kammerherren, seiner Statthalter und seiner Minister; er trug Kleider, die durch ihre Kostbarkeit den Sinn verwirrten. Und als ich näher an den König herantrat, sah ich ihn auf einem Throne sitzen, der eingelegt war mit Perlen und Edelsteinen; sein Gewand war aus Goldtuch und jeder Edelstein darauf blitzte wie ein Stern. Rings um ihn standen fünfzig Mamelucken, gekleidet in mancherlei Seide, gezogene Schwerter in ihrer Hand. Als ich das sah, war ich starr vor Erstaunen; doch ich ging weiter und trat in das Frauengemach ein, dessen Wände behängen waren mit Vorhängen aus goldgestreifter Seide. Und hier sah ich die Königin liegen in einem Gewände, das mit klaren Perlen besetzt war; auf ihrem Haupte war ein Diadem mit vielerlei Edelsteinen und um ihren Hals hingen Ketten und Geschmeide. Alles, was sie trug, Kleidung und Schmuck, war unberührt, aber sie selber war durch Allahs Zorn zu schwarzem Stein geworden. Nun sah ich eine offene Tür, zu der ging ich; sie führte zu einer Treppe von sieben Stufen. Ich stieg hinauf und kam in einen Saal, getäfelt mit Marmor und ausgestattet mit goldgewirkten

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