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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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gerochen hatte und der betäubte meine Sinne. Ich fiel ohnmächtig nieder und blieb eine ganze Weile so liegen. Danach aber fasste ich mir ein Herz, trat ein in das Zimmer und sah, dass sein Boden mit Safran bestreut war. Und ferner sah ich Lampen aus Gold und mit Blumen, die den Duft von Moschus und Ambra verbreiteten und helles Licht ging von ihnen aus; auch sah ich zwei große Weihrauchbecken, die beide mit Abe, Amber und Honigduftwerk angefüllt waren; und der Saal war erfüllt von ihrem Duft. Und da, O meine Herrin, erblickte ich ein edles Ross, schwarz wie das Dunkel der Nacht, wenn sie am dunkelsten ist; vor ihm standen zwei Krippen aus klarem Kristall, in einer war enthülster Sesam und in der anderen war Rosenwasser mit Moschus zubereitet. Das Ross war gesattelt und gezäumt und sein Sattel war aus rotem Golde. Als ich das sah, erstaunte ich und sprach zu mir selbst: “Mit diesem Tier muss es eine ganz seltsame Bewandtnis haben.” Und Satan verleitet mich und ich führte es hinaus und bestieg es; aber es wollte sich nicht vom Flecke rühren. Da schlug ich ihm mit den Fersen in die Flanken, doch es bewegte sich nicht; nun nahm ich die Peitsche und gab ihm einen Schlag damit. Kaum jedoch verspürte es den Schlag, so wieherte es laut mit einem Klang wie der rollende Donner und es entfaltete ein Paar Flügel und flog mit mir hoch zum Himmel empor, höher als irgendein Mensch zu blicken vermag. Nach einer Weile jedoch ließ es sich mit mir auf einer Dachterrasse nieder, warf mich vom Rücken, peitschte mich mit dem Schweif ins Gesicht und schlug mir das linke Auge aus, sodass es mir über die Wange rollte und flog weg von mir. Da stieg ich hinab von dem Dach und befand mich bei den zehn einäugigen Jünglingen. Die riefen mir zu: “Sei nicht willkommen und sei nicht gegrüßt!” Ich aber antwortete: “Sehet, ich bin geworden wie ihr; und ich wünsche, ihr gäbet mir eine Platte voll Schwärze, mir das Gesicht zu schwärzen und nähmet mich auf in eure Gesellschaft.” “Bei Allah”, sprachen sie, “du sollst nicht bei uns bleiben, heb dich hinweg von hier!” Und da sie mich forttrieben trotz meiner Bedrängnis, wobei ich an all das denken musste, das über mein Haupt gekommen war, verließ ich sie mit betrübtem Herzen und mit Tränen im Auge; und leise sprach ich: “Ich saß in meiner Fülle da, aber mein Fürwitz war mir zu nah.” Dann rasierte ich mir Kinn und Lippen und wanderte auf der Erde Allahs umher. Und Allah bestimmte, dass ich wohlbehalten in Bagdad ankommen sollte zu Beginn dieser Nacht. Hier aber traf ich diese beiden, wie sie ratlos standen; da grüßte ich sie und sprach: “Ich bin ein Fremder!” und sie erwiderte: “Auch wir sind Fremde!” So trafen wir zusammen, wir, die drei Mönche, alle drei blind auf dem linken Auge. Das, O meine Herrin, ist der Grund, weshalb ich mir den Bart ab rasierte und weshalb ich mein Auge verlor.” Da sprach die Dame zu ihm: “Führe deine Hand zum Kopf und geh fort!” Er aber rief: “Bei Allah, ich gehe nicht fort, bis ich die Geschichte der anderen gehört habe.”
    Darauf wandte die Dame sich zu dem Kalifen und zu Dscha’far und Masrür und sprach zu ihnen: “Erzählt mir eure Geschichte!” Nun trat Dscha’far vor und erzählte ihr dieselbe Geschichte, die er der Pförtnerin berichtet hatte, als sie das Haus betraten; und als sie seine Worte angehört hatte, sagte sie: “Ich schenke euch einander das Leben.” Da gingen alle hinaus; und als sie auf der Straße standen, sprach der Kalif zu den Mönchen: “Ihr Leute, wohin geht ihr jetzt, da doch der Morgen noch nicht dämmert?” Sie antworteten: “Bei Allah, O unser Herr, wir wissen nicht, wohin wir gehen sollen.” “Kommt und verbringt den Rest der Nacht bei uns!” sagte der Kalif zu ihnen; und zu Dscha’far: “Nimm sie mit dir nach Hause und morgen führe sie vor mich, damit wir aufzeichnen, was ihnen widerfahren ist!” Dscha’far tat, wie der Kalif ihm befohlen hatte; darauf ging der Kalif in seinen Palast hinauf. Aber der Schlaf wollte in jener Nacht nicht zu ihm kommen. Als nun der Morgen kam, setzte er sich auf den Thron seiner Herrschaft; und nachdem die Großen des Reiches sich versammelt hatten, wandte er sich an Dscha’far und sprach zu ihm: “Bringe mir die

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