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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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ich bin ein Mann von großer Gelehrsamkeit und meine Geisteshoheit, mein scharfer Verstand, meine Höflichkeit und meine Wortkargheit sind grenzenlos.”
    Und so fuhr der Barbier fort, seine Vorzüge mit geläufiger Zunge zu preisen, bis wir uns von seiner Zudringlichkeit und Geschwätzigkeit hinreichend überzeugt hatten und einsahen, dass der junge Mann von ihm misshandelt worden war. Da nahmen wir den Barbier fest, sperrten ihn ein und setzten uns rings um seinen Verschluss. Dann aßen und tranken wir, sicher vor ihm, bis das Festmahl nach dem schönsten Verlauf endete. Erst als der Vespergebetsruf erscholl, standen wir auf und gingen fort. Als ich dann nach Hause kam, machte meine Frau ein saures Gesicht und sagte: “du vergnügst dich den ganzen Tag über, während ich bekümmert zu Hause sitzen muss! Wenn du jetzt nicht mit mir ausgehst und mir für den Rest des Tages Zerstreuung schaffst, so soll dies der Grund unserer Scheidung sein.” Infolgedessen ging ich mit ihr wieder aus und wir belustigten uns bis zum Abend, als wir auf dem Heimwege mit diesem Buckligen zusammentrafen, der ganz mit Wein angefüllt war und die Verse sang:
    â€œBlank ist das Glas und blinkend der Wein,
Und schwankend und wankend der Zecher;
Eins wie das andre so klar und so rein,
Nun sagt mir, was Wein und was Becher.”
    Ich lud ihn zu mir ein und es trug sich zu, was du bereits weißt. Das ist die Geschichte des Barbiers, die ich gestern erfuhr. Nun sag, O König, ist sie nicht noch ergötzlicher als die Geschichte des Buckligen?
    Als der König von China diese Geschichte vernommen hatte, befahl er einigen seiner Kämmerlinge, in Begleitung des Schneiders hinzugeben und den Barbier zu holen, indem er zu ihnen sagte: “ihr müsst den Barbier herbringen, dass ich ihn selber reden hören kann und ihr dadurch alle freikommt. Hernach wollen wir diesen Buckligen begraben und zur Erde bestatten, da er schon seit gestern tot ist und wollen ihm ein Grabdenkmal errichten, weil er die Veranlassung dazu war, dass wir mit diesen wunderbaren Geschichten bekannt wurden.”
    Nicht lange währte es, da kamen auch schon die Kämmerlinge und der Schneider mit dem Barbier wieder und stellten ihn vor den König. Als dieser ihn genau betrachtete und sah, dass er ein alter Scheich von mehr als neunzig Jahren war mit schwarzem Gesicht, weißem Bart und weißen Augenbrauen, langer Nase und hoffärtiger Miene, lachte er über sein Äußeres und sagte: “Du Schweiger, erzähle mir doch etwas von deinen Geschichten.” Der Barbier entgegnete jedoch: “O König der Zeit, was soll der Christ hier, der Jude, der Moslem und der tote Bucklige in eurer Mitte und was soll die ganze Versammlung hier?” Der König von China antwortete ihm: “Warum fragst du danach?” Der Barbier erwiderte: “Ich frage nach ihnen, damit der König weiß, dass ich nicht aufdringlich bin, mich nicht um das kümmere, was mich nichts angeht und nichts von Geschwätzigkeit an mir habe, deren sie mich angeklagt haben. Nicht umsonst trage ich meinen Beinamen Es-Samit, der Schweiger!” Darauf sagte der König: “Gebt dem Barbier über den Buckligen und seine Abenteuer am gestrigen Abend Aufschluss.” Als sie ihm nun berichtet hatten, was dem Christen, dem Juden, dem Oberküchenmeister und dem Schneider mit dem Buckligen zugestoßen war, schüttelte der Barbier den Kopf und sagte: “Bei Allah, das ist eine höchst wunderbare Geschichte! Deckt mir den Buckligen auf.” Nachdem dies geschehen war, setzte er sich an seinem Kopfende nieder und legte den Kopf in seinen Schoß. Als er jedoch dem Buckligen ins Gesicht geschaut hatte, lachte er so stark, dass er auf den Rücken fiel und sagte: “Jeder Tod hat seine Ursache; mit dem Tode dieses Buckligen aber steht es so wunderbar, dass man es in die Akten eintragen sollte zu einer Belehrung für alle Späteren.” Der König sagte, hierüber verwundert: “Erkläre uns, du Schweiger, warum du so sprichst.” Der Barbier antwortete: “O König, bei deiner Huld, in dem Buckligen ist noch Leben.” Dann holte er aus seiner Tasche ein Büchschen mit Salbe hervor, bestrich ihm damit den Nacken und deckte ihn zu, bis er schwitzte. Darauf holte er eine Zange hervor, fuhr mit ihr in den Schlund des Buckligen und zog damit das Stück Fisch mit seiner Gräte heraus,

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