Märchen aus 1001 Nacht
dass es alle Leute mit eigenen Augen sehen konnten. Kaum aber hatte er dies getan, da sprang der Bucklige auf seine FüÃe und nieste; dann, wieder zu Bewusstsein kommend, fuhr er mit der Hand übers Gesicht und rief: âEs gibt keinen Allah auÃer Allah und Mohammed ist der Gesandte Allahs - Allah segne ihn und spende ihm Heil!â Alle Anwesenden aber verwunderten sich über das, was sie sahen und mit eigenen Augen wahrnahmen und der König von China lachte, bis er ohnmächtig wurde; ebenso alle Anwesenden.
Dann sprach der Sultan: âBei Allah, diese Geschichte ist wunderbar und ich habe noch keine merkwürdigere erlebt. Ihr Gläubigen und alle ihr versammelten Kriegsmannen, habt ihr jemals in eurem Leben gesehen, dass ein Toter wieder lebendig wurde? Wenn Allah ihm nicht diesen Barbier geschenkt hätte, so gehörte er heute zum Volke des Jenseits; ihm allein verdankt er sein Leben.â Alle antworteten darauf: âBei Allah, das ist eins der gröÃten Wunder.â Hierauf befahl der König von China, diese Geschichte aufzuzeichnen und in die königliche Schatzkammer niederzulegen; dann legte er dem Juden, dem Christen, dem Oberküchenmeister, kurz jedem einzelnen ein kostbares Ehrenkleid an und machte den Schneider zu seinem eigenen Schneider, indem er ihm ein festes Einkommen bestimmte. Nachdem er den Schneider mit dem Buckligen ausgesöhnt hatte, verlieh er auch diesem ein schönes und kostbares Ehrenkleid, setzte ihm ein bestimmtes Einkommen fest und machte ihn zu seinem Tischgenossen. Ebenso machte er dem Barbier Geschenke, legte ihm ein kostbares Ehrenkleid an, setzte ihm ein bestimmtes Einkommen und Gehalt fest und machte ihn zum Barbier des Königreiches und zu seinem Tischgenossen. Darauf lebten sie alle im heitersten und angenehmsten Leben, bis dass der Vernichter aller Freuden und der Trenner aller Vereinigungen sie aufsuchte.
Sindbad der Seefahrer
In der Zeit des Kalifen, des Fürsten der Gläubigen Harun al-Raschid, lebte in der Stadt Bagdad ein Mann, namens Sindbad der Lastträger, welcher in seiner ärmlichen Lage Lasten für Lohn auf seinem Kopfe trug. Da traf es sich, dass er an einem der Tage eine schwere Last trug; jener Tag aber war sehr heià und er schwitzte, von der Last und der Hitze bedrückt. Auf seinem Wege kam er auch an der Tür eines Kaufmanns vorüber, vor welcher gekehrt und gesprengt war und vor der ein laues Lüftchen wehte; da aber neben der Tür auch eine breite Bank stand, setzte er seine Last auf die Bank nieder, um sich auszuruhen und Luft zu schöpfen. Als er nun dort rastete, kamen ein wohliger Hauch und ein würziger Duft aus der Tür gezogen, die ihm wohl taten; und als er sich deshalb auf den Rand der Bank setzte, hörte er im Hause süÃes Saiten- und Lautenspiel, entzückenden Gesang und berückenden Vortrag, zu dem obendrein die Vögel, lustig schmetternd und Allah, den Erhabenen, in allerlei Stimmen und Weisen lobpreisend, flöteten und girrten wie Turteltauben, Sprosser, Amseln, Nachtigallen, Ringeltauben und Steinwälzer. Verwundert hierüber und von mächtigem Entzücken gepackt, trat er an die Tür heran und gewahrte nun in dem Hause einen groÃen Garten, in welchem er Pagen, Sklaven, Eunuchen, Diener und Dinge, wie man sie sonst nur bei Königen und Sultanen findet, erblickte; und der Brodem von allerlei köstlichen und würzigen Speisen und der Duft von feinen Weinen kam ihm entgegengezogen. Da erhob er seinen Blick gen Himmel und rief: âPreis dir, O Herr, O Schöpfer und Versorger, der du, wen du willst, ohne zu rechnen, versorgst! O Allah, ich flehe dich an um Verzeihung für alle meine Sünden und kehre mich reuig zu dir von all meinen Vergehen! O Herr, keinen Widerspruch gibtâs gegen deinen Spruch und deine Allmacht, denn nicht hast du Rede und Antwort zu stehen für dein Tun und du hast Macht über alle Dinge! Preis dir, du machst reich, wen du willst und machst arm, wen du willst und es gibt keinen Allah auÃer dir! Deine Huld gewährst du, wem du willst von deinen Dienern und so führt der Herr dieser Stätte ein Leben herrlich und in Freuden und ergötzt sich an lieblichen Wohlgerüchen, an köstlichen Speisen und herrlichen Weinen aller Art. Denn, fürwahr, für deine Geschöpfe bestimmst du, was du willst und was du für sie im Voraus verhängt hast; so kommt es, dass die einen von ihnen müde
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