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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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entscheiden, wenn du uns nicht unsern Herrn herausgibst, dass ihn seine Familie mitnehmen kann und ich nicht von dir gezwungen bin, hineinzugehen und ihn von euch herauszuholen; beeile dich also!” Der Kadi wurde hierüber sprachlos und sagte, in tiefster Beschämung vor dem Volk, zum Barbier: “Sprichst du die Wahrheit, so komm herein und hol ihn.” Wie ich nun den Barbier ins Haus treten sah, wollte ich fortlaufen, fand aber kein anderes Versteck als eine große Kiste in demselben Raum, in welchem ich mich befand. Kaum war ich hineingestiegen, hatte den Deckel zugemacht und hielt nun den Atem an, als er auch schon ins Zimmer stürmte und geradewegs, ohne sich nach einer anderen Seite umzuwenden, auf die Stelle loskam, wo ich steckte. Nach rechts und links umschauend, lud er, da er nichts als die Kiste, in der ich steckte, sah, diese auf seinen Kopf und lief damit, so schnell er konnte, fort. Als ich dies merkte, verlor ich den Verstand und da ich sah, dass er mich nicht loslassen würde, öffnete ich die Kiste und ließ mich schnell auf den Boden heraus gleiten, wobei ich mir den Fuß brach. Bei der Tür angelangt, fand ich ein solches Menschengewimmel, wie ich es bisher noch nicht gesehen hatte. Um unbemerkt hindurchzukommen, warf ich Geld unter sie und hinkte, während sie mit dem Auflesen beschäftigt waren, durch Bagdads Gassen; der Barbier setzte mir jedoch, mir immer auf dem Fuße folgend, nach, wohin ich auch einbiegen mochte, indem er dabei rief: “Sie wollten mir meinen Herrn nehmen, aber Allah sei gelobt, der mir wider sie geholfen und meinen Herrn aus ihrer Hand befreit hat! So lange, mein Herr, hat dich die Eile geplagt, dein unheilvolles Vorhaben auszuführen, bis du dir dies angerichtet hast; hätte Allah mich dir nicht geschenkt, mein Herr, wärst du aus diesem Unglück nicht mehr errettet, sie hätten dich in ein Unglück gestürzt, aus dem es nie mehr eine Rettung für dich gegeben hätte. Bitte darum Allah, dass ich um deinetwillen am Leben bleibe, um dich auch fernerhin zu erretten. Bei Allah, fast hättest du mich durch dein unheilvolles Unternehmen ins Verderben gestürzt, du wolltest allein fortgehen, doch nehmen wir dir das bei deiner Torheit nicht übel, da du wenig Verstand besitzt und zu hastig bist.” Ich rief ihm zu: “Bist du noch nicht zufrieden mit dem, was ich durch dich erlitten habe, dass du mir in den Basaren nachläufst?” Ich wünschte mir den Tod, um von ihm loszukommen, doch fand ich keinen Tod, der mich hätte vor ihm erretten können. In meinem heißen Grimm flüchtete ich mich nun vor ihm in einen Laden mitten im Basar und flehte dessen Besitzer um Schutz an, der ihn mir denn auch endlich vom Leibe schaffte.
    Hier im Magazin sitzend, sprach ich bei mir: “Ich werde mich nie von diesem Barbier losmachen können, Tag und Nacht wird er bei mir sein und ich kann den Anblick seines Gesichts nicht mehr ertragen.” Sofort schickte ich nach den Zeugen und setzte für meine Familie eine Verfügung auf, teilte mein Vermögen, setzte einen Vormund über sie ein und gab ihm den Auftrag, das Haus und die Grundstücke zu verkaufen und für alt und jung zu sorgen. Dann reiste ich zu derselben Stunde ab, um von jenem Halunken loszukommen, bis ich zu eurer Stadt kam und mich hier niederließ. Eine Weile schon habe ich hier gewohnt, da ladet ihr mich ein und ich muss zu euch kommen und diesen gemeinen Halunken, den nur die bösen Geister hierhergeführt haben können, bei euch auf dem Ehrenplatz sitzen sehen. Wie könnte ich leichten Herzens und guter Dinge bei euch mit ihm, der mir so übel mitgespielt hat und um dessentwillen ich mir den Fuß gebrochen habe, zusammen sitzen? Darauf weigerte sich der junge Mann von neuem, Platz zu nehmen; wir aber fragten den Barbier, nachdem wir die Geschichte des jungen Mannes mit ihm gehört hatten: “Ist es wahr, was dieser junge Mann von dir erzählt hat?” Er antwortete: “Bei Allah, ich habe das in meiner Einsicht getan; ohne mich wäre er umgekommen, die Ursache seiner Errettung bin ich allein. Durch Allahs Güte war ich die Ursache, dass es ihm nur an den Fuß und nicht ans Leben ging. Wäre ich ein Mann vieler Worte, so hätte ich ihm diesen Dienst nicht erwiesen. Aber ich hasse nichts mehr als die Geschwätzigkeit; bei denen, die mich kennen, heiße ich der Scheich Es-Samit, der Schweiger;

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