Märchen aus 1001 Nacht
von uns beiden mehr den anderen gewahrte.
Da nun aber die Sonne unterging und die Finsternis hereinbrach, setzte ich mich, um mich auszuruhen und wollte schlafen, doch vermochte ich es nicht vor Furcht, Hunger und Müdigkeit. Ich erhob mich deshalb wieder um Mitternacht und durchwanderte die Insel weiter, bis der Morgen anbrach und es licht wurde und tagte und die Sonne auf die Gipfel der Berge und die Kiesgründe schien, worauf ich in meinem Hunger, meinem Durst und meiner Müdigkeit so lange von den Kräutern und Gräsern, die auf der Insel wuchsen, aÃ, bis ich satt geworden war und meine letzten Lebensgeister noch einmal erfrischt hatte. Alsdann erhob ich mich wieder und wanderte in dieser Weise Nacht und Tag sieben Tage und Nächte lang weiter, immer, wenn ich Hunger bekam, von den Gräsern essend, bis ich am Morgen des achten Tages in der Ferne einen undeutlichen Gegenstand erblickte. Da ging ich auf ihn zu, bis ich ihn nach Sonnenuntergang erreichte; und wie ich nun mit vor Furcht zitterndem Herzen, indem ich an alles, was ich zum Ersten und anderen Male erlitten hatte, dachte, meine Augen von fern auf den Gegenstand richtete, siehe da, da war es eine Anzahl Leute, welche Pfefferkörner einsammelten. Als ich ihnen nahe gekommen war und sie mich erblickten, kamen sie auf mich zugelaufen und fragten mich, von allen Seiten umringend: âWer bist du und woher kommst du?â Ich antwortete ihnen: âWisset, ihr Leute, ich bin ein armer Fremdlingâ und erzählte ihnen meine Geschichte und alle die Schrecken und Drangsale, die ich auszustehen gehabt hatte. Als die Kaufleute meine Erzählung vernommen hatten, versetzten sie: âBei Allah, das ist eine wunderbare Geschichte! Wie aber entkamst du den schwarzen Menschenfressern, die doch so zahlreich auf der Insel sind und denen niemand zu entkommen und entrinnen vermag?â Da erzählte ich ihnen, wie es mir mit ihnen ergangen war und wie sie meine Gefährten genommen und ihnen Speise vorgesetzt hatten, während ich davon nichts aà und verwundert über meine Abenteuer, wünschten sie mir Glück zu meiner Rettung und lieÃen mich bei sich sitzen, bis sie ihre Arbeit beendet hatten. Dann holten sie mir etwas Gutes zu essen und ich aà davon, da ich hungrig war. Hernach ruhte ich mich eine Weile bei ihnen aus, worauf sie mit mir ein Schiff bestiegen und zu ihrer Insel fuhren, wo sie mich ihrem König vorstellten. Nachdem ich ihm den Salam geboten hatte, hieà er mich willkommen und nahm mich ehrenvoll auf und ich erzählte ihm auf seine Frage nach meiner Geschichte alles, was mich seit dem Tage, da ich Bagdad verlassen hatte, bis zu meinem Eintreffen bei ihm betroffen hatte. Der König und alle Anwesenden verwunderten sich höchlichst über meine abenteuerliche Geschichte und er befahl mir, an seiner Seite Platz zu nehmen. Nachdem ich mich gesetzt hatte, befahl er dann, das Essen aufzutragen und als sie es gebracht hatten, aà ich soviel, bis ich genug hatte, worauf ich mir die Hände wusch und Allah, dem Erhabenen, für seine Huld dankte und ihn lobte und pries.
Hierauf verlieà ich den König und spazierte durch seine Stadt, welche blühend, stark bevölkert und reich an Gut, Nahrungsmitteln, Basaren und Waren war und von Käufern und Verkäufern wimmelte. Erfreut, hierher gekommen zu sein, wurde mein Herz getröstet und ich befreundete mich mit den Bewohnern der Stadt, sodass ich bald in höherem Ansehen und gröÃeren Ehren bei ihnen und dem König stand als die GroÃen des Reiches aus seinem Stadtvolk. Hier bemerkte ich nun, dass alle Städter, groà und klein, auf edlen und hübschen Pferden ohne Sättel ritten; verwundert hierüber, fragte ich den König: âAus welchem Grunde, mein Gebieter, reitest du nicht mit Sattel? Der Reiter sitzt doch so bequemer und gewinnt mehr Kraft.â Der König versetzte: âWas ist ein Sattel? Wir haben solch ein Ding unser Leben lang weder gesehen noch zum Reiten benutzt.â Da sagte ich: âMöchtest du mir wohl erlauben, dir einen Sattel zum Reiten zu machen, dass du den Wert schaust?â Der König erwiderte: âTuâs.â Und nun sagte ich: âLass mir etwas Holz bringen.â Da befahl er, mir alles, was ich verlangte, zu bringen und so verlangte ich nach einem tüchtigen Schreiner, dem ich, indem ich mich neben ihn setzte, die Kunst, Sattelgestelle zu machen, beibrachte. Dann
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