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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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worauf sie ihres Weges gingen.
    Als ich nun unten in der Höhle steckte und dort viele Tote liegen sah, die einen abscheulichen Gestank verbreiteten, schalt ich mich über mein Unterfangen und sprach: “Bei Allah, ich verdiene alles, was mir noch widerfahren wird!” Ich vermochte die Nacht nicht vom Tage zu unterscheiden und verzehrte nur wenig, indem ich nur dann aß und trank, wenn mich Hunger und Durst übermäßig quälten, da ich fürchtete, Brot und Wasser könnten mir ausgehen. Dabei rief ich: “Es gibt keine Macht und keine Kraft außer bei Allah, dem Hohen und Erhabenen! Was verführte mich auch nur dazu, dass ich mich in dieser Stadt verheiratete! Sooft ich aus einem Unglück entkommen zu sein glaube, gerate ich in ein noch schlimmeres. Bei Allah, solch ein Tod, wie ich ihn hier sterben muss, ist ein unseliger Tod! Ach, dass ich doch im Meer ertrunken oder in den Bergen umgekommen wäre! Das wäre besser für mich gewesen als dieses gemeine Ende.” In dieser Weise schalt ich mich fortwährend und flehte bald Allah, den Erhabenen, um Hilfe an, bald wünschte ich mir den Tod, ohne ihn in meiner Verzweiflung zu finden, bald lag ich auf dem Totengebein und schlief, bis Hunger und Durst mein Herz verbrannten und mich in Flammen setzten. Dann saß ich da, tastete nach dem Brot, aß einen Brocken und schluckte nach ihm ein wenig Wasser hinunter, worauf ich mich erhob und die Höhle durchwanderte, welche sich sehr weit erstreckte und leere Ausbauchungen hatte; doch lagen auf ihrem Boden viele Leichen und viele verfaulte Knochen aus alten Zeiten her. Ich machte mir nun an der Seite der Höhle fern von den frischen Leichen einen Platz zurecht und schlief dort, wenn ich müde wurde, doch gingen meine Lebensmittel bereits auf die Neige, wiewohl ich täglich oder alle zwei Tage nur einmal aß und trank, aus Furcht, mein Brot und Wasser könnten ausgehen. Als ich nun eines Tages brütend dasaß, was ich wohl beginnen sollte, wenn dies geschehen wäre, wurde mit einem Male der Stein von seinem Platze genommen und das Licht fiel zu mir herein. Da sprach ich: “Was mag es nur geben?” Und siehe, da standen die Leute an der Öffnung der Grube und ließen einen toten Mann herunter zugleich mit einer lebenden Frau, welche weinte und über sich jammerte und schrie und viel Wasser und Brot. Ich sah die Frau, ohne dass sie meiner gewahr wurde; und wie nun die Leute die Öffnung wieder mit dem Stein geschlossen hatten und fortgegangen waren, erhob ich mich, packte den Schenkelknochen eines Toten und schlug ihr damit auf den Schädel, dass sie ohnmächtig zu Boden stürzte; dann versetzte ich ihr noch einen und einen dritten Hieb, bis sie tot war und nahm ihr Wasser und Brot, wobei ich viele Schmucksachen und Gewänder, Halsbänder, Juwelen und Edelsteine an ihr bemerkte. Hierauf schaffte ich die Brote und das Wasser an den Platz, den ich mir an der Seite der Höhle zum Schlafen zurechtgemacht hatte und verzehrte, dort sitzend, nur immer gerade soviel, als nötig war, mich am Leben zu erhalten, damit die Lebensmittel nicht zu schnell zu Ende gingen und ich vor Hunger und Durst sterben müsste.
    In dieser Weise lebte ich geraume Zeit in der Höhle, indem ich jeden, den sie mit einer Leiche lebendig begruben, totschlug, worauf ich sein Wasser und Brot nahm, bis ich eines Tages, als ich schlief, durch ein Scharren und Kratzen in einem Winkel der Höhle geweckt wurde und bei mir sprach: Was mag das nur sein? Dann erhob ich mich und schritt, mit einem Schenkelknochen in der Hand, drauflos; und siehe, da war’s ein wildes Tier, das vor mir ins Innere der Höhle fortlief, sobald es mich bemerkte. Ich folgte ihm und gewahrte nach einiger Zeit ein fernes kleines Licht, ähnlich einem Stern, bald aufblitzend und bald wieder verlöschend. Als ich es erblickte, ging ich drauflos und je näher ich ihm kam, desto größer und heller wurde es, woraus ich mit Gewissheit entnahm, dass es ein Spalt in der Höhle war, welcher ins Freie führte und bei mir sprach: Sicherlich hat diese Sache einen Grund, sei es, dass es eine zweite Öffnung ist, ähnlich der, durch welche sie mich hinunterließen, oder dass der Fels einen Spalt hat. Nach längerer Überlegung ging ich auf das Licht zu und siehe, da war es ein Loch auf der anderen Seite des Berges, welches die wilden Tiere ausgehöhlt hatten, um in der Höhle aus

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