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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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nahm ich Wolle, zerzupfte sie und machte Filz aus ihr, worauf ich Leder herbeischaffte und es, nachdem ich das Sattelgestell damit bekleidet hatte, polierte; dann brachte ich die Riemen für die Steigbügel und den Gurt an und ließ einen Schmied kommen, dem ich die Steigbügel beschrieb, worauf er ein Paar prächtige Steigbügel machte. Nachdem ich sie gefeilt und verzinnt und mit seidenen Fransen verziert hatte, erhob ich mich, holte eins der besten Rosse des Königs heraus, sattelte es, hängte die Steigbügel an den Sattel, zäumte es auf und führte es so dem König vor. Dem König gefiel es und eingenommen von der Sache, bedankte er sich bei mir; dann saß er auf und ritt, wobei er von mächtiger Freude über den Sattel erfasst wurde, sodass er mich für mein Werk reich belohnte. Wie nun sein Wesir sah, dass ich für den König jenen Sattel gemacht hatte, verlangte er von mir einen gleichen; und nach ihm kamen auch alle Großen des Reiches und alle Würdenträger und verlangten Sättel von mir. So machte ich ihnen denn die Sättel, nachdem ich einen Tischler in der Anfertigung des Sattelgestells und einen Schmied in der Kunst, Steigbügel zu machen, unterwiesen hatte und verkaufte sie den Großen und Herren, sodass ich hierdurch viel Geld verdiente und bei dem König, seiner Umgebung und allen Vornehmen und Granden in hohen Ehren und großem Ansehen stand.
    Als ich nun eines Tages in höchster Freude und Fröhlichkeit dasaß, sprach der König zu mir: “Wisse, du stehst in Ansehen und Ehren bei uns, bist einer von uns geworden und wir vermögen uns nicht mehr von dir zu trennen, noch könnten wir dich aus unserer Stadt ziehen lassen; ich wünsche daher, dass du mir in einer gewissen Sache Gehorsam leistest und meinem Worte nicht widersprichst.” Ich versetzte: “Was ist’s, O König, das du von mir wünschest? Ich werde deinem Worte nicht widersprechen, da ich dir wegen deiner Huld, Güte und Freundlichkeit verpflichtet bin; und, gelobt sei Allah, ich bin einer deiner Diener geworden.” Da sagte er: “Ich will dich bei uns mit einem schönen, anmutigen, klugen und reichen Weib verheiraten, dass du bei uns ansässig wirst und will dich bei mir im Schloss wohnen lassen. Widersprich mir nicht und weise mein Wort nicht ab.” Als ich des Königs Rede vernommen hatte, schwieg ich verlegen und gab ihm in meiner Verlegenheit keine Antwort. Da fragte er: “Warum gibst du mir keine Antwort, mein Sohn?” Und nun erwiderte ich ihm: “O mein Herr, der Befehl ist deiner, O König der Zeit.” Da ließ der König zu selbiger Zeit und Stunde den Kadi und die Zeugen holen und vermählte mich unverzüglich mit einer vornehmen, edel geborenen Dame, reich an Geld und Gut und von stolzem Stamm, von wunderbarer Schönheit und Anmut und Herrin von Häusern und Grundstücken und Gütern. Nachdem mich der König mit jener vornehmen Frau vermählt hatte, gab er mir ein hübsches und großes, alleinstehendes Haus, Eunuchen und Dienerschaft und setzte mir Gehalt und Einkünfte fest. So lebte ich in höchster Gemächlichkeit, Zufriedenheit und Heiterkeit, vergaß all die Mühsal, Plage und Drangsal, die ich erlitten hatte und sprach bei mir: Wenn ich in mein Land heimreise, nehme ich sie mit mir mit. Doch alles, was über den Menschen verhängt ist, muss geschehen und niemand weiß, wie es ihm ergehen wird. Beide liebten wir uns gleich innig und in Eintracht führten wir lange Zeit das angenehmste und bequemste Leben, bis Allah, der Erhabene, meines Nachbarn Weib zu sich nahm. Da er mein Freund war, besuchte ich ihn, um ihm zu dem Verlust seiner Frau zu kondolieren und traf ihn in übelster Verfassung an, tief betrübt und niedergeschlagenen Herzens und Gemütes. Ich tröstete ihn und suchte ihn aufzurichten, indem ich zu ihm sprach: “Gräme dich nicht um deine Gattin, Allah wird dich mit einer besseren entschädigen und lange soll dein Leben währen, so Allah will.” Da aber weinte er bitterlich und sagte zu mir: “O mein Freund, wie soll ich eine andere heiraten und wie kann mir Allah ein besseres Weib zum Ersatz geben, wo ich nur noch einen Tag zu leben habe?” Ich versetzte: “O mein Bruder, nimm doch wieder Verstand an und verkünde dir nicht selber den Tod; siehe, du bist gesund und wohl und munter.” Er erwiderte jedoch:

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