Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
Vom Netzwerk:
Vetter; für unseren Herrn, den Sultan aber gibt es Mädchen in Fülle.” Doch als der König die Worte des Wesirs vernommen hatte, ergrimmte er gewaltig und rief: “Wenn meinesgleichen von deinesgleichen eine Tochter zur Ehe verlangt, da willst du sie vorenthalten und faule Ausreden machen? Beim Leben meines Hauptes, ich will sie dir zum Trotz mit dem Geringsten meiner Diener vermählen!” Nun war bei Hofe ein Stallknecht beschäftigt, bucklig auf Brust und Rücken; den ließ der Sultan holen und stellte ohne weiteres die Eheurkunde für ihn und die Tochter des Wesirs aus. Er hat befohlen, dass der Knecht heute Nacht zu ihr eingehen solle und dass man ihm einen Hochzeitszug rüste. Ich habe ihn soeben verlassen, wie er unter den Mamelucken des Sultans stand, die rings um ihn Fackeln angezündet haben und sich über ihn lustig machen am Tor des Badehauses. Des Wesirs Tochter aber sitzt unter ihren Kammerfrauen und Zofen und weint, sie, die doch unter allen Menschen diesem Jüngling am meisten gleicht! Man hat sogar auch ihrem Vater den Zutritt zu ihr verboten. Nie, O meine Schwester, habe ich ein scheußlicheres Wesen als diesen Buckligen gesehen; das Mädchen aber ist noch schöner als dieser Jüngling.” Da rief die Dämonin: “Du lügst! Dieser Jüngling ist der schönste Mensch seiner Zeit.” Doch der Dämon bestritt es ihr, indem er sprach: “Bei Allah, meine Schwester, das Mädchen ist schöner als dieser; doch niemand als er verdient sie, denn sie gleichen einander wie Geschwister oder Geschwisterkinder. Wie schade um sie, dass sie diesem Buckligen gehören soll!” Da sprach die Dämonin: “Mein Bruder, lass uns doch unter den Jüngling kriechen und ihn emporheben und zu dem Mädchen bringen, von dem du redest; dann werden wir sehen, wer von ihnen beiden schöner ist!” Der Dämon antwortete ihr: “Ich höre und gehorche! Das ist ein richtiges Wort und der beste Vorschlag; ich selber will ihn tragen.” Darauf hob er ihn vom Boden auf und flog mit ihm davon in die Lüfte; die Dämonin aber hielt sich eng an seiner Seite, bis er ihn in der Stadt Kairo niederließ, auf eine steinerne Bank legte und weckte. Da fuhr Hassan aus dem Schlafe auf und als er sah, dass er nicht mehr auf seines Vaters Grab im Lande von Basra lag, blickte er um sich nach rechts und links und erkannte, dass er in einer anderen Stadt war; fast hätte er aufgeschrien, doch der Dämon stieß ihn an. Der hatte ihm ein prächtiges Gewand mitgebracht und er kleidete ihn darein, zündete ihm eine Fackel an und sagte: “Wisse, ich habe dich hierher gebracht und will um Allahs willen eine gute Tat an dir tun; also nimm diese Fackel, geh zu jenem Badehaus und menge dich unter die Leute; dann geh immer weiter mit ihnen, bis du das Haus der Braut erreichst. Dort schreite geradeaus und tritt in den großen Saal; und fürchte niemanden, sondern stelle dich, wenn du eingetreten bist, zur rechten Seite des buckligen Bräutigams auf! Sooft dann von den Zofen, Kammerfrauen und Sängerinnen eine zu dir kommt, greife in deine Tasche, die du voll Gold finden wirst, nimm eine Hand voll und wirf es ihnen zu und sei unbesorgt; denn sooft du auch in die Tasche greifst, wirst du sie immer wieder voll Gold finden. Gib jedem, der zu dir kommt, eine ganze Hand voll und fürchte nichts, sondern traue auf Ihn, der dich erschuf! Denn dieses alles geschieht nicht durch deine eigene Kraft, sondern auf Befehl Allahs.” Als Bedir Edin Hassan diese Worte des Dämonen hörte, sagte er zu sich selber: “Ich möchte wohl wissen, was das für ein Mädchen ist und was diese Freundlichkeit bedeutet!” Dann ging er mit der brennenden Fackel dahin und kam zu dem Badehaus, wo er den Buckligen hoch zu Ross vorfand. Da drängte er sich hin durch die Menge, so wie er war, eine herrliche Gestalt und schön gekleidet, wie wir berichtet haben: er trug Tarbusch und Turban und ein goldbesticktes Gewand mit langen Ärmeln. Und er ging immer weiter mit dem Hochzeitszug dahin und sooft die Sängerinnen stillstanden, um von dem Volk Geschenke zu empfangen, griff er in seine Tasche; und da er sie angefüllt fand mit Gold, so nahm er eine Hand voll heraus, warf es auf das Tamburin, das die Sängerin hinhielt und füllte es mit Dinaren. Die Sängerinnen wurden ganz verwirrt und das Volk verwunderte sich ob seiner Schönheit

Weitere Kostenlose Bücher