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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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sich galant und raubte Frauen und Männern den Verstand, wie der Dichter die Worte erfand, der als vortrefflich bekannt:
    Eine Sonne auf einem Stabe, gepflanzt auf einem Hügel,
    So erschien sie den Blicken, in dunkelrotem Mieder.
    Sie gab mir den süßen Wein ihrer Lippen zu trinken und schmückte
    Die Wange mit rosigem Feuer und verlöschte es wieder.
    Dann wechselten sie jenes Gewand und legten ihr ein blaues Kleid an; da erschien sie wie der volle Mond, wenn er über dem Horizont aufgeht; ihr Haar war der Kohle gleich, ihre Wange so weich; und ein liebliches Lächeln spielte um ihren Mund; ihre Brust hob sich über den schwellenden Seiten und den Hüften so rund. So zeigten sie sie in diesem zweiten Gewände und sie war, wie ein Meister hoher Gedanken von ihresgleichen sang:
    Sie kam in einem blauen Kleid, Wie der Himmel in azurner Farbenpracht. Ich sah auf das Kleid: in ihm erschien Darauf vertauschten sie auch dies Gewand mit einem neuen; und sie verschleierten ihr das Gesicht in der Fülle ihres Haares und lösten ihr die langen, schwarzen Locken; deren Schwärze und Länge war wie die dunkelste Nacht und sie durchschoss die Herzen mit den Zauberpfeilen ihres Auges. So zeigten sie sie in dem dritten Gewände und sie war, wie der Dichter von ihr sagt:
    Es flössen die Haare ihr wie ein Schleier über die Wangen;
    Sie weckte in mir ein Verlangen, wie Feuersgluten wild.
    Ich sprach: du hast den Morgen in Nacht gehüllt. Doch sie sagte:
    Nein, nur den vollen Mond hab ich in Dunkel gehüllt.
    Und sie zeigten sie im vierten Brautkleid; da trat sie vor wie die aufgehende Sonne und sie wiegte sich hin und her in lieblicher Anmut und blickte nach rechts und nach links, wie es die Gazellen tun. Sie traf alle Herzen mit den Pfeilen ihrer Augen; so wie der Dichter sang, als er ihresgleichen beschrieb:
    Als Sonne der Schönheit erschien sie den Menschen, die sie erblickten;
    Sie strahlte in lieblicher Anmut, verschönt durch Schamhaftigkeit.
    Als sie mit ihrem Antlitz und Lächeln der Sonne des Himmels
    Entgegentrat, hüllte jene sich in ihr Wolkenkleid.
    Und hervor trat sie im fünften Brautkleide, die liebliche Maid; sie war einem Weidenzweig oder einer dürstenden Gazelle gleich; ihre Flechten wallten und ihre Reize begannen sich zu entfalten; ihre Hüften bebten und ihre Locken schwebten; Wie einer der Dichter sang, als er ihresgleichen beschrieb:
    Sie strahlt wie der volle Mond in einer Nacht des Glückes;
    Ihr Wuchs hat weiche Formen, ihr Leib ist schlank und zart.
    Ein Auge hat sie, das die Menschen durch Schönheit gefangen nimmt;
    Die Röte auf ihren Wangen ist von des Rubinen Art.
    Und auf die Hüfte fällt ihr herab das Dunkel des Haares;
    Hüte dich vor den Schlangen in ihres Haares Gelock!
    Zwar sind so weich die Seiten; aber ihr Herz ist dennoch
    Trotz ihrer Weichheit härter als wie ein steinerner Block.
    Sie sendet den Pfeil des Blickes hervor unter ihrer Braue,
    Er trifft; und sei es auch ferne, niemals fehlet ihr Blick.
    Wenn wir einander umfassen und ich ihren Leib umschlinge,
    So stößt ihre volle Brust mich von der Umarmung zurück.
    Ja, ihre Schönheit ragt über alles Schöne empor;
    Ja, ihr Leib ist schlanker als wie das zarteste Rohr.
    Nun führten sie sie im sechsten Brautgewande, einem grünen Kleide, einher; und sie beschämte durch ihren Wuchs den braunen Speer. Sie übertraf durch ihre Anmut die Schönen in aller Welt und ihr strahlendes Antlitz erglänzte reiner als der Vollmond, der den Himmel erhellt; sie erweckte aller Verlangen durch ihre Lieblichkeit und sie übertraf die Zweige durch ihre Weichheit und Biegsamkeit, ja, durch all, was so herrlich an ihr war, brachte sie viel Herzeleid, wie ihm ein Dichter Ausdruck verleiht:
    Ein Mädchen, mit Feinheit und Klugheit begabt;
    Du siehst, wie die Sonn ihre Wange entleiht.
    Sie kam im Gewände, dem grünen, daher,
    Und glich der Granate, von Blättern umreiht.
    Wir stellten die Frage: Wie heißt dies Gewand?
    Da sprach sie die Worte mit klugem Verstand:
    Es brach den beherztesten Männern die Herzen,
    Drum nenne ich es den Zerbrecher der Schmerzen.
    Schließlich zeigten sie sie im siebenten Kleid, dessen Farbe die Mitte hielt zwischen Saflor und Safran, wie einer der Dichter von ihr sagt:
    Im Kleide, gefärbt mit Safran und Saflor, erscheint sie stolz, Duftend nach Amber und Moschus und köstlichem Sandelholz,

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