Märchen aus 1001 Nacht
und Anmut. Er aber fuhr so fort, bis sie das Haus des Wesirs erreichten, wo die Kämmerlinge das Volk zurückhielten und abwiesen; aber die Brautführerinnen sagten: âBei Allah, wir treten nicht ein, wenn nicht auch dieser Jüngling mit uns eintritt; denn er hat uns durch seine Freigebigkeit reich gemacht und wir wollen die Braut nur putzen, wenn er zugegen ist.â Und alsbald nahmen sie ihn mit in die bräutliche Halle und lieÃen ihn sitzen, ob auch der bucklige Bräutigam böse Augen machte. Alle die Frauen der Emire, der Wesire und der Kammerherren standen in doppelter Reihe und jede trug eine groÃe brennende Kerze und alle trugen dünne Schleier vor den Gesichtern; und die beiden Reihen erstreckten sich rechts und links vom Hochzeitsthron der Braut bis oben zum anderen Ende der Halle, neben dem Zimmer, aus dem die Braut herauskommen sollte. Als aber die Damen auf Bedir Edin Hassan blickten, auf seine Schönheit und Lieblichkeit und sein Antlitz, das da leuchtete wie der junge Mond, neigten alle Herzen sich ihm zu und die Sängerinnen sagten zu den Damen, die anwesend waren: âWisset, dieser Herrliche füllte uns die Hände mit lauter rotem Golde; drum lasst es an nichts fehlen in seiner Bedienung und gehorchet ihm in allem, was er sagt!â Da drängten sich all die Frauen um ihn mit ihren Fackeln und blickten auf seine Anmut und neideten ihm seine Schönheit; und eine jede hätte gern eine Stunde oder lieber noch ein Jahr an seiner Brust gelegen. Ja, sie lieÃen die Schleier von den Gesichtern fallen, da ihre Herzen so betroffen waren und sagten: âGlücklich die, die diesen Jüngling besitzt oder deren Herr er ist!â Dann riefen sie Flüche herab auf den buckligen Knecht und auf den, der dessen Hochzeit mit dem schönen Mädchen veranlasst hatte; und sooft sie nun Bedir Edin Hassan segneten, so oft fluchten sie dem Buckligen.
Darauf schlugen die Sängerinnen die Tamburine und bliesen die Flöten; und herein trat alsbald die Tochter des Wesirs, umgeben von ihren Zofen. Die hatten sie mit duftenden Spezereien erquickt, ihr das Haar mit Weihrauch beräuchert und schön geschmückt und sie mit Kleinodien und Gewändern bedeckt, wie sie den Perserkönigen anstanden. Zu ihrer Kleidung gehörte aber ein Gewand, das über die anderen Kleider herab fiel; das war bestickt mit rotem Golde und mit den Bildern von wilden Tieren und Vögeln geschmückt; ihren Hals hatten sie umgeben mit einem Halsband aus jemenischer Arbeit: das war Tausende wert und bestand aus lauter Edelgestein, dergleichen nannte noch kein König von Reicharabien und kein Kaiser sein. Und die Braut war wie der volle Mond, wenn er in der vierzehnten Nacht am Himmel thront; als sie eintrat, glich sie einer Paradiesesmaid. Preis sei ihm, der sie in solchem Glanz der Schönheit erschuf! Die Damen umgaben sie wie die Sterne den Mond, wenn er die Wolken durchleuchtet. Nun aber saà Hassan vor den Augen allen Volkes, als die Braut daher schritt mit wiegendem Gang; der bucklige Knecht aber wollte ihr entgegengehen, um sie in Empfang zu nehmen. Doch sie wandte sich ab von ihm und schritt weiter, bis sie vor ihrem Vetter Hassan stand. Da lachte die Menge und als sie sahen, dass die Braut zu Bedir Edin gegangen war, erhoben sie lautes Beifallsgeschrei und die Sängerinnen jubelten. Er aber griff mit der Hand in die Tasche, nahm eine Hand voll Goldes heraus und warf es mitten auf die Tamburine der Mädchen und die freuten sich und riefen: âWir wünschen, diese Braut wäre die deine!â Da lächelte er und alles Volk drängte sich um ihn, der bucklige Knecht aber blieb allein und sah aus wie ein Affe; sooft sie eine Kerze für ihn entzündeten, ging sie aus und so saà er elend und ohne ein Wort zu sagen im Dunkeln und sah nur sich selber. Vor Bedir Edin aber leuchteten die Fackeln in den Händen der Leute. Als er nun den Bräutigam allein im Dunkeln sitzen sah und dann auf sich selbst blickte, wie jene Leute ihn umdrängten und die Fackeln da brannten, wurde er verwirrt und wunderte sich sehr; doch als er seine Base ansah, da freute er sich und frohlockte. Dann schaute er ihr Gesicht, wie es im Licht erglänzte und strahlte, zumal da sie jenes Kleid aus roter Seide trug. Dies war das erste Brautgewand, in das die Zofen sie kleideten, während die Augen Hassans sich an diesem Anblicke weideten. Und sie wiegte sich im Gehen und neigte
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